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Südeuropa brennt
Der Kampf gegen die Flammen in Bildern

Dörfer im Norden von Euböa sind durch die Feuer fast vollständig vom Rest der Insel abgeschnitten: Anwohner löschen Brände in Gouves. (8. August 2021) 
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Die Lage wird immer bedrohlicher: Auf der griechischen Insel Euböa stehen auch am siebten Tag gewaltige Waldflächen in Flammen, die Brände breiten sich unkontrolliert aus. (Hier gelangen Sie zum Newsticker)

Auch im südwesttürkischen Mugla kämpften Einsatzkräfte und freiwillige Helfer in der Nacht zum Montag gegen Feuer. In Italien wurden an der Adria-Küste Hunderte Menschen wegen Bränden evakuiert. Besserung ist nicht in Sicht: Zu Wochenbeginn droht in der gesamten Region die nächste Hitzewelle mit über 40 Grad. Passend dazu legt der Weltklimarat am Montag seinen neuen Bericht zur Klimaerwärmung vor.

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Der Norden von Euböa ist fast vollständig vom Rest der Insel abgeschnitten: Anwohner löschen Brände in Gouves. (8. August 2021) 
Die Insel Euböa hat es schwer getroffen, vielerorts, wie hier im Dorf Pefki, wurde der Himmel von Asche und Rauch verdeckt. (8. August 2021) 
Freiwillige Helfer machen sich in Pefki auf den Weg zur Bekämpfung der Flammen. 

Im Norden Euböas spielten sich in der Nacht zum Montag apokalyptische Szenen ab. Der Nordteil ist mittlerweile durch die unzähligen Grossfeuer fast vollständig vom Rest der Insel abgeschnitten, wie Satellitenbilder zeigen. In einem gewaltigen Kraftakt haben Anwohner gemeinsam mit Feuerwehrleuten und Freiwilligen mehrere Dörfer vor dem Übergreifen der Flammen bewahrt.

Zwar seien am Rande von Ortschaften wie Artemisio, Gouves und Pefki Häuser niedergebrannt, die Ortskerne seien bisher jedoch intakt, berichtete die Zeitung «Kathimerini». Weiterhin seien aber viele Ortschaften von Flammen umzingelt. Boote standen bereit, um Anwohner zu evakuieren – Tausende mussten die Insel bereits verlassen.

Obwohl die Feuerwand sich schon am Sonntagnachmittag auf die Dörfer zubewegt hatte, gab es nach Angaben der Bewohner in manchen Gegenden kaum oder keine Unterstützung aus der Luft. Der griechische Zivilschutzchef Nikos Chardalias begründete das am Abend mit den schlechten Bedingungen – die extrem starke Rauchentwicklung habe die Sicht derart eingeschränkt, dass manche Einsätze unmöglich gewesen seien.

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Satellitenbilder der Waldbrände auf Euböa am 8. August 2021. 
Satellitenbilder zeigen die Brände auf der Insel Euböa (oben) und der Halbinsel Peloponnes (unten) am 8. August 2021. 
Satellitenbilder der Waldbrände auf Euböa am 8. August 2021. 

Am Montagmorgen zeigten Satellitenbilder im Norden der Insel etwas weniger Brandherde als noch am Sonntag – mutmasslich, weil der meiste Wald mittlerweile verbrannt ist und die Flammen kein Futter mehr finden, wie der Fernsehsender Skai berichtete. Zum Ausmass der Schäden gibt es bisher unterschiedliche Angaben, Übereinstimmung herrscht einzig darin, dass sie gewaltig sind. Mehrere griechische Medien nannten eine Fläche von 50’000 Hektar. Die Rauchwolken und der Feuerschein waren noch über 100 Kilometer weit auf dem Festland zu sehen. Auch auf der Halbinsel Peloponnes und auf Kreta toben weiterhin unkontrollierte Brände.

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Das Ausmass der Schäden wird immer grösser: Luftaufnahmen zeigen die Zerstörung in der Provinz Mugla. (7. August 2021) 
Freiwillige Helfer kämpfen in Yatagan in der Provinz Mugla gegen die Flammen. (6. August 2021) 
Kurze Verschnaufpause: Hunderte Freiwillige löschen in Turgut, nahe von Marmaris, Brände. (4. August 2021) 

Die Lage in den von Waldbränden betroffenen Küstenregionen der Türkei hat sich lokalen Behörden zufolge entspannt. Der Sprecher der stark betroffenen Gemeinde Milas, Umut Öztürk, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag, in der Region seien die Brände weitestgehend unter Kontrolle. «Die Einsatzkräfte sind dabei, das Gelände abzukühlen.»

Forstminister Bekir Pakdemirli hatte am Sonntagabend noch von fünf unkontrollierten Bränden in der südwesttürkischen Provinz Mugla gesprochen, aber Entwarnung für Wohngebiete gegeben. Diese seien nicht mehr bedroht, sagte er.

Gebannt ist die Brandgefahr angesichts der anhaltenden Hitzewelle und Trockenheit aber noch nicht. «Bis zum Oktober besteht das Risiko weiterer Brände», warnte Doganay Tolunay, Forstingenieur an der Istanbul-Universität. Das Feuer habe so viel Zerstörung hinterlassen wie seit 1946 nicht mehr, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Damals seien in der Türkei 1650 Quadratkilometer Waldfläche verbrannt. Bei den aktuellen Bränden seien schätzungsweise 1500 Quadratkilometer Land zerstört worden – eine Fläche fast drei mal so gross wie der Bodensee.

Seit Beginn der Brände vor rund zwei Wochen kritisiert die Opposition das Krisenmanagement der Regierung, etwa, dass anfangs keine eigenen einsatzfähigen Löschflugzeuge zur Verfügung standen. Die Regierung weist die Kritik zurück. Zwischenzeitlich brannte es nach offiziellen Angaben in 47 von 81 Provinzen. Mehr als 200 Feuer wurden unter Kontrolle gebracht. Zur Brandursache wird weiter ermittelt.

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Eine Aufnahme der italienischen Feuerwehr von den Bränden bei Oristano, Sardinien. (25. Juli 2021) 
In Pescara haben die Flammen historische Kiefernwälder verschlungen. (1. August 2021)  
Luftaufnahmen der Feuerwehr: Die Waldbrände in Pescara am 1. August 2021. 

In Italien wurden am Sonntagabend wegen Bränden rund um die italienische Adria-Gemeinde Campomarino mehr als 400 Menschen aus ihren Unterkünften geholt. Die Behörden evakuierten Hotels, Campingplätze und Wohnhäuser im Ortsteil Campomarino Lido am Meer. Auf einem Video der Feuerwehr war zu sehen, wie dichter Qualm durch die Strassen zog und sich Flammen durch Büsche bis zu einem Café durchfrassen. Die italienische Zivilschutzbehörde entsendet ausserdem Verstärkung in die stark von Waldbränden betroffene Region Kalabrien. Dort brannte es unter anderem im Nationalpark Aspromonte.

Nach der Evakuierung in Campomarino Lido ermitteln die Behörden wegen Brandstiftung. Es gebe einen starken Verdacht, dass es sich um eine geplante Aktion gehandelt habe, sagte der Präsident der Region Molise, Donato Toma, der Nachrichtenagentur Ansa am Montag. Es seien zu viele Brandausbrüche gewesen, so dass man an etwas Menschengemachtes denken könne.

Auf Sizilien erwischte die Polizei der Nachrichtenagentur Adnkronos zufolge einen Brandstifter auf frischer Tat. Die Beamten nahmen den Mann in Cammarata, einer Stadt im Landesinneren Siziliens, fest.

Warnung vor weiteren Feuern durch neue Hitzewelle

Das Wetter erschwert die Situation in den kommenden Tagen zusätzlich: Von Montag an beginnt in Südeuropa eine neue Hitzewelle, bei der die Temperaturen vielerorts auf über 40 Grad steigen.

Vor der nahenden Hitzewelle in den kommenden Tagen warnte der italienische Katastrophenschutz die Bevölkerung vor Feuern. «Wenn Sie ein Feuer sehen, rufen Sie sofort die Feuerwehr», erklärte ein Mitarbeiter der Zivilschutzbehörde in einem Youtube-Video am Montag. Die Menschen sollten auf keinen Fall versuchen die Feuer zu löschen, sondern das Weite suchen. Brandbekämpfung sei sehr gefährlich. Die Behörde mahnte ausserdem, keine Zigarettenstummel wegzuwerfen, da sie wegen der Trockenheit leicht Brände entfachen können.

Hitzewellen sind auch Thema beim Weltklimarat (IPCC), der an diesem Montag seinen neuen Bericht über den Wissenstand zur Klimaerwärmung vorlegt. Er will damit letzte Zweifel an der Verantwortung des Menschen für den Klimawandel ausräumen. In dem Bericht von 234 internationalen Experten geht es unter anderem um die Gefahr von Extremereignissen wie den jüngsten Hitzeperioden in Griechenland und der Türkei und den Überschwemmungen in Deutschland.

SDA/sep