LiveWaldbrände in Südeuropa+++ Flammenmeer bei St-Tropez vorerst gestoppt +++ Feuer in Griechenland teils unter Kontrolle
In gewissen Regionen Europas kämpfen die Feuerwehrleute erfolgreich gegen die Brände. Wir berichten laufend.
Das Wichtigste in Kürze:
Türkei, Griechenland, Italien und Spanien: In mehreren Ländern sorgen hohe Temperaturen für extreme Bedingungen.
Wegen der Trockenheit und starken Winden kommt es immer wieder zu Bränden.
Allein in der Türkei kamen wegen des Feuers acht Personen ums Leben.
Bereits mehrere Ortschaften mussten evakuiert werden.
Unklar ist, wann die Hitze nachlassen wird.
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Verbitterung auf der Insel Euböa: «Man hat uns brennen lassen»
Erstmals seit Beginn der Waldbrände auf der Insel Euböa Anfang der Woche sind dort am Sonntag massive Lufteinsätze gegen die Flammen geflogen worden. Im nördlichen Teil der Insel stehen viele Quadratkilometer Wald in Flammen, von Samstag auf Sonntag kämpften die Bewohner gegen bis zu sieben Kilometer lange Feuerwände.
Die Verbitterung bei den Menschen ist gross, weil die Löscharbeiten aus der Luft sich in den vergangenen Tagen auf den Norden Athens konzentriert hatten. «Man hat uns brennen lassen», sagte ein Mann dem Fernsehsender Skai.
Man habe keine andere Wahl gehabt, heisst es hingegen bei den Rettungskräften. «Wir konnten nicht überall sein. Man muss sich nur vorstellen, die Flammen im Norden Athens hätten sich auf dicht besiedeltes Gebiet ausgeweitet», wurde ein Feuerwehrmann zitiert.
Premier: Menschenleben haben Priorität
Auch der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis hatte in den vergangenen Tagen immer wieder betont, Menschenleben hätten Priorität vor Besitz und Wald. Im Grossraum Athen leben rund vier Millionen Menschen, Euböa hat etwa 220 000 Einwohner. Das derzeit von Bränden betroffene Gebiet besteht hauptsächlich aus Wald.
Dennoch sind dort mittlerweile Tausende Menschen aus den Ortschaften evakuiert worden. Auch am Sonntag kamen wieder Fähren, um Anwohner vom Ufer aus abzuholen, weil die Flammen den Landweg abgeschnitten hatten. Die Rauchschwaden ziehen zum Teil bis ins 100 Kilometer entfernte Athen und sind auch von den umliegenden Inseln aus gut zu sehen – ebenso wie der Feuerschein in der Nacht.
Brände gefährden Naturschutzgebiete und Landwirtschaft in Italien
In Süditalien bedrohen Waldbrände zunehmend die Landwirtschaft und Naturschutzgebiete. «Ein weiteres Mal befinden sich die geschützten Naturareale im Klammergriff verheerender Brände», erklärte der Präsident des Verbands für Parks und Naturreservate Federparchi, Giampiero Sammuri.
Betroffen seien der Aspromonte Nationalpark im süditalienischen Kalabrien und der Parco delle Madonie östlich der sizilianischen Hauptstadt Palermo. Federparchi forderte in seiner Mitteilung vom Samstag einen Plan, der das Überwachungs- und Brandschutzsystem verbessere.
Nahe der kleinen Stadt San Lorenzo am Rande des Aspromonte Nationalparks waren ein Mann und eine Frau im Zusammenhang mit den Waldbränden gestorben, als es auf ihrem Bauernhof brannte, wie die Feuerwehr am Freitag mitgeteilt hatte.
Der Agrarverband Coldiretti warnte in einer Mitteilung am Sonntag vor den Schäden für die Landwirtschaft durch die anhaltende Dürre, vor allem im Süden des Mittelmeerlandes. Die Ertrag beim Weizen könnte um zehn Prozent zurückgehen, während Experten bei Obstsorten wie Kirschen, Pfirsichen und Nektarinen mit einem Rückgang um teilweise bis zu 50 Prozent – verglichen mit einem normalen Jahr – rechnen.
Der Verband Coldiretti vermutet hinter den Wetterereignissen die Auswirkungen des Klimawandels. Zehntausende Hektar Wald, Weiden, Tiere und Olivenhaine seien bereits verbrannt. Der ausbleibende Regen und die Dürre begünstigten zudem die Ausbreitung der Flammen und Brandstiftungen.
Türkei: Mehrere Feuer ausser Kontrolle
In der Türkei haben am Samstag mehr als 5000 Einsatzkräfte gegen die Flammen angekämpft. Besonders die Küstenregionen im Süden und Westen des Landes sind seit Tagen schwer von den Bränden betroffen. In Köycegiz und Milas in der westtürkischen Provinz Mugla hätten sich die Feuer in der Nacht ausgebreitet, teilten örtliche Behörden mit. Die Evakuierung mehrerer Nachbarschaften sei angeordnet worden.
In Nähe der Städte Aydin und Mugla brannten am Samstag noch sechs unkontrollierte Feuer, wie Forstminister Bekir Pakdemirli mitteilte. In den Regionen Antalya, Marmaris und Bodrum gelang es Feuerwehrleuten unterdessen, einige Brände unter Kontrolle bringen, wie es hiess. Pakdemirli sprach von einer Katastrophe, die in die Geschichte eingehen werde.
Nach offiziellen Angaben wurden seit dem 28. Juli mehr als 200 Flächenbrände in 47 Provinzen unter Kontrolle gebracht. Rund 5250 Feuerwehrleute und mehr als 80 Hubschrauber, Flugzeuge und Drohnen sowie etwa 1000 Fahrzeuge seien zum Löschen im Einsatz, erklärte Präsident Recep Tayyip Erdogan auf Twitter.
Die Einsatzkräfte wurden von Teams aus mindestens sechs Ländern unterstützt, darunter Spanien und Russland. Pakdemirli sprach angesichts hoher Temperaturen und Wind von «aussergewöhnlichen Bedingungen» bei den Löscharbeiten und dankte den Feuerwehrleuten für ihren unermüdlichen Einsatz.
In Antalya wurde laut Wetterbericht Regen erwartet. Doch in der Provinz haben die Brände grosse Zerstörung hinterlassen, ganze Dörfer liegen unter Asche.
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Hoffnungsschimmer für Athen – noch zwei Feuerfronten übrig
Die Grossbrände im Norden von Athen sind am Samstag teilweise eingedämmt worden. «Erstmals können wir sagen, dass die Situation etwas besser ist – es gibt aktuell nur noch zwei Feuerfronten», sagte Nikos Peppas, Vize-Gouverneur der Region Attika, am Mittag dem Fernsehsender Skai. Es bestehe Hoffnung, die Brände bis zum Abend unter Kontrolle zu bringen. Die Rettungskräfte stehen unter enormem Druck, denn auf der Halbinsel Peloponnes und der Insel Euböa toben weiterhin zahlreiche unkontrollierte, grosse Brände. Sie wurden bisher kaum aus der Luft bekämpft, weil Athen im Fokus stand.
«Die vergangene Nacht war wirklich die Hölle, ein Alptraum. Wir haben gewaltige Anstrengungen unternommen, damit das Feuer nicht auf bewohntes Gebiet übergreift», sagte Pappas. Die vielen tausend evakuierten Menschen könnten bald zurückkehren – sofern ihre Häuser nicht abgebrannt seien. «Aber das muss langsam und mit grosser Vorsicht geschehen», sagte er. Jene, die in den vergangenen Tagen vor den Feuern flohen, wohnen momentan auf Staatskosten in Hotels oder bei Bekannten und Verwandten. In den vom Feuer betroffenen Gegenden gibt es vielfach noch keinen Strom und kein Wasser.
Waldbrände in Balkanländern weitgehend unter Kontrolle
Feuerwehren und Sicherheitskräfte in Albanien, im Kosovo und in Nordmazedonien haben die Waldbrände weitgehend unter Kontrolle gebracht. In Albanien löschten die Brandbekämpfer allein am Freitag 15 Feuer, teilte das Verteidigungsministerium in Tirana in der Nacht zum Samstag mit. Zehn Brandherde seien noch aktiv, seien aber keine Bedrohung für nahe gelegene Dörfer oder Nationalparks, hiess es in der Mitteilung.
Auch im Kosovo gelang es den Sicherheitskräften, nahezu alle Brände zu löschen, erklärte Verteidigungsminister Armend Mehaj laut Portal «zeri.info». In Nordmazedonien waren in den letzten 24 Stunden noch 616 Polizeikräfte im Einsatz, berichteten Medien am Samstagmorgen. Ein Brand, der das Dorf Budinarci im Osten des Landes bedroht hatte, stelle keine Gefahr mehr da, teilte der Katastrophenschutz mit.
Deutschland schickt Hilfe nach Griechenland
Angesichts der verheerenden Waldbrände schickt Deutschland Feuerwehrkräfte nach Griechenland. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte am Samstag der Deutschen Presse-Agentur, Deutschland habe in der vergangenen Nacht aktiv Hilfe angeboten, die Griechenland inzwischen angenommen habe. «Derzeit bereiten sich Feuerwehrkräfte aus NRW, Hessen sowie das Technische Hilfswerk darauf vor, sich zügig mit Einsatzfahrzeugen nach Griechenland zu begeben, um dort die Waldbrandbekämpfung zu unterstützen.»
Details zu Einsatzort, Abmarschzeitpunkt und Fahrtroute würde derzeit mit Griechenland abgestimmt, hiess es. Deutschland habe zusätzlich angeboten, die Waldbrandbekämpfung mit der Anmietung von geeigneten Hubschraubern mit der erforderlichen Traglast zu unterstützen. Ob der Einsatz der Hubschraubern von Griechenland angefordert werde, sei derzeit noch unklar.
Oppositionsparteien im Bundestag hatten kritisiert, dass Deutschland angesichts zahlreicher Waldbrände bisher keine Hilfe nach Griechenland geschickt hat. Zahlreiche EU- und andere europäische Staaten hatten bereits etwa Löschhubschrauber für den Kampf gegen die Flammen nach Griechenland geschickt.
Feuer breitet sich weiter raus in Griechenland
Die heftigen Waldbrände in Griechenland wüten weiter ausser Kontrolle. Nördlich von Athen breitete sich das Feuer am Samstag Richtung Osten aus bis zum Marathon-See, dem grössten Wasserreservoir der Hauptstadt. Für den Tag wurde starker Wind erwartet. Die Autobahn, die Athen mit dem Norden des Landes verbindet, blieb am Samstag vorsorglich gesperrt, nahe gelegene Flüchtlingslager wurden evakuiert. In der griechischen Hauptstadt bleibt die Situation gespenstisch. Wegen der starken Rauchbildung stinkt die ganze Stadt und Asche geht am dritten Tag in Folge nieder.
In der Türkei wüten noch immer 13 Feuer
In der Türkei lodern nach offiziellen Angaben aktuell 13 unkontrollierte Feuer. Einzig für das südtürkische Antalya konnten die Behörden Entwarnung geben: Alle Brände seien unter Kontrolle. Laut Wetterbericht wird Regen erwartet. Doch in der Provinz haben die Brände grosse Zerstörung hinterlassen. Ganze Dörfer wurden in Asche gelegt. Nichtregierungsorganisatinen versorgen Betroffene unter anderem mit Notunterkünften.
Der Bericht aus der zerstörten Region: «Wir haben nur noch unser Leben»
Gouverneur fleht um Hilfe
Die Brände auf der zweitgrössten griechischen Insel Euböa wüten immer stärker. Fanis Spanos, der für die Insel zuständige Gouverneur der Region Mittelgriechenland, setzte am Samstagmorgen über Facebook einen verzweifelten Hilferuf ab. «Das Feuer geht unvermindert weiter, es verbrennt Wälder und zerstört Häuser, es bedroht Menschenleben! Wir wollen endlich eine ernsthafte Anzahl von Löschflugzeugen, die wir seit dem ersten Tag fordern! Und mehr Löschzüge!»
Die Feuer könnten nicht alleine mit Bulldozern bekämpft werden, fügte Spanos hinzu und warnte: «Wenn wir nichts unternehmen, wird sich das Feuer wirklich überall ausbreiten.»
Zur Lage auf Euböa lesen Sie mehr im Ticker-Eintrag von 8:49 Uhr.
Brände bringen Athen unerträgliche Luft – Hoffnung auf «Zeitfenster»
Die Brandkatastrophe in Griechenland dauert an und bringt der Millionenmetropole Athen gefährliche Luft. Wegen der starken Rauchbildung stinkt die ganze Stadt und Asche geht am dritten Tag in Folge nieder. «Schliessen Sie alle Fenster und gehen Sie nicht aus dem Haus», riefen die Behörden die Einwohner auf.
Die ganze Nacht durch loderten im Norden der griechischen Hauptstadt die Flammen. «Wenn wir es heute nicht schaffen, die Brände einzudämmen, dann werden wir ein Riesenproblem haben», sagte der für den Zivilschutz zuständige Vizegouverneur des Grossraums Athens, Wassilis Kokkalis, am Samstagmorgen im Staatsfernsehen.
Weil die Winde in der Nacht und am frühen Morgen nachliessen, gebe es ein «Zeitfenster» für die Feuerwehr, die Brände im Norden Athens in den Griff zu bekommen, hiess es. Unterdessen bestätigte Kokkalis, dass es drei Festnahmen mutmasslicher Brandstifter gegeben habe.
Grossbrände toben weiterhin auch auf der zweitgrössten griechischen Insel Euböa. Dort mussten die rund 2000 Bewohner des Ortes Limni per Fähre evakuiert werden, weil der Landweg von den Flammen abgeschnitten war. Auch die Halbinsel Peloponnes, Kreta weit im Süden des Landes und Städte wie Grevena hoch im Norden sind von den seit Tagen nach langer Hitze und Trockenheit ausgebrochenen Bränden betroffen.
Am Samstag sollen dem griechischen Zivilschutz zufolge die ersten internationalen Helfer in Aktion treten. Erwartet werden bisher 16 israelische und 100 ukrainische Feuerwehrleute ebenso wie 82 Rettungskräfte und zwei Löschflugzeuge aus Frankreich. Aus Zypern kommen 40 Feuerwehrleute und zwei Flieger. Die Schweiz schickte drei Löschhelikopter, Schweden ist mit zwei Löschfliegern dabei, ebenso Rumänien mit 112 Feuerwehrleuten und 23 Fahrzeugen.
In der Türkei liegen ganze Dörfer in Schutt und Asche
Auch in der Türkei, in der besonders die Küstenregionen im Süden und Westen seit Tagen schwer betroffen sind, bedrohen Brände weiterhin zahlreiche Orte. Im westtürkischen Mugla kamen die Einsatzkräfte nicht zur Ruhe, im Bezirk Köycegiz wurden lokalen Behörden zufolge am Freitagabend die ersten Menschen in Sicherheit gebracht. Erneut mussten Feuerwehrkräfte ein Kraftwerk vor den Flammen schützen und brennbares Material wegschaffen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.
Im südtürkischen Antalya hat sich die Lage inzwischen beruhigt. Dort haben die Brände jedoch grosse Zerstörung hinterlassen. Ganze Dörfer wurden in Asche gelegt. Die Katastrophenschutzbehörde Afad stellte Container als Notunterkünfte auf. Zugleich wächst die Wut auf die Regierung. Seit Beginn der Brände vergangene Woche wird immer wieder Kritik an deren Krisenmanagement laut.
(sda)
Schweizer Helikopter auf dem Weg nach Griechenland
Vom Flugplatz Locarno aus sind am Samstagmorgen drei Helikopter der Schweizer Armee nach Griechenland abgeflogen. Sie helfen dem Land auf ein entsprechendes Hilfsgesuch der Regierung in Athen bei der Brandbekämpfung.
Die Schweizer Helikopter des Typs Super Puma sollen bereits am (morgigen) Sonntag ihre ersten Löscheinsätze fliegen. Für den Einsatz sind auch maximal 40 Mitarbeitende der Armee nach Griechenland gereist, wie das Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bekannt gegeben hatte.
Bereits am Freitagnachmittag hatte sich ein Soforteinsatzteam mit einem Flugzeug der Schweizer Luftwaffe auf den Weg nach Griechenland gemacht. Dieses Team besteht aus Angehörigen des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe des Bundes, aus Brandbekämpfungsspezialisten des Lehrverbandes Genie/Rettung/ABC sowie einem Vorausdetachement der Luftwaffe.
Tote im Norden Athens und in Italien
Die verheerenden Brände in der Ägäis haben nun auch in Griechenland erste Todesopfer gefordert. Ein 38-jähriger Bewohner der Stadt Ippokrateio nördlich von Athen starb laut Gesundheitsministerium im Krankenhaus, nachdem er von einem umstürzenden Strommast getroffen worden sei.
In der Ortschaft Kryoneri starb der Präsident der Athener Industrie- und Handelskammer, Konstantinos Michalos. Er wurde bewusstlos in seiner Fabrik in unmittelbarer Nähe der Brände gefunden und in ein Krankenhaus gebracht, wo er für tot erklärt wurde, wie die Nachrichtenagentur AFP vom Krankenhaus erfuhr. Nach griechischen Medienberichten wurden ausserdem zwei freiwillige Feuerwehrleute in kritischem Gesundheitszustand ins Krankenhaus gebracht.
Zwei Tote bei Waldbränden in Italien
Zwei Menschen sind bei den Waldbränden in Süditalien ums Leben gekommen. Die Leiche eines Mannes und einer Frau seien bei einem Bauernhof in San Lorenzo in der kalabrischen Provinz Reggio Calabria entdeckt worden, teilte die Feuerwehr am Freitag auf Twitter mit.
Löschflugzeuge seien in der Gegend unterwegs. Das Feuer habe einen Stall und ein weiteres Gebäude erfasst. Die Nachrichtenagentur Ansa berichtete, die beiden hätten einen Olivenhain vor den Flammen bewahren wollen.
Der Bürgermeister von Reggio Calabria, Giuseppe Falcomatà, sagte, dass unzählige Hektar Grün in Flammen aufgegangen seien. Einige Häuser seien evakuiert worden. «Berge und Hügel brennen weiter.» Seit Tagen kämpft Süditalien gegen Waldbrände. Unter anderen Kalabrien, Sizilien und Apulien sind betroffen.
Schweiz unterstützt Griechenland mit Helikoptern und Einsatzkräften
Drei Schweizer Armeehelikopter sowie Personal im Kampf gegen die verheerenden Brände in Griechenland: Das ist die Antwort aus Bern auf ein Hilfegesuch der Regierung in Athen.
Am Samstag werden drei Helikopter des Typs Super Puma und maximal 40 Mitarbeitende der Armee in Richtung Athen abheben, wie es in einer Mitteilung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) vom Freitag heisst. Ab Sonntag werden die ersten Löschoperationen geflogen.
Bereits am Freitagnachmittag machte sich ein Soforteinsatzteam mit einem Flugzeug der Schweizer Luftwaffe auf den Weg nach Griechenland. Dieses Team besteht aus Angehörigen des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe des Bundes, aus Brandbekämpfungsspezialisten des Lehrverbandes Genie/Rettung/ABC sowie einem Vorausdetachement der Luftwaffe.
Wegen der unkontrollierten Waldbrände fiel in der griechischen Hauptstadt Athen zunehmend der Strom aus. Der staatliche Netzbetreiber kündigte am Freitagmittag an, einzelne Athener Stadtteile vorübergehend und planmässig vom Netz zu nehmen, um die Versorgung insgesamt aufrecht erhalten zu können. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis schwor die Bürger auf harte Tage ein.
Behörden: Zwei Grossbrände im südtürkischen Antalya unter Kontrolle
Zwei Grossbrände in der türkischen Urlaubsregion Antalya sind nach offiziellen Angaben unter Kontrolle. Man sei nun dabei, die Gegend abzukühlen, teilte Forstminister Bekir Pakdemirli am Freitag auf Twitter mit.
Er dankte den Rettungskräften für ihren Einsatz. Brände in den westtürkischen Küstenregionen Marmaris und Milas wüten aber weiter. Am Mittwoch vergangener Woche waren zahlreiche Brände in mehreren Provinzen der Türkei ausgebrochen. Vor allem die Küstenregionen sind betroffen.
In Manavgat in Antalya hat das Feuer verheerenden Schaden angerichtet. «Das ist die Hölle auf Erden», sagte Murat Olcay, der sein Haus im Dorf Kalemler verloren hat, der Deutsche Presse-Agentur. Das Feuer sei innerhalb einer halben Stunde über das Dorf hergefallen und habe in kürzester Zeit zahlreiche Häuser ergriffen. Zu Fuss habe er sich noch gerade so retten können.
Besonders in Milas ist die Lage nach wie vor ernst, dort waren zahlreiche Viertel evakuiert worden. Ein in Zeitraffer aufgenommenes Video von Donnerstag zeigt, wie eine Feuerwand innerhalb von 30 Minuten auf ein Dorf zukommt, das schliesslich von den Flammen verschluckt wird.
Bauer löst in Italien Waldbrand aus und wird festgenommen
Der Boden staubtrocken, die Hitze gross: Immer wieder stecken Menschen in Italien absichtlich Felder und Wälder in Brand. Ein Schaf- und Ziegenzüchter wurde nun in der südlichen Region Kampanien um Neapel festgenommen.
Der Mann habe in der Gemeinde Montesarchio mit einem Feuerzeug hantiert und sei erwischt worden, teilte die Polizei am Freitag mit. Zwei Hektar Eichenwald, Weide- und Brachland brannten. Dem Mann drohen vier bis zehn Jahre Haft.
In der Gegend brennt es immer wieder, letztes Jahr mussten auch Löschflugzeuge anrücken. Meist gehen die Feuer auf Brandstiftung zurück – unter anderem weil Bauern Weideland erneuern wollen. Deshalb sind mittlerweile Videokameras in der Vegetation versteckt, um Tätern schneller auf die Spur zu kommen.
Feuerteufel sind in Italien ein Problem. Umweltminister Roberto Cingolani hatte erklärte, dass mehr als 57 Prozent der Brände auf Brandstiftung zurückgehen und rund 14 Prozent auf fahrlässiges Verhalten, wenn Menschen zum Beispiel Zigaretten wegwerfen oder Lagerfeuer machen. (Vgl. auch: Italien kämpft gegen Hunderte Waldbrände).
Auch Balkanländer kämpfen weiter gegen Flammen
Auch auf dem Balkan haben die Katastrophenschützer am Freitag weiter gegen Waldbrände gekämpft. Zugleich erwarteten die Meteorologen für die gesamte Region in Kürze eine regnerische Kaltfront, die die Brandgefahr vermindern dürfte.
In Nordmazedonien hatte die Regierung am Donnerstag den Krisenzustand ausgerufen angesichts von acht aktiven Bränden. Hier trafen die ersten Konvois einer Hilfsmission aus Österreich ein. Insgesamt schickt das Alpenland 136 Helfer, 16 Löschfahrzeuge, 24 Lastwagen und einen Krankenwagen nach Nordmazedonien, wie das Portal «vesti.mk» berichtete. Hilfe kam zudem aus Serbien, Bulgarien und Slowenien.
Im Nachbarland Albanien gab es am Freitag noch einen heftigen Brandherd im Norden bei Kukes, wie Verteidigungsminister Niko Peleshi sagte. Alle anderen Waldbrände seien unter Kontrolle gebracht worden. Während der letzten Woche hatten Brände im Süden sowie in der Küstenregion Vlora neben Vegetation auch einige Bauernhäuser zerstört.
Kosovo wurde in dieser Zeit von fast 500 Waldbränden heimgesucht, auch hier brannten mehrere Bauernhöfe. Die Brände konnten mit Unterstützung der im Kosovo stationierten KFOR-Truppe der Nato gelöscht werden. Doch fürchten die Behörden weitere Ausbrüche.
Brände: Athen und Ankara wollen sich helfen
Griechenland und die Türkei wollen sich gegenseitig bei der Bekämpfung von Bränden helfen. Allerdings soll dies erst geschehen, wenn die beiden Staaten die Feuer im jeweils eigenen Land unter Kontrolle gebracht haben.Dies teilte der griechische Aussenminister Nikos Dendias am Freitag mit. Zuvor hatte er mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu telefoniert. (Lesen Sie dazu auch: Waldbrände am Mittelmeer: Feuer in Griechenland und Türkei ausser Kontrolle).
Die beiden von Grossbränden heimgesuchten Nachbarstaaten streiten sich seit Jahrzehnten um Hoheitsrechte in der Ägäis und um die Zypernfrage. In den vergangenen Monaten hatte sich die Lage weiter zugespitzt. Die EU hat türkische Ansprüche in Sachen Ausschliessliche Wirtschaftszonen (AWZ) im östlichen Mittelmeer scharf kritisiert.
Einsatzkräfte mit Brandwunden — Menschen mit Atemnot
Bei den Grossbränden in Griechenland sind bislang 18 Menschen verletzt in Krankenhäuser eingeliefert worden. Die meisten litten an Atemwegsbeschwerden, sagte der griechische Gesundheitsminister Wassilis Kikilias am Freitag im Staatsfernsehen.
Dutzende weitere Menschen erlitten nach Informationen griechischer Medien leichte Verletzungen, mussten aber nicht ins Krankenhaus. Viele Feuerwehrleute nahmen am Freitag trotz leichter Verletzungen – in den meisten Fällen Brandwunden an den Händen – an den Löscharbeiten teil, wie das Fernsehen zeigte.
Die Chefin der Pneumologischen Klinik des Athener Krankenhauses Sotiria, Nina Gaga, warnte vor Gefahren wegen der Luftverschmutzung durch die Waldbrände. «Gehen Sie nicht aus dem Haus», warnte sie. Die Kleinpartikel in der Luft aus den Brandregionen im Norden Athens erreichten im Zentrum der griechischen Hauptstadt Werte, die als sehr gefährlich für Menschen gelten; vor alem für diejenigen, die Probleme mit den Atemwegen haben. Normale Schutzmasken gegen Corona helfen nicht. Wer ausgehe, müsse sich mit einer Maske vom Typ P95 und höher schützen, sagte die Ärztin.
Verzweifelte Türken
Auch in der Türkei kämpfen die Einsatzkräfte weiter gegen die Flammen. 13 Brände in sechs Provinzen waren nach offiziellen Angaben am Donnerstagabend noch nicht unter Kontrolle.
Besonders betroffen sind die Urlaubsregionen Antalya, Marmaris und Bodrum, dort bekommen die Einsatzkräfte die Brände seit Tagen nicht in den Griff. Die Einwohner sind verzweifelt und hoffen auf Regen – doch auch in den nächsten Tagen soll es extrem heiss werden. In Bodrum und Milas in der Provinz Mugla werden für Freitag mehr als 40 Grad erwartet.
Aussenminister Mevlüt Cavusoglu, der seinen Wahlkreis in Antalya hat, machte am Donnerstagabend etwas Hoffnung: Der Wind werde am Freitag in Antalya nachlassen und man hoffe, die Brände dort unter Kontrolle zu bringen.
Tausende Menschen mussten bereits ihre Häuser verlassen und wurden teils in Schulen und Sportstadien untergebracht. Die Behörden verbreiten immer wieder Listen mit Dingen, die benötigt werden: Besteck, Teller, Kissen und Decken – der Bedarf ist gross. Das Feuer hat bereits weite Landstriche verwüstet. Acht Menschen kamen ums Leben, Schätzungen zufolge sind mindestens 100'000 Hektar Wald und Felder den Flammen zum Opfer gefallen. Es sind die schwersten Waldbrände seit mehr als 13 Jahren in der Türkei.
Starke Winde fachen Brände in Greichenland an
Im von verheerenden Waldbränden getroffenen Griechenland spitzt sich die Lage weiter zu. Seit den frühen Morgenstunden fachten starke Westwinde am Freitag die zahlreichen Feuer weiter an. Nördlich von Athen wurden die Menschen mehrerer Ortschaften aufgerufen, die Region zu verlassen. Sicherheitskräfte zogen von Haus zu Haus, damit niemand vergessen wird.
Binnen 24 Stunden gab es landesweit 86 neue Waldbrände, wie die griechische Feuerwehr am Morgen twitterte. Selbst Dutzende Kilometer von den Bränden entfernt sehen die Menschen gewaltige gelbe Rauchwolken am Himmel, es riecht verbrannt, Asche regnet vom Himmel.
Auch auf der Insel Euböa und auf dem Peloponnes wüten die Feuer teils unkontrolliert. Auf Euböa mussten die Bewohner der Ortschaft Agia Anna im Nordosten der Insel mit Booten über das Meer in Sicherheit gebracht werden. Auch im Nordwesten brennt es, dort wurden ebenfalls zahlreiche Ortschaften evakuiert.
Am Morgen sei es zunächst nur darum gegangen, die Ausbreitung der Brände zu verhindern, berichtete die griechische Nachrichtenagentur ANA. Von einer Kontrolle der Flammen könne angesichts der starken Winde vorerst keine Rede sein.
SDA/AFP/red
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