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Grossbankenfusion vor dem Abschluss
Diese Fragen zur CS-Übernahme muss Ermotti noch klären

Wird bald den Fahrplan zur Credit-Suisse-Übernahme verkünden: UBS-Chef Sergio Ermotti.
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Es gibt viel zu erklären. UBS-Chef Sergio Ermotti nutzt dafür im Moment fast jede Bühne – ob Anfang Mai die Finanzmesse «Finanz 23» in Zürich, vor wenigen Tagen das Asset-Management-Forum in Bern oder am kommenden Freitag das Swiss Economic Forum in Interlaken. Zu den konkreten Plänen äussert sich der wichtigste Banker der Schweiz jeweils nicht, er lässt dabei aber einiges zur Zukunft der neuen Megabank durchblicken.

Bald schon wird die Bankspitze Antworten auf einige Fragen liefern. Denn mit der Ankündigung vom Montag, dass die Übernahme der Credit Suisse am 12. Juni erfolgt und deren Aktie spätestens am 13. Juni verschwinden wird, ist klar, dass die Übernahme auf der Zielgeraden ist. «Wir sind auf den letzten Meilen des Marathons», sagte Sergio Ermotti an einer Veranstaltung vor wenigen Tagen.

Doch noch sind viele Punkte zur Zukunft der neuen Megabank, ihrer Mitarbeitenden und ihrer Kunden ungeklärt:

Besteht die Credit Suisse Schweiz als eigenständige Bank weiter?

Im Ausland dürfte die Marke Credit Suisse verschwinden: Ein Gebäude der Bank in New York. 

Diese Forderung steht im Raum. Sergio Ermotti gab dabei zu erkennen, dass er das für keine Lösung hält. Das Basisszenario sei eine vollständige Integration der Credit Suisse, sagte er am letzten Freitag an einer Veranstaltung in Bern. Doch seien alle Optionen denkbar – weil auch andere Überlegungen als rein wirtschaftliche dabei eine Rolle spielen.

Namentlich wird Ermotti alles daransetzen, strengere Auflagen für die neue Riesenbank abzuwenden. Möglich ist darum, dass die UBS die Credit Suisse in der Schweiz als eigenständige Bank weiterführen könnte. Politiker hatten mit strengen Regeln gedroht, aber durchblicken lassen, dass sie darauf verzichten könnten, wenn die UBS das Schweiz-Geschäft der Credit Suisse in die Selbstständigkeit entlässt.

Völlig offen ist, wie die Credit Suisse Schweiz aussehen wird, sollte sie tatsächlich für einen längeren Zeitraum eigenständig bleiben. Fast schon sicher scheint hingegen, dass die Marke Credit Suisse im Ausland verschwinden wird. Dort gilt sie als zu beschädigt.

Wie viele Stellen werden abgebaut?

Viele Stellen werden verschwinden, nur wie viele? Der Paradeplatz in Zürich. 

Auch das ist völlig unklar. Die «SonntagsZeitung» schrieb, dass weltweit 30'000 Stellen der insgesamt rund 120’000 Stellen von UBS und Credit Suisse in Gefahr sind. In den letzten Tagen machten Berichte die Runde, dass derzeit die Credit-Suisse-Personalabteilung wöchentlich 150 bis 200 Kündigungsschreiben erreichen.

Der Exodus kommt der UBS wohl nur zum Teil ungelegen. So fällt der Stellenabbau kleiner aus, mit dem wegen der Übernahme der Credit Suisse zu rechnen ist. Denn auch das ist klar: Ihre Kosten waren viel zu hoch; die UBS wird diese drastisch drücken. Dafür wird Personal eingespart werden müssen. Kostensynergien seien ein Teil der Geschichte, so Bankchef Ermotti kürzlich. Und: «Das wird schmerzhaft sein.»

Was bedeutet der geringere Risikohunger der UBS für die Credit-Suisse-Mitarbeitenden und die Kunden?

Die neue Bank werde dem UBS-Geschäftsmodell verpflichtet sein, stellte Ermotti am vergangenen Freitag klar. Das heisst: Konzentration auf die Vermögensverwaltung und ein abgespecktes Investmentbanking. Das bedeutet nichts Gutes für die Mitarbeitenden des Credit-Suisse-Investmentbankings, die vor allem in London und New York arbeiten.

Einige Geschäftsfelder ergänzen sich aber gut, etwa einzelne Bereiche des Asset-Managements, also der Vermögensverwaltung für Pensionskassen, Fonds und Stiftungen.

Schon am 9. Mai hatte Ermotti per Medienmitteilung verlauten lassen, die neue Bank werde «risikobewusst» geschäften. Und er führte neue Weisungen ein, um sicherzustellen, dass die UBS-Konzernleitung eine effektive Aufsicht wahrnehmen kann. Das wiederum ist eine klare Ansage an die bisherige Führung und die Kundenberater der Credit Suisse, die in den vergangenen Jahren deutlich mehr Risiken eingegangen waren als die UBS.

Sprich: Das Risikoprofil muss heruntergefahren werden. Welche Folgen dies für die Mitarbeitenden und die Kunden hat, ist noch offen. Es ist durchaus denkbar, dass man sich von Credit-Suisse-Kundenberatern trennt, die zu hart am Wind gesegelt sind – und auch von Kunden, die als zu riskant gelten.

Ist die neue UBS zu gross für die Schweiz?

Nein, sagt die UBS-Spitze. Ja, sagen verschiedene Fachleute. Die UBS-Chefs betonen, dass die Konkurrenz im Heimmarkt mit den Raiffeisenbanken und den Kantonalbanken trotz dem Verschwinden der Credit Suisse gross ist. Auch sei die neue Bank gar nicht so riesig, da aus der Credit Suisse viel Geld abgeflossen sei. Die Bilanzsumme werde daher nicht bei 1600 Milliarden liegen, sondern eher um die 1300 Milliarden Franken, sagte Ermotti kürzlich.

«Die Bilanz der UBS ist nach der Übernahme der Credit Suisse gemessen an der Wirtschaftsleistung viel zu gross für die Schweiz.»

Aymo Brunetti, Volkswirtschaftsprofessor

Das ist fast das Doppelte des Schweizer Bruttoinlandprodukts. Fachleute warnen daher vor dem Risiko, das durch die neue Bank für die Schweiz entstehen könnte. So sagte der Berner Volkswirtschaftsprofessor Aymo Brunetti gegenüber der «SonntagsZeitung»: «Die Bilanz der UBS ist nach der Übernahme der Credit Suisse gemessen an der Wirtschaftsleistung viel zu gross für die Schweiz.»

Ähnlich tönt es beim langjährigen Credit-Suisse-Präsidenten Walter Kielholz. Er warf im Interview mit dieser Redaktion die Frage auf: «Wie muss die neue Bank aussehen, damit sie nicht zu gross ist – und die Schweiz politisch und finanziell mit ihr umgehen kann?»

Welche Pläne gibt es, um die neue Riesenbank zu bändigen?

Die Parteien überbieten sich derzeit mit Vorschlägen. Die SP will eine Obergrenze für die Grösse von Banken einführen. Die Bilanzsumme dürfe höchstens 50 Prozent des Bruttoinlandprodukts der Schweiz betragen. Sollte die Bilanz einer Bank diesen Wert übersteigen, müsse sie deutlich mehr Eigenkapital halten.

Die SVP fordert, dass die Investmentbank abgetrennt wird. Mitte-Chef Gerhard Pfister verlangt ein dickeres Eigenkapitalpolster und schlägt eine Vervierfachung der ungewichteten Eigenkapitalquote auf 20 Prozent vor. Welcher Vorschlag in welcher Form tatsächlich umgesetzt wird, bleibt offen.

Wer muss für die Klagen geradestehen, die Anleger eingereicht haben?

Folgenschwerer Entscheid am Sonntag 19. März: UBS-Präsident Colm Kelleher und Finanzministerin Karin Keller-Sutter.

Auch das ist offen. Beim Bundesverwaltungsgericht sind 230 Klagen mit 2500 Beschwerdeführenden hängig, wie diese Zeitung berichtete. Sie wehren sich gegen die Abschreibung der sogenannten AT1-Obligationen der Credit Suisse. Die Anleihen im Umfang von 16 Milliarden Franken wurden mit der Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS abgeschrieben. Unklar ist, ob die UBS oder der Bund dafür haftet, sollten die Kläger mit ihren Argumenten vor Gericht durchkommen.