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Sparmas­snahmen beim Medien­unter­nehmen
SRF streicht rund 75 Stellen – wo abgebaut wird

SRF-Direktorin Nathalie Wappler, spricht an einer Medienkonferenz ueber das Programm fuer das Jahr 2022 im Fernsehstudio in Leutschenbach, aufgenommen am Donnerstag, 31. Maerz 2022 in Zuerich. (KEYSTONE / Ennio Leanza).
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Was ist passiert?

Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) baut in den kommenden Monaten unternehmensweit rund 75 Vollzeitstellen ab. 34 davon sind in der Produktion, wie SRF-Direktorin Nathalie Wappler am Montag vor den Medien sagte. Nach dem nun erfolgten Abschluss des Konsultationsverfahrens startet bei SRF die Umsetzung der Personalmassnahmen, wie das Unternehmen am Montag mitteilte.

Wo wird abgebaut?

Rund 10 Prozent der 75 Vollzeitstellen sollen laut Mitteilung im Kader abgebaut werden. Bei dem Stellenabbau handelt es sich um eine Massnahme des bereits früher angekündigten Unternehmensprojekts «SRF 4.0».

Von den 75 Vollzeitstellen, die gestrichen werden, ist etwa ein Drittel über Kündigungen geplant. Der Rest soll laut Wappler über Frühpensionierungen und natürliche Fluktuationen abgebaut werden. Der Abbau sei schmerzhaft, aber «rote Zahlen sind für uns keine Option», sagte die SRF-Direktorin. Die Gründe für den Abbau seien rückläufige kommerzielle Einnahmen sowie die Teuerung.

Neben dem Stellenabbau hat die Geschäftsleitung von SRF organisatorische Anpassungen in den Informationsabteilungen beschlossen, um mehr Synergien zwischen Audio, Video und Digital nutzen zu können. Die bisher getrennten Chefredaktionen Video und Audio/Digital sollen zu einer multimedialen Chefredaktion zusammengelegt werden.

Sparmassnahmen bei SRF: Stellen werden abgebaut, das Angebot reduziert.

Welche Auswirkungen hat das aufs Programm?

Die «Tagesschau»-Ausgaben am Mittag sowie um 18 Uhr sollen durch moderierte Newsflashes ersetzt werden. Am Wochenende wird die Mittagsausgabe ganz entfallen. Wappler betonte, die Information bleibe ein Kernbereich von SRF. Die «Tagesschau»-Ausgaben am Mittag und um 18 Uhr zählten zu den nutzungsschwachen Sendungen. Deshalb konzentriere sich SRF auf Newsflashes und die App. Die Sendungen «Club» und «Gesichter & Geschichten» werden künftig im Sommer pausieren, so wie andere Magazine und Talk-Sendungen auch.

Das Angebot der Radio-Regionaljournale soll am Wochenende reduziert werden – mit Ausnahme von Wahl- und Abstimmungssonntagen. Zudem werden an den Regionalstandorten die Regionalredaktionen Audio/Digital mit den TV-Korrespondentenstellen zusammengelegt. In den Regionalredaktionen soll es zu einer «leichten Stellenreduktion» kommen, wie Wappler sagte. In den Redaktionen ist der Abbau von 16 Vollzeitstellen geplant.

Abbauen will SRF auch beim Drittmarktgeschäft. Entsprechende Produktionsaufträge sollen nur noch angenommen werden, wenn die Übertragungsrechte bei der SRG und bei SRF liegen.

Vorerst nicht betroffen vom Abbau ist die Produktion von Spielen der Schweizer Eishockey-Liga. Diese laufen zwar auf dem privaten Sender Mysports, werden aber von SRF produziert. «Wir halten laufende Verträge ein», sagte Wappler.

Wieso ist das nötig?

SRG-weit seien Sparmassnahmen in der Höhe von 50 Millionen Franken nötig, heisst es weiter. Mehr als 6 Millionen Franken beträfen SRF. Wegen des Bundesratsentscheids erhalte die SRG den Teuerungsausgleich auf die Medienabgabe ab 2025 nur noch zur Hälfte.

Medienminister Albert Rösti begründet die Senkung der Radio- und TV-Abgaben vor dem Hintergrund der Halbierungsinitiative der SVP damit, dass sich die SRG auf ihren Kernauftrag konzentrieren müsse. Dieser besteht im Service Public, was genau dazu zählen soll und was nicht, ist politisch umstritten.

Bereits im März gab SRF Sparmassnahmen bekannt. Wie gross der Stellenabbau sein würde, war damals noch nicht bekannt. Hintergrund sei das Ziel, 2025 ein ausgeglichenes Budget präsentieren zu können. Der Schritt werde insbesondere durch die rückgängigen Werbeeinnahmen und die Teuerung nötig.

Mit den politischen Prozessen – etwa der geplanten Reduktion der Serafe-Gebühr – hätten die Massnahmen nichts zu tun. Daraus allenfalls notwendig werdende Einsparungen würden in einem separaten Projekt ausgearbeitet.

Wie fallen die ersten Reaktionen aus?

Die Mediengewerkschaft SSM hat sich am Montag «schockiert» gezeigt über den geplanten Stellenabbau bei Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Sie warnt vor dem Verlust an Vielfalt und Qualität sowie vor den Folgen für die Mitarbeitenden.

«Die Mediengewerkschaft fordert einen Marschhalt bei den Um- und Abbauplänen», schrieb die Organisation in einer Reaktion. Wenn publizistische Entscheide an einem Ort konzentriert würden, gingen die Binnenvielfalt und die hausinterne Konkurrenz zwischen den Chefredaktionen und Standorten verloren, hiess es.

Besonders schmerzlich sei das Sparprogramm für die Informationsangebote der «Tagesschau» sowie in den Regionen. Die «Tagesschau» gehöre zur zentralen Aufgabe von SRF. «Dass hier gespart wird, ist nicht akzeptabel und politisch auch nicht erwünscht», schrieb das Schweizer Syndikat Medienschaffender.

SDA/oli