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Trump und Lateinamerika
Venezuelas wichtigste Oppositionelle hofft auf Trump

Opposition leader Maria Corina Machado looks on during an interview with AFP in Caracas on July 25, 2024, ahead of Sunday's presidential election. (Photo by Federico PARRA / AFP)
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In Kürze:
  • María Corina Machado versteckt sich in Venezuela weiter vor Maduros Regime.
  • Machado setzt für Unterstützung auf Trumps harte Linie und Rubios Kabinett.
  • Maduro soll laut Machado seinen Abgang aus Venezuela planen.
  • Trump könnte geopolitisch von Maduros Schwächung profitieren, bleibt jedoch unentschieden.

Es müssen harte Tage sein für María Corina Machado. Noch in diesem Sommer strömten Tausende in Venezuela auf Strassen und Plätze, um sich die Wahlkampfveranstaltungen der führenden Oppositionellen anzuhören. Mit fast religiösem Enthusiasmus feierten sie ihre Anhängerinnen und Anhänger. «María!», riefen sie und fielen ihr in die Arme.

Auf das Bad in der Menge muss die 57-Jährige schon seit längerem verzichten. Im Juli reklamierte Autokrat Nicolás Maduro den Wahlsieg für sich, der offensichtlich mit Wahlbetrug zustande kam (lesen Sie hier die Analyse zu den Wahlen). Seither geht er mit voller Härte gegen die Opposition vor.

Das Regime schloss María Corina Machado damals von der Wahl aus, jetzt droht ihr gar die Verhaftung. Sie hat sich dazu entschlossen, in Venezuela zu bleiben, und hält sich an einem geheimen Ort versteckt – allein. Besuch empfängt sie keinen, zu gross sei das Risiko, von der Regierung aufgespürt zu werden. «Ich sehne mich nach einer Umarmung», sagte Machado gegenüber der «New York Times». Diese konnte mehrfach per Video mit der Oppositionellen sprechen. Es ist das erste Mal, dass sich Machado ausführlich zu ihren Plänen äusserte. 

Venezuelan opposition leader Maria Corina Machado waves at supporters during a rally in Caracas on August 28, 2024. Venezuela's opposition supporters rallied on August 28, a month after the disputed re-election of President Nicolas Maduro, who armoured his cabinet with a strongman at the helm of law and order. (Photo by Pedro Rances Mattey / AFP)

Von ihrer Energie und ihrer Hartnäckigkeit hat Venezuelas «Iron Lady», wie die Konservative in Anspielung auf Margaret Thatcher oft genannt wird, nichts eingebüsst. Ihre politischen Aussichten beurteilt sie überraschend optimistisch, was auch mit dem Machtwechsel in Washington zu tun hat. 

Den Wahlsieg von Donald Trump sieht sie als Chance für Venezuelas Opposition. Trump könne «einen enormen aussenpolitischen Sieg in sehr kurzer Zeit» erlangen, sagt sie. Eine harte Position der USA könne Maduro entscheidend unter Druck setzen, so Machado. 

Hoffnung auf Hardliner in Trump-Regierung

Die Oppositionelle setzt ihre Hoffnung auf Trumps neues Kabinett. Sowohl der designierte Aussenminister Marco Rubio als auch der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz gelten als ausgesprochene Hardliner gegenüber Maduro. Rubio lobbyierte schon während Trumps erster Amtszeit dafür, die überlebenswichtige Ölindustrie Venezuelas massiv zu sanktionieren und den damaligen Oppositionskandidaten Juan Guaidó zu unterstützen. Ihr Team, sagt Machado, sei bereits mit denjenigen von Rubio und Waltz im Kontakt.

Der Zeitpunkt für einen Machtwechsel sei gekommen, sagt Machado. Maduro sei finanziell am Ende, habe mit seinem offensichtlichen Wahlbetrug selbst traditionell verbündete Politiker wie den brasilianischen Präsidenten Lula da Silva vergrault.

Dass Machados Verbündeter Edmundo González die Wahlen ohne Maduros Betrug gewonnen hätte, ist bei Beobachtern unumstritten. Schon nach den Wahlen rief Machado dazu auf, in den Wahllokalen zu bleiben und die Wahlquittungen der Stimmlokale zu verlangen. Die Opposition konnte so die Stimmen von 80 Prozent der Wahllokale auszählen. Nach dieser Nachzählung habe González einen Erdrutschsieg mit über 70 Prozent der Stimmen erzielt.

Maduro mit einer Charmeoffensive

Folgt man Machados Argumentation, bleibt Maduro nicht viel anderes übrig, als seinen Abgang aus Venezuela zu verhandeln. Entsprechende Anzeichen dafür gibt es allerdings nicht. Maduro sieht sich selber fest an der Macht und versucht, sich beim zukünftigen US-Präsidenten beliebt zu machen. Von einer potenziellen «Win-win-Beziehung» sprach Maduro in einer seiner Talkshows. Das sind neue Töne. In der ersten Amtszeit bezeichnete Maduro Trump unter anderem als «rassistischen Cowboy».

Für eine Annäherung an Maduro spricht auch das Vorhaben Trumps, Millionen Migranten nach Lateinamerika abzuschieben. Für dieses Vorhaben braucht er gute Beziehungen zu den Regierungschefs von Lateinamerika, auch zu Maduro. Umgekehrt wäre es geopolitisch für Trump vorteilhaft, Maduro zu schwächen. Der Autokrat ist ein Verbündeter von Russland, dem Iran und China, den grossen weltpolitischen Gegenspielern der USA.  

Ob sich Trump eher der Regierung oder der Opposition annähern will, ist nach jetzigem Wissensstand offen. Machado will auf jeden Fall weiterkämpfen. Der «New York Times» sagte sie, nur «so kurz wie möglich» untertauchen zu wollen.