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Naturkatastrophen in den USA
Milton, der politische Hurrikan

FORT MYERS, FLORIDA - OCTOBER 09: Chris Williams runs through a rain storm as he packs his car to evacuate his apartment before Hurricane Milton's arrival on October 09, 2024, in Fort Myers, Florida. People are preparing for the storm, which could be a Cat 3 when it makes landfall on Wednesday evening.   Joe Raedle/Getty Images/AFP (Photo by JOE RAEDLE / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)
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In Kürze:
  • Joe Biden bleibt wegen des drohenden Hurrikans Milton in den USA.
  • Donald Trump und seine Unterstützer verbreiten falsche Anschuldigungen gegen die Regierung.
  • Der Hurrikan bringt politische Herausforderungen für Kamala Harris im Wahlkampf.
  • Klimawandel wird im Zusammenhang mit Extremwetterereignissen erneut diskutiert.

Wäre Amerikas Grosswetterlage eine andere, dann würde Joe Biden am Donnerstag in die Air Force One steigen und nach Deutschland fliegen. Mit allen Ehren sollte der US-Präsident am Freitag in Berlin empfangen werden, gut drei Monate vor dem Ende seiner Amtszeit, am Wochenende wollte er in Ramstein den Ukraine-Gipfel leiten. Aber Biden bleibt daheim, weil gerade der nächste Sturm heranrast, im doppelten Sinne.

Wieder geht ein Hurrikan an Land, wieder zunächst in Florida, und was für einer. Vor zwei Wochen erreichte Helene nach dem Sonnenstaat im Süden dann vor allem Georgia und North Carolina weiter nördlich, mehr als 200 Menschen starben, viele verloren ihre Häuser und Geschäfte. Da ging der Streit schon los, mit voller Wucht. Nun kommt Milton, es könnte einer der schlimmsten Stürme in 100 Jahren werden, er peitscht ausser dem Meer an Floridas Westküste auch den amerikanischen Wahlkampf immer weiter auf.

Präsident Biden sagt, die USA seien vorbereitet

Am 5. November wird gewählt, Kamala Harris gegen Donald Trump, es sind kaum mehr vier Wochen. In diese ohnehin aufgeheizte Zeit platzt jetzt die zweite Naturkatastrophe hintereinander, da will auch der oberste Kommandant der Nation auf keinen Fall den Eindruck erwecken, ihm sei eine Fernreise wichtiger. «Bevor ich beginne, möchte ich sagen, dass wir auf einen weiteren schrecklichen Hurrikan, der Florida treffen wird, vorbereitet sind», sagte Biden am Dienstag bei einem Wahlkampftermin in Wisconsin. «Ich habe mein Team angewiesen, alles zu tun, um Leben zu retten und den Gemeinden vor, während und nach diesem Hurrikan zu helfen.»

FORT MYERS, FLORIDA - OCTOBER 09: Salvador Gonzalez places plywood over the windows of a business before Hurricane Milton's arrival on October 9, 2024 in Fort Myers, Florida. People are preparing for the storm, which could be a Cat 3 when it makes landfall on Wednesday evening.   Joe Raedle/Getty Images/AFP (Photo by JOE RAEDLE / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)

Es sei ernst, die Bewohner sollten den Anordnungen der Behörden folgen und sich in Sicherheit bringen, riet der Präsident. Das musste auch deshalb gesagt werden, weil es Leute gibt, die staatliche Fürsorge mit markigen Worten in Zweifel ziehen.

Am lautesten tut dies erwartungsgemäss Donald Trump, der auf diese Weise punkten will. So behauptet der republikanische Kandidat, die Regierung schicke Geld, das für Opfer des Desasters gedacht sei, an Immigranten ohne Papiere. Das ist glatt gelogen, aber Wahrheiten kümmern diesen Mann traditionell wenig.

Elon Musk polemisiert gegen Katastrophenschützer

Unterstützt wird Trump zum Beispiel von Elon Musk, dem derzeit reichsten Menschen auf Erden. Kürzlich sprang der Multimilliardär zu ihm auf die Bühne in Butler, Pennsylvania, wo Trump im Juli von einem Attentäter angeschossen worden war und am Samstag wieder auftrat. Am Freitag hatte Musk in seinem Netzwerk X verkündet, das Katastrophenschutzamt FEMA versäume es nicht nur, Menschen in Not angemessen zu helfen, «sondern blockiert aktiv Bürger, die zu helfen versuchen!». Angehängt war ein Post eines Technikers seiner Weltraumfirma Spacex, der dieser Staatsagentur in North Carolina die Blockade von Hilfsgütern unterstellte.

Elon Musk jumps on the stage as Republican presidential nominee former President Donald Trump speaks at a campaign rally at the Butler Farm Show, Saturday, Oct. 5, 2024, in Butler, Pa. (AP Photo/Evan Vucci)

Auf demselben Weg berichtete Musk seinem Publikum, da werde Steuergeld verwendet, «um Wähler zu importieren und Ihnen die Rechte zu entziehen! Es geschieht direkt vor Ihren Augen». Die FEMA, so geht es weiter, habe ihr Budget dafür verbraucht, «Illegale ins Land zu bringen, anstatt amerikanische Leben zu retten. Verrat.» Mit solchen Lügen trifft der Trump-Helfer einen empfindlichen Nerv, denn neben Wirbelstürmen ist Einwanderung ja das grosse Thema der Wahlschlacht.

Trump und sein Mitstreiter J. D. Vance haben sogar die Mär in die Welt gesetzt, Haitianer würden in Springfield, Ohio, Hunde und Katzen verspeisen. Reinste Propaganda, wie die Vorwürfe gegen die FEMA, die für den Schutz und die Versorgung der Bevölkerung in Notlagen zuständig ist. Deren Chefin Deanne Criswell sagt, diese Verschwörungstheorien seien das Schlimmste, was sie in dieser Beziehung je gesehen habe. «Ich habe einiges davon erwartet, aber nicht in dem Ausmass, wie wir es jetzt erleben.»

Für Vizepräsidentin Kamala Harris ein Härtetest

Für die Kandidatin Harris ist dies ein besonderer Härtetest. Neben ihrem bald ausscheidenden Chef Biden muss vor allem sie zeigen, dass das Weisse Haus die Sache unter Kontrolle hat, sofern das bei solch überbordenden Ereignissen überhaupt geht. In einem Interview mit dem Sender ABC ging sie nach Trumps Attacken zum Gegenangriff über. Dies sei «der Gipfel der Verantwortungslosigkeit und, offen gesagt, der Gefühllosigkeit», sagte sie. «Im Moment stehen buchstäblich Menschenleben auf dem Spiel.» Da treibe jemand «politische Spielchen um seiner selbst willen», aber das sei «so konsequent bei Donald Trump», dem es «auf einer sehr grundlegenden Ebene wirklich an Empathie fehlt».

Democratic presidential nominee Vice President Kamala Harris speaks at a rally on Sunday, Sept. 29, 2024, in Las Vegas. (AP Photo/Carolyn Kaster)
Kamala Harris

Trump allerdings hat Instinkt und war rasch nach Georgia geeilt, um sogleich seine Gerüchte zu verbreiten. Biden und Harris machten sich dann auch sehr bald auf den Weg in die betroffenen Gebiete, wo die lokalen Verantwortlichen nicht optimal vorbereitet gewesen waren. In den südlichen Ausläufern der Appalachen hatte kaum jemand damit gerechnet, dass Helene eine Schneise der Zerstörung schlagen würde. Hilfsgüter mussten zum Teil mit Maultieren oder zu Fuss verteilt werden, weil Strassen von Wasser und Wind demoliert wurden. Manche Einwohner klagten, der Beistand komme so spät.

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Auch der Klimawandel, den Trumps Leute gerne ähnlich leugnen wie Wahlniederlagen, wird wieder diskutiert bei ständig 40 Grad in Arizona und nun dem nächsten Hurrikan, diesmal Milton. Solche Namen können politische Karrieren prägen, siehe die unrühmliche Reaktion von George W. Bush nach Katrina 2005 in New Orleans und Barack Obamas beherzter Einsatz während Sandy 2012, als der Demokrat sogar von einem Republikaner umarmt wurde, New Jerseys Gouverneur Chris Christie. Auch Gerhard Schröder sah bei einem Hochwasser besser aus als später der in einem ungünstigen Moment sichtbar lachende Armin Laschet.

In Florida gehört der Umgang mit Urgewalten ohnehin zum Geschäft. Nach Ian 2022 sah es kurz so aus, als könne der dortige Gouverneur Ron DeSantis sogar Trump Konkurrenz machen, das hat sich dann schnell erledigt. Jetzt muss DeSantis wohl oder übel mit dem in Washington regierenden Duo Biden/Harris zusammenarbeiten, obwohl zwischenzeitlich darüber gestritten wurde, ob er Anrufe von Kamala Harris entgegengenommen habe oder nicht. Mit Joe Biden hat er jedenfalls gesprochen. Donald Trump setzt derweil seinen Alleingang fort. Bei solchen Tragödien sei die Parteizugehörigkeit egal, sagt Kamala Harris, aber Trump gehe es nur um sich selbst.