Megabau in TianjinNach 10 Jahren Pause will China seinen 600 Meter hohen Schandfleck doch noch tilgen
Was der höchste Turm Chinas werden sollte, war ein Jahrzehnt lang eine Bauruine. Nun soll das Bauwerk 2027 fertig werden.

Bauruine statt höchster Turm Chinas: Zehn Jahre lang ging beim Wolkenkratzer Goldin Finance 117 in Tianjin nichts. Nichts – ausser, dass er von Guinness den Weltrekord verliehen bekam, das höchste leer stehende Gebäude der Welt zu sein.
Doch nun sollen die Arbeiter wieder ans Werk gehen und die Maschinen in luftiger Höhe anrollen, wie CNN berichtet. Schon nächste Woche könnte es an die Fertigstellung des Megabaus Goldin Finance 117 gehen. 2027 soll der Turm stehen. Weil die chinesische Regierung seit 2020 den Bau von Wolkenkratzern stark einschränkt und reguliert, wird es der letzte Turm im Land sein, der über einen halben Kilometer misst.
Seine finale Höhe von 597 Metern hat das 117 Stockwerke hohe Gebäude bereits erreicht, als 2015 die Arbeiten aus finanziellen Gründen eingestellt werden mussten. Grund war ein Börsencrash, der den Immobilienkonzern Goldin Properties in Schieflage brachte. Geplant waren in dem Gebäude vor allem Büros und auf den obersten Etagen ein Luxushotel mit Observationsdeck.
Sinnbild für chinesische Immobilienkrise
Auch andernorts im Land wurden nach 2015 Bauarbeiten an Wolkenkratzern eingestellt. Es sei zum Sinnbild für die Immobilienprobleme des Landes geworden, schreibt CNN. Auch der mit ähnlichen Problemen beladene 468 Meter hohe Greenland Tower in der zentralchinesischen Stadt Chengdu ragte lange unfertig in die Höhe. Auch dieses Projekt soll jetzt finalisiert werden.

Dass die Arbeiten an diesen beiden Prestigeobjekten weitergehen, sei kein Zufall, sagt Qiao Shitong, Juraprofessor von der Duke University und Autor mehrerer Bücher über die chinesische Immobilienkrise. Er sagt gegenüber dem TV-Sender: «Die Regierung hat deutlich gemacht, dass sie den Immobilienmarkt stabilisieren will. Sie hat die lokalen Behörden ermutigt, den angeschlagenen Sektor wiederzubeleben.»
Für die betroffenen Städte geht es auch ums Image. Goldin Finance 117 in Tianjin galt als einer der grossen Schandflecke des Landes. Dieser soll nun getilgt werden – auch wenn die vollständige Finanzierung noch nicht gesichert ist. Der Turm dürfte auch einen neuen Namen erhalten.
Klar ist aber jetzt schon: Wegen der zehnjährigen Untätigkeit ist Goldin Finance 117 im Ranking nach hinten gerutscht. 2015 wäre er der dritthöchste Wolkenkratzer der Welt gewesen und der höchste Chinas. Diese Spitzenposition hat inzwischen der Shanghai Tower inne (632 Meter), auf Platz 2 folgt das Ping An International Finance Center in Shenzhen (599). Mit 597 Metern Höhe wäre Goldin Finance 117 derzeit der sechsthöchste Wolkenkratzer der Welt.
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