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Reportage von Trump-Rallye
Von Scharfschützen bewacht, feiern Trump-Fans ihren Gottesdienst

BUTLER, PENNSYLVANIA - OCTOBER 05: Supporters gather at a campaign rally for Republican presidential nominee, former U.S. President Donald Trump, at the Butler Farm Show Grounds on October 5, 2024 in Butler, Pennsylvania. Trump is returning to Butler after being wounded in an assassination attempt on July 13th.   Jeff Swensen/Getty Images/AFP (Photo by JEFF SWENSEN / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)
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In Kürze:
  • Donald Trump entkam im Juli nur knapp einem Attentat in Butler, Pennsylvania.
  • Mit viel Pathos kehrte er zurück nach Butler, wo ihn Zehntausende Fans feierten.
  • Strenge Sicherheitsmassnahmen sorgen für Schutz.
  • Elon Musk unterstützt Trump, kritisiert potenziellen Rivalen in einer Ansprache.

Spätestens seit Donald Trump während eines Wahlkampfauftritts angeschossen wurde, gilt er bei seinen Fans als eine Art Heiliger. «Alle drängen nach vorne, als wäre Gott persönlich zu sehen», sagt ein junger Mann mit Wuselbart zu seinem Kumpel und blickt zu den Dutzenden Menschen mit roten «Make America Great Again»-Kappen, die Richtung Bühne drücken, die genau dort steht, wo Trump im Juli nur knapp dem Tod entkam.

Auch er trägt einen Trump-Hut und eine Trump-Fahne als Umhang. Auf seinem T-Shirt steht über einer rosaroten Trump-Collage: «Verurteilt dafür, mein Herz gestohlen zu haben». Auf seinem Ohr sitzt ein weisser Gummiaufsatz, der aussehen soll wie ein Verband und auf dem steht: «Fight, Fight, Fight!» 

Rote Trump-Hüte sind in Butler, Pennsylvania an dieser Rallye allgegenwärtig.

Der Aufsatz ist eine Erinnerung an das, was am 13. Juli hier in Butler, Pennsylvania, geschehen ist. Ein 20-Jähriger kletterte mit einem Gewehr auf das Dach eines Gewerbehauses, zielte und schoss auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten, der hier eine seiner Rallyes abhielt.

Weil Donald Trump just in diesem Moment seinen Kopf drehte, streifte die Kugel des Gewehrs nur sein rechtes Ohr. Der Präsidentschaftskandidat selbst wurde sogleich von seinen Beschützern des Secret Service zu Boden gedrückt. Blutüberströmt stand er wieder auf, ballte die Faust und rief zum Kampf auf: «Fight, Fight, Fight!»

Bereits am frühen Morgen zeigten die Trump-Anhänger ihren Support.

Der Ausdruck wurde zum Schlachtruf der Trump-Anhänger. Immer wieder stimmen sie ihn an diesem sonnigen Herbstsamstag in Butler an. Zehntausende sind gekommen. Um ihr Idol zu sehen, waren sie bereit, lange zu warten.

Trumps Rede war für 17 Uhr angekündigt, das Gelände öffnete um 10 Uhr. Doch bereits zwei Stunden davor war die Reihe der Wartenden so lang, dass man ihr Ende vom Ausgang her nicht mehr sehen konnte. Die Organisatoren hatten die Besucherinnen und Besucher gebeten, nicht vor 7 Uhr anzustehen. Das hielt die hartgesottensten Fans nicht davon ab, sich bereits am Abend zuvor einzureihen. Zu gross war die Angst, es nicht mehr auf das Gelände zu schaffen.

Die Wartenden stört das alles nicht. Sie jubeln sich gegenseitig zu, verschenken Sticker und Pins und reichen Mückenspray herum. Kampagnenmitarbeiter suchen noch unregistrierte Wähler, und fliegende Händler bieten Trump-Mützen für 5 Dollar und Trump-Badezimmerteppiche für 15 Dollar an. Obwohl praktisch alle Besucher bereits von oben bis unten in Fanartikel gekleidet sind, ist die Nachfrage gross. 

Aida und Steve stellen sich wie alle hier nur mit Vornamen vor. Die beiden sind pensioniert und mehrere Stunden mit dem Auto aus einem kleinen Dorf in Kentucky angefahren, um Trump zu sehen.

Aida und Steve posieren vor einem Trump-Truck. Sie sind mehrere Stunden gefahren, um den Ex-Präsidenten zu sehen.

«In diesem Land ist der Anstand verloren gegangen, meine demokratische Schwester spricht kaum noch mit mir», sagt Aida. Sie und ihr Mann hätten den amerikanischen Traum gelebt. Finanziell würde es ihnen sehr gut gehen. «Aber unsere 24-jährige Tochter hat diese Möglichkeit heute nicht mehr. Der Wirtschaft geht es schlecht, die Kriminalität ist hoch, es ist nicht mehr wie früher.»

Viele sprechen von der Wirtschaft, wenn sie ihre Unterstützung für Trump erklären. Heute seien die Preise und die Inflation zu hoch, zu viele Menschen kämen ins Land, und es gebe immer mehr Verbrechen. Die Zahlen sagen zum Teil etwas anderes, aber dann ist da ja auch noch Gott.  

Viele hier in Butler sind davon überzeugt, dass dieser höchstpersönlich dafür gesorgt habe, dass die Kugel Trump verfehlte. Praktisch alle der zahlreichen Redner an diesem Nachmittag, vom örtlichen Sheriff bis zum Vizepräsidentschaftskandidaten J. D. Vance, nehmen darauf Bezug. Letzterer sagte zum Beispiel, dass «Gott noch Pläne für Trump» habe. 

Ganz auf Gott verlässt man sich in puncto Sicherheit aber nicht in Butler. Die Sicherheitskräfte sind allgegenwärtig. Private Security-Mitarbeiter schreiten die Wartenden ab, Polizisten kontrollieren mit Metalldetektoren alle Besucherinnen und Besucher, Taschen und Flüssigkeiten dürfen nicht aufs Gelände. Auf den umliegenden Dächern stehen Scharfschützen des Secret Service mit Ferngläsern. Immer wieder klatschen die Besucher ihnen zu und danken ihnen für ihre Arbeit. 

Scharfschützen, Metalldetektoren und strenge Kontrollen: Die Show wurde strengstens bewacht.

«Das ist heute hier wahrscheinlich der sicherste Ort der Welt», sagt die 25-jährige Maggie. Sie wohnt gleich in der Nähe und hat im Juli das Attentat miterlebt. Sie ist heute wiedergekommen, um Trump doch noch sprechen zu hören. Auch wenn sie Vorbehalte hat: «Ich persönlich bin konservativer als Trump, besonders was Abtreibung angeht», sagt Maggie.

«Das ist heute hier wahrscheinlich der sicherste Ort der Welt», sagt Maggie, die das Attentat miterlebt hatte.

Als Donald Trump dann mit einer Stunde Verspätung auf die Bühne tritt, sind bereits mehrere Personen in der Hitze zusammengebrochen. «Wie ich gerade gesagt habe», beginnt er seine Rede und zeigt dieselbe Folie zu Migration wie während des Attentats, die laut «New York Times» nicht ganz korrekt ist. Die Menge tobt. Bereits als Trump mit seinem Flieger, der «Trump Force One», am Nachmittag über das Gelände flog, war frenetischer Jubel ausgebrochen. 

Den ersten Teil seiner Rede widmete Trump den Opfern des Attentats und deren Angehörigen, die er kurz zuvor noch getroffen hatte. Auch bedankte er sich beim Secret Service für dessen Einsatz. Einige der Anwesenden quittierten das mit «Es war ein Plan der CIA!»-Rufen. Der Sicherheitsdienst geriet nach dem Attentat in heftige Kritik. 

Als Trump zu seinem üblichen Programm übergeht, welches wie üblich Unwahrheiten und Verzerrungen beinhaltet, machen sich viele Besucherinnen und Besucher auch bereits auf den Heimweg, um dem drohenden Verkehrschaos zuvorzukommen.

Tesla CEO Elon Musk (R) jumps on stage as he joins former US President and Republican presidential candidate Donald Trump during a campaign rally at site of his first assassination attempt in Butler, Pennsylvania on October 5, 2024. (Photo by Jim WATSON / AFP)

Sie verpassen, wie der Multimilliardär Elon Musk zu Trump auf die Bühne hüpft, um für Trump zu werben (lesen Sie hier über die digitalen Aktivitäten der beiden Männer). Die Qualität eines Anführers zeige sich dann, wenn dieser «unter Beschuss sei», sagte der Unternehmer. Amerika habe die Wahl zwischen einem Präsidenten, der nicht einmal eine Treppe hochgehen könne und die Redefreiheit einschränken wolle, und einem, der angeschossen die Faust in die Luft strecke.

Ob sich die Show für Trump gelohnt hat, wird sich bei den Wahlen zeigen. Nicht gelohnt hat sich der Tag für einen Trump-Käppi-Verkäufer, der frustriert zu seinem Auto läuft. Er kam zu spät, irgendwann brauchen offenbar auch Trump-Anhänger nicht noch mehr Fanartikel. 

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