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Ukraine-Blog
Selenski: Kursk-Offensive ist Teil eines «Siegesplans»

Ukraine's President Volodymyr Zelensky gestures as he speaks during a joint press conference in Kyiv, on August 27, 2024, amid the Russian invasion of Ukraine. (Photo by Sergei CHUZAVKOV / AFP)
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Seit inzwischen drei Wochen kämpfen die ukrainischen Streitkräfte auf russischem Boden im Gebiet Kursk. Und sie machen keine Anstalten, abzuziehen: Täglich werden weitere versuchte – und teils erfolgreiche – Vorstösse in neue Richtungen vermeldet. Am Dienstag meldeten russische Quellen, dass es schwere Gefechte am Grenzübergang zur Region Belgorod gegeben habe.

An einer bemerkenswerten Medienkonferenz nahm nun der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski am Dienstag in Kiew dazu Stellung. Er stellte sich kritischen Fragen von Journalisten und sagte, dass die derzeitige Kursk-Offensive Teil eines «Siegesplans» sei. Diesen wolle er dem US-Präsidenten Joe Biden nächsten Monat zeigen. Der Erfolg des Plans hängt laut Selenski von Biden ab und ob die USA der Ukraine die Freiheit geben würde, den Plan umzusetzen.

«Er mag für einige zu ehrgeizig klingen, aber es ist ein wichtiger Plan für uns», fügte er hinzu und sagte, dass er sein Vorhaben auch den beiden US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump zeigen werde.

Befehlshaber Syrskyj: Kiew beherrsche 100 russische Ortschaften

Derzeit beherrscht die Ukraine nach Angaben des Oberbefehlshabers Olexander Syrskyj auf russischem Gebiet 100 Ortschaften und knapp 1300 Quadratkilometer Fläche. Seit Beginn des ukrainischen Vorstosses habe die ukrainische Armee zudem knapp 600 Kriegsgefangene gemacht, so Syrskyj auf der gleichen Pressekonferenz in Kiew. Die Ukraine habe damit ihren Fonds für den Austausch von Gefangenen «erheblich aufgefüllt».

Doch auch die russische Armee macht derzeit täglich grosse Vorstösse in der Region Donbass. Das in Washington ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW) berichtete am Dienstag, dass die russischen Streitkräfte bedeutende taktische Fortschritte in Richtung Pokrowsk gemacht haben. Laut dem ISW haben sich die ukrainischen Streitkräfte Berichten zufolge aus bestimmten Gebieten südöstlich von Pokrowsk zurückgezogen.

Seit Wochen bereits macht die russische Armee auf ukrainischem Gebiet grosse Geländegewinne. In den östlichen Regionen sind derzeit Tausende Menschen vor den vorrückenden russischen Bomben auf der Flucht. Wieso fokussiert die ukrainische Armee ihre Ressourcen nun auf Kursk, statt im Donbass die russische Offensive abzuwehren?

An der Pressekonferenz am Dienstag antwortete Selenski auf diese Frage eines ARD-Reporters, dass die Operation in Kursk eine Besatzung der ukrainischen Regionen Tschernihiw und Sumi «verhindert» habe. Sumi gilt als Hauptnachschublinie für die ukrainischen Truppen in Kursk. Derzeit steht das Gebiet unter schwerem russischem Beschuss: Bei einem Angriff am Mittwoch sind nach Informationen der ukrainischen Behörden mindestens vier Menschen gestorben, zahlreiche Wohnhäuser wurden zerstört.

Ein weiterer Grund für den Fokus auf Kursk ist gemäss Selenski die Dominanz der russischen Truppen im Donbass. «Russland ist in dieser Region so überlegen, dass mehr Soldaten dort keinen entscheidenden Unterschied machen würden», so Selenski. Ausserdem wurde in Kursk laut Selenski eine «grosse Anzahl russischer Truppen» zerstört. Damit widersprach er früheren Meldungen, wonach die Militärs in der Region um Pokrowsk verstärkt werden sollten.

Bereits vor zwei Wochen sagte Selenski in einer abendlichen Ansprache, dass er in Kursk eine «Pufferzone auf dem Territorium des Aggressors» schaffen möchte. Alles, was Russlands Militär und Wirtschaft Verluste zufüge, helfe dabei, die Aggressionen zu beenden, so der ukrainische Präsident.

Selenski: Kursk soll «diplomatischen Vorteil» sichern

Die Offensive in Kursk soll laut Selenski der Ukraine zudem einen «diplomatischen Vorteil für den nächsten Friedensgipfel» schaffen. «Natürlich wird alles auf dem Weg des Dialogs enden, aber wir müssen im Dialog eine starke Position haben», sagte der Präsident an der Pressekonferenz in Kiew.

In den vergangenen Wochen äusserte sich Selenski bereits mehrmals zu einem möglichen zweiten Friedensgipfel. Der erste Gipfel fand vergangenen Juni in der Schweiz statt. Der zweite Gipfel soll in einem der Länder im globalen Süden stattfinden, so Präsidentenberater Andri Jermak am Dienstag an der Konferenz in Kiew.

Selenski sagte, man sei auch offen für eine Teilnahme Russlands. «Wenn die russischen Vertreter am zweiten Gipfel teilnehmen wollen, werden sie das tun können», so Selenski. Ohne die Möglichkeit einer Teilnahme Russlands laufe die Ukraine Gefahr, «eine grosse Anzahl an Ländern» für einen zweiten Gipfel zu verlieren.

Ob die derzeitige Offensive in Kursk die Verhandlungsmacht der Ukraine bei allfälligen Friedensgesprächen tatsächlich stärkt, ist unklar. Gemäss Berichten der US-Zeitung «Washington Post» und der französischen Zeitung «Le Monde» hat der ukrainische Vorstoss auch dazu gef¨ührt, dass Gespräche hinter den Kulissen zwischen Moskau und Kiew eingefroren wurden.