LiveWaldbrände in Südeuropa+++ Flammenmeer bei St-Tropez vorerst gestoppt +++ Feuer in Griechenland teils unter Kontrolle
In gewissen Regionen Europas kämpfen die Feuerwehrleute erfolgreich gegen die Brände. Wir berichten laufend.
Das Wichtigste in Kürze:
Türkei, Griechenland, Italien und Spanien: In mehreren Ländern sorgen hohe Temperaturen für extreme Bedingungen.
Wegen der Trockenheit und starken Winden kommt es immer wieder zu Bränden.
Allein in der Türkei kamen wegen des Feuers acht Personen ums Leben.
Bereits mehrere Ortschaften mussten evakuiert werden.
Unklar ist, wann die Hitze nachlassen wird.
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Italiens Zivilschutz will EU-Mechanismus aktivieren
Angesichts der andauernden Waldbrände in Italien erbittet der Chef der Zivilschutzbehörde europäische Hilfe. «Gestern hatten wir einen dramatischen Tag», sagte Fabrizio Curcio am Montag im italienischen Privatfernsehsender Canale 5.
Er beantragte die Aktivierung des europäischen Mechanismus, mit dem aus anderen EU-Ländern zum Beispiel Löschflugzeuge zur Unterstützung nach Italien kommen könnten, wie es in einer Mitteilung von Sonntagnacht hiess. Bei den Bränden auf Sardinien in der vergangenen Woche hatten Griechenland und Frankreich bereits Löschflugzeuge entsandt.
Am Montag berichtete die Nachrichtenagentur Ansa von zahlreichen Passagieren, die im Hauptbahnhof der norditalienischen Stadt Bologna die Nacht verbringen mussten. Bologna ist ein zentraler Knotenpunkt im Netz der italienischen Eisenbahn. Viele Züge in Richtung Süditalien und Adria hatten wegen der Brände dort Verspätung oder fielen aus.
An der Adria-Küste wüteten die Flammen am Sonntag etwa in der Stadt Pescara. Dort zerstörten die Feuer Teile eines Naturreservats. Die Brände waren vom Strand aus zu sehen. Die Feuerwehr evakuierte nach eigenen Angaben mehrere Häuser und brachte mehr als 100 Menschen in Sicherheit. Ab Abend meldete sie, die Flammen seien unter Kontrolle. Ansa zufolge gab es auch Verletzte.
Aus vielen Regionen Italiens machten sich Feuerwehr-Trupps auf den Weg nach Sizilien. Die beliebte Ferieninsel war in den vergangenen Tagen ebenfalls stark von den Bränden betroffen, ebenso wie weitere Teile Süditaliens. Aus Südtirol machte sich die Waldbrandmannschaft auf den Weg nach Sizilien.
Stand Sonntagabend sprach die Feuerwehr von mehr als 1500 Einsätzen landesweit. Fast 5160 Feuerwehrleute und 15 Löschflugzeuge seien den Tag über im Einsatz gewesen. In Italiens Süden herrschen derzeit Hitze und Trockenheit sowie starke Winde, die die Brände immer wieder anfachen.
Historische Hitzewelle - 16 Verletzte in Griechenland
Mindestens 16 Menschen mussten wegen Atemwegsbeschwerden in Spitälern der Halbinsel Peloponnes behandelt werden, berichtete das griechische Staatsfernsehen am Sonntag. mt werden. Die Brandgefahr bleibt aber wegen der Dürre hoch, warnte der Zivilschutz.
Unterdessen dauert die «historische Hitzewelle» – wie zahlreiche Meteorologen sie bezeichnen – an. Temperaturen gegen die 45 Grad sind keine Seltenheit Am Montag und Dienstag soll es einen neuen Höhepunkt geben, teilte das griechische Wetteramt am Sonntag mit. Schlimm ist, dass es auch nachts vor allem in den Ballungszentren heiss mit Temperaturen über 30 Grad bleibt.
Die Städte öffneten klimatisierte Hallen für die Einwohner, die zu Hause keine Klimaanlage haben. Arbeiten im Freien sollten so weit wie möglich reduziert werden, hiess es vom Arbeitsministerium. Tierschutzvereine riefen die Einwohner auf, Wasser für streunende Tiere an schattigen Orten bereitzustellen und die Wassernäpfe immer wieder aufzufüllen. Wann die Hitze nachlassen wird, ist unklar. Einige Meteorologen befürchteten, diese gefährliche Situation könnte bis zu zwei Wochen andauern.
Grossbrand in Rhodos ausser Kontrolle
Die Gluthitze dauert in Griechenland unvermindert an. Am Montag und die ganze Woche über erwartet das Wetteramt Werte um die 44 Grad. Wegen der extremen Trockenheit und starker Winde ist auf der Ferieninsel Rhodos ein bereits am Sonntag ausgebrochener Grossbrand ausser Kontrolle geraten, wie die Feuerwehr am Montagmorgen mitteilte.
Hotelanlagen sind auf Rhodos bislang nicht von dem Brand und der starken Rauchbildung betroffen. Der Zivildienst ordnete jedoch die Evakuierung von drei Dörfern im Westen der Inselhauptstadt an. In weiten Teilen der Ferieninsel war am Sonntagabend der Strom vorübergehend ausgefallen. Mit dem ersten Tageslicht wurden Löschflugzeuge und Hubschrauber eingesetzt, um die Flammen einzudämmen, wie das Staatsfernsehen (ERT) weiter berichtete.
Das Energieministerium rief alle Bürger auf, die Klimaanlagen nicht auf ganz niedrige Temperaturen zu stellen. «26 Grad und nicht mehr», hiess es seitens des Energieministeriums. Die Leistung des Energiesystems des Landes wird wegen der lang andauernden Hitze und der auf Hochtouren laufenden Klimaanlagen auf die Probe gestellt.
Ausgangslage
Die Feuerwehrleute in zahlreichen Touristenorten am Mittelmeer kommen nicht zur Ruhe: Am Sonntag wüteten weiterhin hunderte verheerende Waldbrände. In der Südtürkei wurden erneut dutzende Hotels und Dörfer evakuiert. Italien meldete über 800 Brände, darunter allein 250 auf Sizilien. Auf dem griechischen Peloponnes mussten ebenfalls Einwohner und Touristen in Sicherheit gebracht werden. Derweil meldeten die Einsatzkräfte einen neuen Brand auf der Insel Rhodos.
Besonders heftig ist die Situation in der Türkei, wo die Flammen immer wieder durch starke Winde angefacht werden. Im beliebten Urlauberort Bodrum wurde laut dem Sender CNN Türk ein ganzes Viertel evakuiert, 540 Menschen mussten per Boot in Sicherheit gebracht werden, weil die Strassen nicht mehr benutzbar waren.
Auch im Ferienort Antalya gab es dem Sender NTV zufolge Evakuierungen. Am Sonntag wurden dort zwei Leichen geborgen. Die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Brände vor fünf Tagen stieg damit auf acht. 107 von 112 Bränden seien inzwischen unter Kontrolle, erklärte Land- und Forstwirtschaftsminister Bekir Pakdemirli. In den Touristenregionen Antalya und Mugla wüteten sie aber weiter.
Für die Türkei sind es die schlimmsten Brände seit gut einem Jahrzehnt. Seit Jahresbeginn wurden nach Behördenangaben fast 95.000 Hektar Fläche durch Brände zerstört. In den Jahren 2008 bis 2020 waren es im selben Zeitraum durchschnittlich nur rund 13.000 Hektar.
Evakuierungen auch in Griechenland
In Griechenland kämpften am Sonntag 300 Feuerwehrleute weiter gegen mehrere Brände auf dem Peloponnes. Laut dem Zivilschutz waren seit Samstag 58 Brände auf der Halbinsel ausgebrochen, von denen die meisten jedoch rasch unter Kontrolle gebracht werden konnten.
Fünf Dörfer in der Nähe der Stadt Patras mussten evakuiert werden. Auch aus dem kleinen Badeort Loggos wurden fast hundert Einwohner und Touristen in die nahe gelegene Stadt Egio gebracht. Der Bürgermeister des Dorfes Egialia sprach von einer «ungeheuren Katastrophe». «Wir haben über Nacht draussen geschlafen, wir hatten solche Angst, dass wir kein Haus mehr haben könnten, wenn wir aufwachen», sagte ein Bewohner des Dorfes Labiri dem Sender Skai.
Wie die Lokalzeitung «Patras Times» berichtete, zerstörten die Flammen in der Stadt rund 30 Häuser, landwirtschaftliche Schuppen und Ställe. Auch mehrere Olivenhaine seien durch die Brände vernichtet worden. «Wir sind durch die Hölle gegangen», sagte der Anwohner Giorgos Alexopoulos der Nachrichtenagentur AFP. «Wir hatten Angst, dass wir alles in den Flammen verlieren würden».
Derweil meldeten die Einsatzkräfte den Ausbruch eines weiteren Waldbrands auf der Insel Rhodos. 67 Feuerwehrleute beteiligten sich mit 20 Einsatzfahrzeugen an den Löscharbeiten. Auch drei Löschflugzeuge und vier Hubschrauber waren im Einsatz.
Grosse Trockenheit, heftiger Wind und Temperaturen von deutlich über 30 Grad lösen in Griechenland jeden Sommer verheerende Waldbrände aus. Seit Freitag leidet das Land unter einer erneuten Hitzewelle mit Temperaturen zwischen 42 und 44 Grad. Experten sehen darin ein weiteres Zeichen für den Klimawandel.
Über 800 Brände in Italien
Die italienische Feuerwehr zählte am Wochenende über 800 Brände, darunter in den südlichen Regionen Apulien, Kalabrien und Kampanien sowie im mittelitalienischen Latium mit Italiens Hauptstadt Rom. Auf der bei Touristen beliebten Insel Sizilien brachen demnach die meisten Feuer aus. Dort kämpfte die Feuerwehr am Sonntag weiter gegen Brände bei Catania, Palermo und Syrakus.
Die Bauerngewerkschaft Coldiretti zählte etwa 300 Waldbrände auf Sizilien seit Jahresbeginn. Sie vermutet, dass nicht nur Hitze und Dürre für die grosse Zahl verantwortlich sind, sondern auch kriminelle Machenschaften. Während auf Sizilien in den vergangenen Tagen Temperaturen von 39 Grad und im süditalienischen Bari 40 Grad gemessen wurden, erlebt der Norden des Landes derzeit schwere Gewitter.
In Spanien kämpfte die Feuerwehr am Wochenende gegen einen Brand in der Nähe des rund 70 Kilometer östlich von Madrid gelegenen Stausees San Juan. Die Behörden riefen die Bevölkerung auf, sich von der beliebten Badestätte fernzuhalten
SDA/AFP/red
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