Trend-Velohelm-Hersteller ist pleiteGalaxus und Veloplus nehmen Velo-Airbag aus Sortiment
Hövding ist insolvent. Schuld ist ein kurzzeitiges Verkaufsverbot wegen Sicherheitsbedenken – die sich bisher nicht bestätigten. In der Schweiz haben erste Händler reagiert.
Er schützt den Kopf beim Aufprall, die Frisur ruiniert er dennoch nicht. Der Velohelm von Hövding ist eigentlich mehr Halskrause als Kopfbedeckung. Und seit Dezember Geschichte. Der schwedische Hersteller des neuartigen Velohelms, der immer mehr auch in der Schweiz von Velofahrerinnen und Velofahrern getragen wird, hat Insolvenz angemeldet.
Der Grund: Die schwedische Verbraucherschutzbehörde erliess im Dezember ein dauerhaftes Verkaufsverbot und kündigte einen Rückruf für das Modell Hövding 3 an. Dies aufgrund von Sicherheitsbedenken und Softwareproblemen.
Der Hövding, der wie ein Schal um den Hals liegt, löst blitzschnell aus, wenn die integrierten Sensoren eine abnormale Bewegung des Körpers und Kopfes wahrnehmen. Kommt es zu einem Sturz, löst der Airbag im Helm aus und bedeckt Kopf und Nacken ähnlich wie eine Föhnhaube beim Coiffeur. Kostenpunkt: rund 300 Euro.
Doch es kam vor, dass sich der Akku bei einigen Nutzerinnen und Nutzern zu schnell entlud oder ganz abstellte. Dazu kamen Berichte, dass der Hövding bei bestimmten Stürzen nicht auslöse, etwa bei einer Kollision mit einer Frontscheibe eines Autos. Auch bei einem sehr langsamen Unfallverlauf reagiere er nicht, monierte die schwedische Behörde.
Doch Verkaufsverbot und Rückruf dauerten nur kurz an. Denn das schwedische Verwaltungsgericht konnte die Begründung der Behörde nicht ohne Zweifel nachvollziehen. Der Imageschaden war aber unwiderruflich angerichtet.
Obwohl das Verkaufsverbot aufgehoben ist, reagieren einzelne Schweizer Händler, die den Airbag noch auf Lager haben und daher im Sortiment führten: Veloplus hat sich bereits Anfang November dazu entschieden, den Hövding nicht mehr weiterzuverkaufen. Dies, weil damals erste Sicherheitsbedenken aufkamen, sagt ein Sprecher. Kundinnen und Kunden mit defekten Helmen erhielten bei anerkannten Garantiefällen auf Wunsch aber weiterhin den Kaufpreis zurückvergütet.
Bei Galaxus wurde der Schritt am Mittwoch vollzogen, teilt ein Galaxus-Sprecher mit. Der Helm wird nun nicht mehr verkauft. Kundinnen und Kunden könnten defekte Hövding-Produkte aber wie gewohnt an Galaxus retournieren. «Im Garantiefall erstatten wir das Geld zurück, oder wir ersetzen das Produkt durch eins, das wir noch an Lager haben», sagt der Sprecher.
Onlinehändler Brack führt den Hövding 3 weiterhin im Sortiment. Dies, da das schwedische Verwaltungsgericht der Berufung durch Hövding gegen die Vorwürfe und den Verkaufsstopp stattgegeben habe. «Deshalb ist davon auszugehen, dass keine Sicherheitsbedenken bestehen», sagt ein Sprecher. Bestünden diese, würden die Produkte «sofort ausgelistet».
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