Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Riesenfabrik bei Berlin
Tesla bricht sein Ökostrom-Versprechen – mit einem eigenen Gaskraftwerk

Tesla-Chef Elon Musk will mit seinen Elektroautos eigentlich das Klima und damit auch den Planeten retten. Blick auf die Tesla-Gigafactory in Berlin-Brandenburg.

Dietmar Woidke klang im Frühjahr 2022 eindeutig: «Tesla produziert mit 100 Prozent Ökostrom, braucht also jede Menge erneuerbare Energien», zitierte das «Handelsblatt» den Ministerpräsidenten des deutschen Bundeslands Brandenburg in Bezug auf die sogenannte Gigafactory in der brandenburgischen Gemeinde Grünheide.

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, schliesslich will Tesla-Chef Elon Musk mit seinen Elektroautos das Klima und damit auch den Planeten retten. Da kommt es natürlich darauf an, mit welcher Energie die E-Autos und ihre Batterien hergestellt werden.

Doch schon heute bezieht Tesla einen ganz erheblichen Teil der Energie für das Werk in Grünheide keineswegs aus 100 Prozent Ökostrom, sondern nutzt auch Erdgas für die Produktion. Und die Bedeutung des fossilen Energieträgers wird in Zukunft sogar noch wachsen.

Das geht aus den Unterlagen hervor, mit denen Tesla beim Bundesland Brandenburg einen Ausbau der Kapazitäten seiner einzigen europäischen Fabrik beantragt. Künftig sollen hier rund eine Million Fahrzeuge pro Jahr gebaut werden können – doppelt so viele wie bisher.

Ein eigenes Tanklager für Flüssiggas

Doch die Antragsunterlagen, die öffentlich im Internet einsehbar sind, zeigen, dass Tesla nicht nur seine schon bestehenden Produktionsanlagen um- und ausbauen will, sondern auch ein eigenes Gaskraftwerk und ein Tanklager für Flüssiggas auf dem Werksgelände plant. «Mit dem Gesamtvorhaben soll ein temporäres Gaskraftwerk (...) errichtet werden mit einer Feuerwärmeleistung von bis zu 45 Megawatt», heisst es im Antrag.

Wie lange die «temporäre» Nutzung dauern soll, geht aus den Dokumenten nicht hervor. Ursprünglich stand in den Unterlagen der Satz: «Da dieser Anlagenteil nur für maximal ein Jahr errichtet werden soll, wird diese in diesem Antrag der ersten Teilgenehmigung nicht weiter betrachtet.» Doch dieser Satz wurde gestrichen. Tesla liess Fragen zum geplanten Gaskraftwerk bislang unbeantwortet.

Auch der Zweck des Kraftwerks ist im Antrag klar benannt: «Das temporäre Gaskraftwerk (...) dient der Unterstützung der Stromversorgung der GFBB.» GFBB steht für «Gigafactory Berlin-Brandenburg». Weiter heisst es: «Dieses wird mit Erdgas aus der öffentlichen Gasversorgung betrieben und ist an einen Stromgenerator angeschlossen.»

Auch das «temporäre Flüssiggasterminal» soll die Tesla-Fabrik unabhängiger machen. Es diene «der Unterstützung der Gasversorgung der GFBB im Fall eines Engpasses der öffentlichen Gasversorgung», heisst es im Antrag. Damit zieht Tesla wohl die Konsequenz aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres, als in der Energiekrise lange unklar war, ob die Industrie im Winter mit ausreichend Gas versorgt werden kann. «Das Gas wird verflüssigt angeliefert und anschliessend durch Verdampfer nutzbar gemacht», heisst es in Formular 3.1.

Allerdings gilt Flüssiggas als besonders umweltschädlich, weil es häufig in den USA durch sogenanntes Fracking gewonnen wurde. Entsprechend schlecht wäre die Nutzung durch Tesla für das Image der in Grünheide produzierten Elektroautos. Insgesamt sollen laut Formular 3.5 des Antrages künftig 2,76 Tonnen Flüssiggas in Grünheide gelagert werden.

Zweite Erdgasleitung für Tesla-Fabrik

Der Bedarf an Erdgas ist allerdings viel höher und steigt durch die geplante Kapazitätserweiterung. Künftig rechne man mit einem Spitzenbedarf von 21’800 Normkubikmetern Erdgas pro Stunde, heisst es im Antrag. «Zur Deckung dieses vorsorglich angenommenen Bedarfs ist eine Erschliessung über eine zweite Erdgasversorgungsleitung vorgesehen.» Die zweite Leitung soll der Gigafactory zusammen mit der schon bestehenden ersten Leitung dann bis zu 32’000 Normkubikmeter Erdgas liefern können.

Ebenfalls in den Unterlagen findet sich eine Analyse der Gesellschaft für Umwelt- und Managementberatung, in der die Lärmemissionen der geplanten Fabrikerweiterung untersucht werden. Sie gibt einen Anhaltspunkt, wie häufig das Gaskraftwerk in der Gigafactory laufen soll.

Für die Untersuchung gehe man bei der Gaskraftanlage von folgenden Betriebsabläufen aus, heisst es dort: «24 h am Tag und sieben Tage die Woche.» Tesla liess alle Fragen zum geplanten Gaskraftwerk bislang unbeantwortet.

In Kooperation mit der «Welt», Teil der Leading European Newspaper Alliance.