Geld in Trend-Aktien anlegenHöhere Gebühren, tiefere Rendite: Themenfonds halten selten, was sie versprechen
Banken verkaufen ihrer Kundschaft vermehrt Wertschriftenfonds, die auf ein trendiges Thema fokussieren. Das klingt gut. Doch meist trügt der Schein, wie eine Studie zeigt.
Das Ersparte gezielt in florierende Branchen investieren – das klingt nicht nur überzeugend, sondern auch verlockend. Denn dort, wo das Geschäft boomt, steigen Unternehmensgewinne und Aktienkurse. Und selbst Leute, die sich kaum für Börsenkurse und Finanzprodukte interessieren, wissen von vielversprechenden Trends. So zum Beispiel von künstlicher Intelligenz. Schon länger im Trend liegen Investitionen im Zusammenhang mit Umweltthemen wie Wasser.
Bei solchen Themen – so scheint es auf den ersten Blick – kann man als Anlegerin oder Anleger nicht viel falsch machen. Im Gegenteil: Wer nicht auf diesen Zug aufspringt, verpasst die Chance, mit attraktivem Gewinn an Trends teilzuhaben.
Der Schein täuscht
Doch das ist leider ein Irrtum. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie des VZ Vermögenszentrums. Das Fazit, kurz zusammengefasst: Solche Fonds bergen zum Teil wesentlich grössere Risiken als die verbreiteten passiv verwalteten Wertschriftenfonds, die sich an einem breit diversifizierten Aktienindex orientieren – besser bekannt als Exchange Traded Funds (ETF). Und das höhere Risiko wird nicht einmal belohnt. Denn die sogenannten Themenfonds erzielen mehrheitlich eine schlechtere Rendite als ETF. Die Autoren der Studie haben die Zahlen mit dem bekannten ETF MSCI World verglichen.
Doch der Reihe nach. Wie der Name andeutet, können Anlegerinnen und Anleger bei Themenfonds in Wertschriften investieren, die auf ein bestimmtes Thema oder einen Trend fokussieren. Oft ist auch von «Megatrends» die Rede, was als Verkaufsargument allenfalls noch durchschlagender wirkt. So wirbt etwa eine grosse Schweizer Bank mit dem Slogan: «Mit Themenfonds auf Megatrends surfen.» Das klingt so, als könne man mit dem Schwung der Welle locker gutes Geld verdienen.
Die Zahl der zugelassenen Themenfonds ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. In der Schweiz waren Ende 2023 insgesamt 511 solche Fonds zugelassen. Besonders viele gibt es in den Bereichen Energiewende, Ressourcen, innovative Technologie und Gesundheit. «Bei den Depotanalysen stellen wir zudem fest, dass Banken ihren Kundinnen und Kunden vermehrt solche Fonds verkaufen», sagt Manuel Rütsche, Co-Autor der Studie und Finanzspezialist beim VZ Vermögenszentrum.
Banken haben einen finanziellen Anreiz
Banken haben einen finanziellen Anreiz, ihrer Kundschaft Themenfonds ins Depot zu legen: Die Gebühren sind in der Regel deutlich höher als bei klassischen ETF. Bei den in der Schweiz zugelassenen Themenfonds liegt die durchschnittliche Gesamtgebühr (Total Expense Ratio – TER) bei 1,51 Prozent. Breit diversifizierte ETF sind für 0,1 Prozent zu haben.
Die Studie unterscheidet zudem zwischen aktiv und passiv verwalteten Themenfonds. Rund drei Viertel sind aktiv verwaltet – da liegt die durchschnittliche TER gar bei 1,84 Prozent. Bei den passiven Fonds liegt der Durchschnittswert bei 0,51 Prozent.
Obwohl Kundinnen und Kunden viel dafür bezahlen, erhalten sie weniger als bei üblichen ETF. So haben in den letzten drei Jahren rund 97 Prozent der hierzulande zugelassenen Themenfonds eine schlechtere Rendite erwirtschaftet als der MSCI World. Etwas weniger deutlich, aber immer noch klar ist das Ergebnis über zehn Jahre: Mehr als 80 Prozent der Themenfonds haben über den längeren Zeitraum schlechter abgeschnitten als der MSCI World.
Wie kann es sein, dass ein Indexfonds, der nur den Gesamtmarkt abbildet, eine bessere Rendite erreicht als ein trendiger Themenfonds? Ein naheliegender Grund: Wenn etwas im Trend liegt, ist die Nachfrage bereits gross. Das gilt erst recht bei einem Megatrend. Möglicherweise sind solche Wertpapiere zu diesem Zeitpunkt sogar schon überbewertet.
In der erwähnten Renditerechnung nicht berücksichtigt sind Themenfonds, die aufgrund schlechter Zahlen aufgelöst worden sind. Laut Rütsche wären die Resultate sonst noch ungünstiger ausgefallen. Nicht wenige Themenfonds werden aufgelöst: Zahlen aus der Vergangenheit zeigen, dass nach zehn Jahren mehr als die Hälfte dieser Fonds bereits nicht mehr existieren. Wird ein Fonds eingestellt, müssen Anleger neben einem Verlust mit zusätzlichen Transaktionskosten rechnen. Zudem kann es sein, dass das investierte Geld während einer gewissen Zeit nicht verfügbar ist, bis die Fondspositionen verkauft sind.
Trotz tieferer Rendite ein höheres Risiko
Bei tieferer Rendite sinkt üblicherweise auch das Risiko für Anlegerinnen und Anleger. Bei Themenfonds ist das nicht der Fall. Die Volatilität ist eine wichtige Kenngrösse zur Bestimmung des Risikos. Sie zeigt, wie stark der Kurs von Wertschriften schwankt. Für die vergangenen fünf Jahre weisen 81 Prozent der Themenfonds eine höhere Volatilität aus als der MSCI World. Das VZ Vermögenszentrum hat die während dieser Zeit in der Schweiz verfügbaren 195 Themenfonds berücksichtigt.
Als Gründe für die höhere Volatilität nennt Rütsche unter anderem die geringere Diversifikation und die Wahl von Kleinunternehmen, die im Markt noch wenig etabliert sind. Die geringere Diversifikation bedeutet einerseits, dass weniger Unternehmen in einem Fonds vertreten sind. Einzelne Ausreisser fallen so stärker ins Gewicht. Und natürlich sind in einem ETF wie dem MSCI World auch die Themen breit diversifiziert. Wenn beispielsweise Technologieaktien einbrechen, trifft das nicht gleich den ganzen Fonds.
«Finger weg von Themenfonds»
Bei diesen Ergebnissen handelt es sich um Durchschnittswerte. Wenn der Bankberater Beispiele von Themenfonds mit attraktiver Rendite nennt, so kann das durchaus stimmen. Für Anlegerinnen und Anleger ist es aber anspruchsvoll, die Zusammensetzung eines Fonds richtig einschätzen zu können. Eine erste Orientierungshilfe kann beispielsweise ein Vergleich der Nettorendite nach Abzug von Gebühren des MSCI World mit dem vorgeschlagenen Themenfonds sein. Zum Beispiel über die vergangenen drei Jahre.
«Themenfonds lassen sich gut verkaufen, doch leider ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass man einen erwischt, der gut läuft», fasst Manuel Rütsche die Studienergebnisse zusammen. Er rät deshalb: «Finger weg davon.»
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