LiveWaldbrände in Südeuropa+++ Flammenmeer bei St-Tropez vorerst gestoppt +++ Feuer in Griechenland teils unter Kontrolle
In gewissen Regionen Europas kämpfen die Feuerwehrleute erfolgreich gegen die Brände. Wir berichten laufend.
Das Wichtigste in Kürze:
Türkei, Griechenland, Italien und Spanien: In mehreren Ländern sorgen hohe Temperaturen für extreme Bedingungen.
Wegen der Trockenheit und starken Winden kommt es immer wieder zu Bränden.
Allein in der Türkei kamen wegen des Feuers acht Personen ums Leben.
Bereits mehrere Ortschaften mussten evakuiert werden.
Unklar ist, wann die Hitze nachlassen wird.
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Waldbrand ausser Kontrolle: Athen drohen Stromausfälle
Im Norden Athens wütet erneut ein gewaltiger Waldbrand, den die Feuerwehr bis zum frühen Donnerstagabend nicht unter Kontrolle bringen konnte. Die Elektrizitätsgesellschaft schaltete vorsorglich einen grossen Verteiler in der Region ab. Das Unternehmen kündigte an, in Athen stellenweise den Strom zu unterbrechen, um die Versorgung insgesamt aufrecht erhalten zu können. Die Bürger sollen im Laufe des Abends informiert werden, wann es wo keinen Strom gebe.
Die Einsatzkräfte der Feuerwehr hatten am Abend nur noch wenig Zeit – sobald die Dunkelheit hereinbricht, können die Löschflugzeuge und -hubschrauber nicht mehr arbeiten.
Die Ortschaft Krioneri 25 Kilometer nördlich vom Athener Stadtzentrum wurde vorsorglich evakuiert. Auch die zentrale Autobahn des Landes zwischen den Metropolen Athen und Thessaloniki ist mittlerweile in der betreffenden Region gesperrt.
Erst vor zwei Tagen war im Norden Athens ein grosser Brand ausgebrochen, der jedoch unter Kontrolle gebracht werden konnte. Auch in vielen anderen Gegenden des Landes brennt es nach langer Trockenheit und Hitze. Zahlreiche Ortschaften wurden evakuiert, viele Häuser fielen den Flammen zum Opfer.
Einen Überblick über die Schäden gibt es bisher nicht. Nach jetzigem Stand hat das Feuer jedoch noch keine Menschenleben gefordert.
Waldbrände: Nordmazedonien ruft Krisenzustand aus – ein Todesopfer
Wegen ständig auflodernder Waldbrände hat Nordmazedoniens Regierung am Donnerstag den Krisenzustand ausgerufen. Das berichtete das Portal «vesti.mk». Auch in den Nachbarländern Kosovo und Albanien bangten Menschen wegen der unkontrollierten Flammen um ihre Behausungen, Katastrophenschützer kämpften mit stets neu entstehenden Bränden.
Ein erstes Todesopfer der Flammen in Nordmazedonien habe es im Dorf Staro Nagoricane gegeben, meldete das Portal «press24.mk» und berief sich auf Augenzeugen: Eine Frau sei vor dem Feuer in ihr Haus in dem im Norden gelegenen Ort geflohen, habe sich dort eingeschlossen und sei danach in ihrem brennenden Haus gefangen gewesen.
Während der kommenden 30 Tage sollen in Nordmazedonien neben Feuerwehr auch Militär und Sicherheitskräfte des Innenministeriums die Brände und deren weitere Ausbreitung bekämpfen, wie die Regierung in Skopje entschied.
Derzeit seien in Nordmazedonien insgesamt acht Waldbrände aktiv, der grösste sei in der Nähe des Dorfs Pehcevo im Zentrum des Landes. Seit Mittwochmorgen versuchten dort fünf Hubschrauber-Teams, das Feuer zu löschen – zwei von der nordmazedonischen Armee und drei aus Serbien. Seit dem 3. August ist der Aufenthalt in den mazedonischen Bergen, etwa zum Wandern, wegen der Brandgefahr verboten.
Bereits am Vortag hatten Slowenien und Bulgarien Hilfe beim Löschen zugesagt. Am Donnerstag schlossen sich Österreich und die EU-Kommission den Hilfsmissionen an.
Im Kosovo war am Donnerstag die im Westen gelegene Bergstadt Peja mit etwa 50'000 Einwohnern akut von den Waldbränden gefährdet, erklärte der regionale Katastrophenschutz, wie das Portal «zeri.info» berichtete. Die dort ständig stationierte Nato-Truppe KFOR helfe beim Löschen. In der Nacht zum Donnerstag wurden in sechs Bezirken des Landes Waldbrände gelöscht, zwei weitere seien im Lauf des Tages neu ausgebrochen.
Im albanischen Dorf Gjorm nahe der Hafenstadt Vlora sind nach Angaben des Senders «tvklan» 6 Bauernhäuser verbrannt.
Feuerhölle am Mittelmeer: Drei neue Brandherde pro Stunde
Verzweifelt kämpfen Feuerwehrleute, Rettungskräfte, Militär und freiwillige Helfer im Süden Europas und in der Türkei gegen das Feuer. In Griechenland entfachten binnen 24 Stunden 92 Waldbrände über das ganze Land verteilt.
In der Türkei meldete das Forstamt am Donnerstag 180 Brände, von denen zwölf noch nicht unter Kontrolle seien. Demnach brechen pro Stunde gut drei neue Brände aus, oft in abgelegenen Regionen, immer wieder aber auch in der Nähe von Siedlungen und Menschen, die Hals über Kopf vor den Flammen fliehen müssen.
Gerade erst hatte die griechische Feuerwehr am Donnerstag einen gewaltigen Waldbrand unter Kontrolle gebracht, der das antike Olympia auf der Halbinsel Peloponnes bedrohte, da ging es an anderer Stelle schon weiter. Auf der zweitgrössten griechischen Insel Euböa, die stark bewaldet ist, entfachten am Donnerstag zahlreiche neue Brandherde. Kirchenglocken läuteten Alarm, Dörfer wurden evakuiert, Anwohner versuchten, mit Traktoren und Kettensägen Schneisen zu schaffen, damit die Flammen sich nicht weiter fortbewegen können.
Der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis kündigte bei einer Inspektion am Brandherd Olympia an, verstärkt Militär einzusetzen. Die Soldaten sollen die Situation aus der Luft mit Drohnen verfolgen und neue Brandherde zeitig entdecken. Zudem sollen sie die Feuerwehr mit Baggern und anderem schweren Gerät unterstützen und mit Tankwagen Wasser zu den Brandherden transportieren.
Italien: 70 Prozent der Feuer wegen Fehlverhaltens von Menschen
In Italien kämpften die Einsatzkräfte am Donnerstag ebenfalls weiter gegen die Flammen. Unter anderem Sizilien und Kalabrien waren betroffen. Mehrere Löschflugzeuge seien in den Provinzen Messina und Palermo im Einsatz, teilte die Feuerwehr auf Twitter mit. Rund 70 Prozent der Feuer seien auf Fehlverhalten von Menschen zurückzuführen, sagte Umweltminister Roberto Cingolani am Donnerstag. Hinzu kämen die Folgen des Klimawandels. Der Zivilschutz auf Sizilien sagte für Donnerstag wieder die höchste Brandrisikostufe für den Norden und Osten voraus.
In Bulgarien wurde am Donnerstag die zweithöchste Alarmstufe Orange für 24 der 28 Regionen ausgerufen – auch in der Hauptstadt Sofia mit rund 1,5 Millionen Einwohnern. Die beiden Grossbrände im Süden des Balkanlandes konnten zunächst unter Kontrolle gebracht werden, wie bulgarische Medien am Donnerstag berichteten. Allerdings kamen dabei zwei Forstarbeiter ums Leben, ein weiterer erlitt schwere Verbrennungen.
Türkei: Mindestens 100'000 Hektar fallen Falmmen zum Opfer
Auch in der Türkei wüteten die Brände in den Touristenregionen am Mittelmeer weiter. Seit Tagen bekommen die Rettungskräfte Grossbrände in den Provinzen Antalya und Mugla nicht unter Kontrolle. Allein in Mugla wurden knapp 12'000 Häuser und mehr als 36'000 Menschen evakuiert, wie Sprecher lokaler Behörden sagten. 2000 Häuser wurden offiziellen Angaben zufolge bisher beschädigt.
Das Feuer hat bereits weite Landstriche verkohlt. Expertenschätzungen nach sind mindestens 100'000 Hektar Wald und Felder den Flammen zum Opfer gefallen, acht Menschen kamen ums Leben. Landwirte klagten in türkischen Medien, Haus, Land und Vieh verloren zu haben. Touristen wurden teilweise auf dem Wasserweg aus Ferienorten evakuiert.
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen «Erzeugung von Sorge, Angst und Panik»
Derweil ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft wegen einer Kampagne in sozialen Medien. Unter dem Hashtag #HelpTurkey hatten User im Kampf gegen das Feuer um internationale Hilfe gebeten. Seit Beginn der Brände vergangene Woche wird immer wieder Kritik an der Ausstattung der Einsatzkräfte laut. Ermittelt werde nun unter anderem wegen «Erzeugung von Sorge, Angst und Panik» in der Bevölkerung und Anstiftung des Volkes zu Hass und Feindschaft, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.
Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Mittwochabend in einem Interview erneut Vorwürfe zurückgewiesen und der Opposition vorgeworfen, «Lügen-Terror» zu verbreiten. Erdogan sagte, inzwischen seien 20 Löschflugzeuge und 51 Helikopter im Einsatz. Unterstützung kommt nach offiziellen Angaben aus Kroatien, Spanien, der Ukraine, Russland, dem Iran und Aserbaidschan.
Brände in Griechenland gefährden antikes Olympia
Ein neuer Waldbrand in Griechenland gefährdet das Dorf Olympia auf der Halbinsel Peloponnes. Der griechische Zivilschutz ordnete am Mittwochnachmittag per SMS an die Einwohner an, den Ort zu verlassen. In unmittelbarer Nähe befindet sich die berühmte antike Stätte Olympia, bei der vor den Spielen stets das Olympische Feuer entzündet wird.
«Wir haben all unsere Einsatzkräfte nach Olympia geschickt, um Menschenleben und unsere antike Tradition zu retten», sagte der Bürgermeister von Pyrgos dem griechischen Sender Open. Kulturministerin Lina Mendoni sei auf dem Weg von Athen nach Olympia, berichtete derweil das griechische Staatsradio. Bei verheerenden Bränden waren 2007 in dieser Region im Westen des Peloponnes Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Die antike Stätte von Olympia war damals schwer beschädigt worden.
«Albtraumbrand» in Athens Vororten – Rauchschwaden über der Stadt
Feuerwehrleute in Griechenland kämpfen auch am Mittwochmorgen weiter gegen den Grossbrand in den nördlichen Vorstädten Athens. «Es ist ein Alptraumbrand am Rande der Stadt», sagte Regierungschef Kyriakos Mitsotakis nach einer Besichtigung der betroffenen Region. Oberste Priorität sei es, Menschenleben zu retten. Mit dem ersten Tageslicht wurden Hubschrauber und Flugzeuge eingesetzt, um die Feuer einzudämmen. Die Winde liessen vorerst nach. «Wir hoffen, heute den Brand unter Kontrolle bringen zu können, bevor Winde wieder einsetzen», sagte ein Offizier der Feuerwehr im Staatsfernsehen. Informationen über Opfer lagen am Mittwochmorgen nicht vor. Mehrere Ortschaften waren am Vortag evakuiert worden.
Wegen der starken Rauchentwicklung und der Windstille war am Morgen in Athen die Sicht auf wenige hundert Meter beschränkt. Ein beissender Geruch machte den Menschen in der Stadt ausserdem zu schaffen. Asche ging auf Häuser nieder. «Bleiben Sie zuhause. Alle Fenster müssen geschlossen sein», rief der Zivilschutz die Menschen auf. Zudem werden erneut extreme Temperaturen um die 43 bis 44 Grad am Mittwoch in Athen erwartet. Die Glühhitze werde noch bis zum Wochenende andauern, teilte das Wetteramt mit.
Feuer gab es auch auf der Halbinsel Peloponnes und den Urlaubsinseln Rhodos und Kos sowie auf der Insel Euböa. Insgesamt kämpfte die Feuerwehr landesweit gegen 40 grössere Brände, wie der der Zivilschutz am Vorabend mitgeteilt hatte. Hunderte Häuser seien nach einer ersten Schätzung verbrannt oder beschädigt worden.
300 Menschen bei Athen evakuiert
Dichter Rauch über Athen: Hunderte Feuerwehrleute haben gegen die verheerenden Waldbrände in der Nähe der griechischen Hauptstadt gekämpft. Nach Angaben der Einsatzkräfte mussten am Dienstag rund 300 Menschen wegen der herannahenden Flammen ihre Häuser verlassen. «Unsere Priorität ist es, Leben zu retten, daher die Entscheidung, die Dorfbewohner zu evakuieren», sagte Katastrophenschutzminister Michalis Chryssohoidis vor Journalisten.
Bei den Löscharbeiten waren der Feuerwehr zufolge sieben Flugzeuge, fünf Hubschrauber, 70 Löschfahrzeuge und mehr als 500 Mann im Einsatz. Wegen des Feuers am Fusse der Parnitha-Bergkette musste nach Angaben der Feuerwehr ein Teil der Autobahn gesperrt werden, die Athen mit dem Norden und Süden des Landes verbindet. Medienberichten zufolge wurden zudem dutzende Kinder aus einem nahegelegenen Ferienlager in Sicherheit gebracht.
In Griechenland herrschen Rekordtemperaturen, das Land ächzt seit der vergangenen Woche unter der schlimmsten Hitzewelle seit mehr als 30 Jahren. In einigen Teilen des Landes wird in dieser Woche mit Höchsttemperaturen von 43 Grad Celsius gerechnet. Die Temperaturen erschwerten den Kampf gegen die Flammen – und begünstigen immer neue Brände.
Kos: «Wenn der Wind nicht nachlässt, haben wir ein Problem»
Auf der griechischen Ferieninsel Kos ist das Feuer nur ca. 2 Kilometer von der Stadt Kos entfernt. «Wenn der Wind nicht nachlässt, haben wir ein Problem», sagte ein Anwohner zu unserem Leser-Reporter. Die Feuerwehr komme nur schwer voran. Zum Einsatz komme tagsüber lediglich ein Helikopter. Andere Flugzeuge würden laut dem Anwohner in Athen gebraucht.
Gemäss dem Leser-Reporter kommt es auf Kos immer wieder zu Stromausfällen, die manchmal zehn Minuten oder ganze zwei Stunden dauern.
Bodentemperaturen über 50 Grad in Türkei und Zypern
Intensive Hitzewellen in der Türkei und auf Zypern haben die Bodentemperaturen zum zweiten Mal innerhalb eines Monats auf über 50 Grad Celsius steigen lassen. Die Europäische Weltraumagentur (ESA) veröffentlichte am Dienstag eine Wetterkarte mit Satellitenaufnahmen der Region, auf der mehrere Gebiete in den beiden Ländern tiefrot erscheinen.
Bodentemperaturen sind nicht dasselbe wie die üblicherweise angegebenen Lufttemperaturen. «Wettervorhersagen sagen die Lufttemperaturen voraus. Die vom Satelliten gesammelten Daten messen das tatsächliche Energieniveau, das vom Boden abgestrahlt wird», erklärte die ESA.
Paar in Antalya stirbt bei Versuch, Hund zu retten
Inmitten glühender Hitze haben tausende Feuerwehrleute in der Türkei am Dienstag weiter gegen die schlimmsten Waldbrände seit Jahren gekämpft. In der Türkei näherte sich das Feuer am Abend immer weiter einem Wärmekraftwerk, Bauern mussten ihr Vieh aus brennenden Ställen an die Strände scheuchen.
Nach Angaben der türkischen Regierung wurden seit der vergangenen Woche im ganzen Land mehr als 150 Brände registriert. Mehr als 5000 Feuerwehrleute waren im Einsatz, die Polizei schickte Wasserwerfer zu den Löscharbeiten.
Bei den Bränden in der Türkei kamen mindestens acht Menschen ums Leben, darunter laut Medienberichten auch ein türkisch-deutsches Paar. Der türkische Mann und seine in Deutschland geborene binationale Frau hätten in Manavgat in der südlichen Provinz Antalya versucht, ihren Hund aus den Flammen zu retten, berichtete ein Nachbar der Zeitung «Hurriyet». Die beiden seien gestorben, der Hund habe überlebt.
In der Stadt Milas näherte sich ein grosses Feuer einem Wärmekraftwerk. Die Situation sei sehr ernst, warnte der Bürgermeister in einem Video im Onlinedienst Twitter. Die Flammen rückten immer dichter auf das Kraftwerk zu.
Im Urlaubergebiet Marmaris an der Ägäis-Küste sahen Reporter der Nachrichtenagentur AFP, wie Bauern ihr Vieh aus brennenden Ställen an den Strand scheuchten. «Das Feuer kam rasend schnell», berichtete Mevlut Tarim, der mehrere seiner Tiere durch dichten Rauch hindurch rettete. «Eine meiner Kühe starb, sie verbrannte.»
Seit Jahresbeginn wurden nach Behördenangaben schon fast 95.000 Hektar Fläche durch Brände zerstört. In den Jahren 2008 bis 2020 waren es im gleichen Zeitraum durchschnittlich rund 13.500 Hektar. Am Montag hatte die EU Löschflugzeuge in die Türkei geschickt, um bei der Bekämpfung der Waldbrände zu helfen.
Präsident Recep Tayyip Erdogan dankte am Dienstag im Onlinedienst Twitter allen «freundlichen Ländern», die Hilfe gesandt hätten. Damit wollte er offenbar Kritik entkräften, er habe zu zögerlich und nur unwillig Hilfe von aussen angenommen. Der Staatschef steht vor allem in den Onlinenetzwerken zunehmend in der Kritik wegen seines Krisenmanagements.
Stromausfall in den Grossstädten
Die Brände wurden von Rekordtemperaturen von über 40 Grad Celsius begünstigt. Die Hitze führte in vielen Städten auch zu einem Rekordanstieg des Stromverbrauchs. Dadurch fiel der Strom in Grossstädten wie Istanbul und Ankara immer wieder aus, was die Kritik an Erdogan verstärkte.
Auch in Italien und Spanien brennen derzeit Wälder und Felder. In Zeiten der Klimakrise erreiche das Ausmass der Feuer eine neue Dimension, erklärte die Umweltschutzorganisation WWF. In Südeuropa würden seit 2017 immer häufiger sogenannte «Megabrände beobachtet, die wahre Feuerstürme erzeugen».
Menschen flüchten vor Grossbrand im Norden Athens
Nach dem Ausbruch eines Grossbrandes im Norden der griechischen Hauptstadt Athen sind vier grosse Ortschaften evakuiert worden. Tausende Menschen mussten Zuflucht in anderen Teilen der griechischen Hauptstadt suchen. Der Staat bot diesen Menschen Hotelzimmer für die kommenden Nächte an.
Mehrere Löschflugzeuge und Hubschrauber kämpften bis zum letzten Tageslicht gegen die ausser Kontrolle geratenen Flammen. Dann blieben nur die Bodenkräfte im Einsatz. «Unser primäres Ziel ist, Menschenleben zu retten», sagte der griechische Minister für Bürgerschutz Michalis Chrysochoidis nach einer Krisensitzung im Staatsfernsehen.
Die Flammen tobten am Dienstagabend zwischen den Häusern der Athener Vorstädte Varybobi und Acharnes. Einige Häuser brannten lichterloh, wie das Staatsfernsehen (ERT) zeigte. Brände brachen auch auf der Insel Euböa, der Halbinsel Peloponnes und auf den Urlaubsinseln Kos und Rhodos aus. Insgesamt tobten am Dienstagabend landesweit 40 Brände, teilte ein Sprecher des Zivilschutzes mit. Informationen über Opfer gab es nicht.
Dicke Rauchschwaden waren aus allen Stadtteilen Athens sichtbar. Asche ging auf die Stadt nieder. Die Rauchwolken dehnten sich weit ins Ägäische Meer aus, wie auf Satellitenbildern zu sehen war.
Dicke Rauchschwaden waren aus allen Stadtteilen Athens sichtbar. Asche ging auf die Stadt nieder. Die Rauchwolken dehnten sich weit ins Ägäische Meer aus, wie auf Satellitenbildern zu sehen war.
Sizilien: Brandstifter auf frischer Tat ertappt
Im Zusammenhang mit den seit Tagen andauernden Waldbränden in Italien haben Polizisten zwei Brandstifter auf Sizilien festgenommen. Die Carabinieri hätten die beiden Männer im Alter von 80 und 25 Jahren am Montag auf frischer Tat in der zentralen Provinz Enna ertappt, hiess es in einer Mitteilung am Dienstag. Demnach waren sie dabei, einen Brand im Gebiet des Gebirges Monti Nebrodi zu legen, einem bekannten Natur-Areal Siziliens, das teils unter Naturschutz steht. Die Carabinieri hatten in den vergangenen Tagen nach eigenen Angaben bereits einen Brandstifter andernorts festgenommen.
Der Süden Italiens, die grossen Inseln und Teile an der Adriaküste waren in den vergangenen Tagen von heftigen Waldbränden betroffen gewesen. Brandstiftung galt oft als ein Grund für die Flammen. Ausserdem herrschen derzeit Hitze und Trockenheit, die die Flammen begünstigen. Vereinzelt wurden Menschen Medienberichten zufolge verletzt.
Am Dienstagmorgen meldete die Feuerwehr landesweit 1130 Einsätze in den zurückliegenden 24 Stunden wegen Buschfeuern. Die Situation bessere sich etwas, hiess es weiter. Löschflugzeuge seien unter anderem in der Region Kalabrien an der italienischen Stiefelspitze im Einsatz. Die Flammen auf Sizilien, Sardinien und an der Adria wüteten auch in Touristengegenden oder teilweise direkt am Strand.
Die Zivilschutzbehörde auf Sizilien sagte für Dienstag für den Norden der Insel ein erhöhtes Brandrisiko voraus. In der Gegend um die Stadt Catania im Osten Siziliens prognostizierten die Experten ausserdem eine Hitzewelle. Eine Bewohnerin aus einen Dorf nördlich von Catania sagte der Deutschen Presse-Agentur, in Sizilien sei es zwar jeden Sommer heiss, aber solche Temperaturen seien nicht normal. Viele Häuser gerade in den höher gelegenen Ortschaften hätten zudem keine Klimaanlagen.
Griechenland: Extremhitze dauert an, Brandgefahr ist gross
Die historische Hitzewelle in Griechenland lässt nicht locker. Seit über einer Woche klettern die Temperaturen für mehrere Stunden täglich auf über 40 Grad. In Mittelgriechenland und auf der Halbinsel Peloponnes werden von Dienstag bis Freitag weiterhin Spitzenwerte von bis zu 46 Grad erwartet.—
Die Feuerwehr kämpfte in der Nacht zum Dienstag auf der Insel Rhodos gegen einen Wald- und Buschbrand in einer Schlucht nahe des Dorfes Maritsa, das Dorf musste evakuiert werden. Touristische Anlagen waren nicht bedroht. Kleinere Brände gab es auch auf der Halbinsel Peloponnes und an der griechisch-türkischen Grenze am Fluss Evros, wie die Feuerwehr mitteilte. Opfer oder Verletzte habe es bislang nicht gegeben.
Die Brandgefahr werde angesichts der Dürre auch nach dem Ende dieser Hitzewelle enorm sein, warnten Meteorologen: Wenn Winde einsetzten, könne es zu verheerenden Feuern kommen. Im Sommer und besonders im August wehen in der Ägäis häufig starke Winde, die unter den Namen Etesien oder Meltemi bekannt sind. Sie bringen zwar Erfrischung, können aber Brände leicht anfachen, die dann rasch ausser Kontrolle geraten können, wie Wetterexperten im Staatsfernsehen betonten. Nach einer ähnlichen Dürre- und Hitzeperiode und danach einsetzenden Winden kamen in Griechenland 2007 Dutzende Menschen ums Leben.
Meteorologen rechnen immerhin mit einem geringen Rückgang der Temperaturen auf Höchstwerte von um die 38 Grad am kommenden Wochenende. Dann sollen auch die Etesien- oder Meltemi-Winde einsetzen.
Türken bringen Kühe am Strand in Sicherheit
An der türkischen Mittelmeerküste kämpft die Feuerwehr seit knapp einer Woche gegen verheerende Waldbrände an. Die Touristen wurden bereits evakuiert, türkische Bäuerinnen und Bauern versuchen nun, ihre Tiere am Badestrand in Sicherheit zu bringen.
Extreme Hitze und Waldbrände auch in Bulgarien
Auch Bulgarien wird von einer Hitzewelle heimgesucht – der grössten seit neun Jahren mit Temperaturen über 40 Grad.
Im Süden des Balkanlandes wüteten am Dienstag bei extremer Trockenheit und starken Winden zwei Grossbrände. Wohnorte oder Menschen wurden aber nicht gefährdet, wie bulgarische Medien berichteten. In neun der 28 Regionen wurde die höchste Warnstufe Rot ausgerufen. In den anderen Landesteilen galt die zweithöchste Alarmstufe Orange.
Am heissesten war es am Nachmittag mit Werten über 40 Grad in Sandanski (siehe Karte) an der Grenze zu Griechenland, im mittelbulgarischen Plowdiw sowie in der Donaustadt Russe. In Sofia kletterten die Temperaturen auf für die Balkanmetropole unangenehme 38 Grad. Eine Abkühlung erwarteten Meteorologen erst am Donnerstag.
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Brüssel schickt Löschflugzeuge in die Türkei
Im Kampf gegen die verheerenden Waldbrände bekommt die Türkei Hilfe von der EU. Aussenminister Mevlüt Cavusoglu bedankte sich am Montag für den Einsatz von drei Löschflugzeugen, die aus Spanien und Kroatien in die Waldbrandgebiete an der türkischen Mittelmeerküste verlegt wurden. Auch in Griechenland kämpfte die Feuerwehr am Montag weiter gegen zwei grosse Waldbrände auf der Insel Rhodos und auf dem Peloponnes.
Schon seit Tagen wüten in zahlreichen Ferienregionen am Mittelmeer verheerende Waldbrände, auch in Italien und Spanien. Besonders kritisch ist die Lage in der Türkei, wo inzwischen acht Menschen ums Leben gekommen sind. Nach Angaben der Forstverwaltung wurden seit Mittwoch vergangener Woche landesweit 130 Brände registriert. Sieben dieser Brände, die meisten von ihnen nahe der Urlaubsorte Antalya und Marmaris an der Ägäis-Küste, waren demnach bis Montag noch nicht gelöscht.
In Marmaris standen bewaldete Hügel ausserhalb der Stadt in Flammen. «Das ist eine Katastrophe», sagte der Einwohner Evran Ozkan, der als einer von vielen Freiwilligen der Feuerwehr hilft. An der Küste stehen schon Rettungsboote für Evakuierungen bereit. Die Rettungskräfte befürchten, dass sich die Feuer weiter ausbreiten und den Landweg nach Marmaris abschneiden könnten. Mehr als 4000 Feuerwehrleute sind im Einsatz. Temperaturen um 40 Grad Celsius und starker Wind fachen die Flammen immer wieder an.
Schon am Sonntag waren in der Südtürkei dutzende Dörfer und Hotels evakuiert worden. In Bodrum mussten nach Angaben des Bürgermeisters mehr als 1100 Menschen per Boot in Sicherheit gebracht werden, weil die Strassen nicht mehr befahrbar waren.
Schlimmste Brände seit zehn Jahren
Für die Türkei sind es die schlimmsten Brände seit gut einem Jahrzehnt. Seit Jahresbeginn wurden nach Behördenangaben schon fast 95'000 Hektar Fläche durch Brände zerstört. In den Jahren 2008 bis 2020 waren es im selben Zeitraum durchschnittlich nur rund 13'000 Hektar. Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, versicherte, in «dieser sehr schwierigen Zeit» stehe die EU an der Seite der Türkei.
In Griechenland gerieten in der Region Achaia nahe der Hafenstadt Patras auf dem Peloponnes seit Samstag mehr als 3000 Hektar Kiefern- und Olivenhaine in Brand, wie das Nationale Observatorium in Athen unter Berufung auf Satellitenbilder erklärte. Fünf Dörfer und ein Badeort mussten nach Behördenangaben evakuiert werden, acht Menschen wurden mit Verbrennungen und Atemproblemen in Krankenhäuser eingeliefert.
Am Montagmorgen war das Feuer immer noch nicht vollständig unter Kontrolle, wie die griechische Nachrichtenagentur Ana unter Berufung auf den Wetterdienst meldete. Für Montag sagten die Meteorologen auf dem westlichen Peloponnes Temperaturen von 44 bis 45 Grad voraus – die Waldbrandgefahr bleibt also hoch.
Trockenheit, starker Wind und Temperaturen von deutlich über 30 Grad lösen in Griechenland jeden Sommer verheerende Waldbrände aus. Seit einigen Tagen leidet das Land aber unter einer extremen Hitzewelle – vielerorts fallen die Temperaturen selbst nachts nicht unter 26 Grad. Experten sehen darin ein weiteres Zeichen für den Klimawandel.
Kampf gegen Brände in Türkei geht weiter
In der Türkei kämpfen Tausende Einsatzkräfte den sechsten Tag in Folge gegen Wald- und Buschbrände in der Mittelmeerregion. Von 129 Bränden seien 122 unter Kontrolle gebracht worden, teilte der Kommunikationsdirektor des türkischen Präsidenten, Fahrettin Altun, in der Nacht zu Montag via Twitter mit. Bisher sind acht Menschen durch die Feuer getötet worden.
In mehreren Provinzen der Türkei waren am Mittwoch Waldbrände ausgebrochen. Besonders betroffen sind die südwesttürkischen Provinzen Antalya und Mugla. Zahlreiche Orte wurden evakuiert, darunter auch der Ferienort Turunc in Marmaris. Wie die türkische Zeitung Hürriyet berichtete, wurden Touristen per Boot aus dem in einer Bucht gelegenen Ort in Sicherheit gebracht. Am Montag lagen die Temperaturen in den betroffenen türkischen Regionen bei knapp 40 Grad.
Die Europäische Union schickt derweil Unterstützung in die Türkei. Drei Löschflugzeuge, eines aus Kroatien und zwei aus Spanien, seien mobilisiert worden, hiess es in einer Mitteilung der EU-Kommission. Offiziellen türkischen Angaben zufolge wurden zudem Löschflugzeuge aus der Ukraine, Russland, dem Iran und Aserbaidschan angefordert.
Hitzewerte steigen noch an
Am Montag und Dienstag werden in Griechenland Werte von bis zu 47 Grad erwartet, wie das Wetteramt mitteilte. Vor allem die Einwohner der Ballungszentren wie der Millionenstadt Athen leiden unter der seit fast einer Woche andauernden Hitzewelle. «Man kann draussen wegen der Hitze kaum atmen und drinnen ist die Luft wegen der Klimaanlage ungesund», sagte eine Frau im staatlichen Fernsehen.
Unklar ist, wann die Hitze nachlassen würde. Einige Meteorologen befürchteten, die hohen Temperaturen könnten noch einige Tage andauern. Dies sei sehr gefährlich vor allem für ältere Menschen und Kleinkinder. «Vorsicht! Der Hitzeschlag lauert», warnen immer wieder Ärzte im Radio und im Fernsehen.
Brand auf Rhodos unter Kontrolle
Unter dem Einsatz von Löschflugzeugen und Helikoptern konnte die Feuerwehr den Grossbrand auf der griechischen Insel Rhodos unter Kontrolle bringen. Hotels und andere touristische Anlagen waren nicht betroffen, wie der Zivilschutz in Athen am Montag mitteilte.
Eine grosse Sorge der Regierung ist derweil, dass es zu mehrstündigen Stromausfällen kommen könnte. Unzählige Klimaanlagen laufen seit Tagen ununterbrochen auf Hochtouren. Das Energieministerium rief alle Bürger dazu auf, die Anlagen nicht auf die niedrigste Temperatur einzustellen. «26 Grad und nicht mehr», hiess es. Auch das Kochen mit Öfen sollte vermieden werden. Waschmaschinen sollten um die Mittagszeit – wenn der Energieverbrauch am höchsten ist – nicht benutzt werden.
SDA/AFP/red
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