Papablog: Zehn PraxistippsSo überstehen Sie den Elternabend
Mit dem neuen Schuljahr begann auch die Saison der Elternabende. Mit den folgenden Ratschlägen werden diese erträglicher – und vielleicht sogar produktiv.
Vorglühen
Ein Elternabend ohne Alkohol ist möglich, aber sinnlos. Wie Sie den Pegel erreichen und halten, auf dem sich das richtige Verhältnis zwischen Gleichgültigkeit und verbleibender Zurechnungsfähigkeit einstellt, müssen Sie natürlich aus persönlichen Erfahrungswerten ableiten. Als grobe Faustregel kann jedoch gelten: Zwei Gläser Wein vorab sind zu empfehlen. Machen Sie drei Gläser daraus, wenn auf dem Elternabend über Corona und/oder Impfthemen gesprochen werden soll.
Pünktlich erscheinen
Klingt zunächst einmal nicht zielführend, wenn man den Elternabend möglichst kurzhalten und schadlos überstehen will. Ist aber wichtig, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Keine Mutter kommt schliesslich 15 Minuten zu spät zu einem Elternabend, ohne gross und breit von jenem Chaos zu berichten, dem sie gerade zwischen Essensschlacht und Babybaden entflohen ist. Kein väterlicher Anzugträger platzt verspätet in den Sitzkreis hinein, ohne demonstrativ darüber zu stöhnen, wie viel er eigentlich noch im Büro zu tun gehabt hätte. Die Verspäteten unterbrechen den Flow der Veranstaltung. Sie halten den Betrieb auf und machen alles noch schlimmer, als es eh schon ist. Gehören Sie nicht zu diesen Leuten.
Einen guten Platz erwischen
Wer rechtzeitig zu einem Elternabend erscheint, trägt nicht nur zum geregelten Ablauf der Dinge bei, sondern bringt auch Optionen mit. Niemand möchte schliesslich bei den Impfgegnern sitzen oder Gefahr laufen, zum Verbündetenkreis der Helikoptereltern gezählt zu werden. Finden Sie also vorab heraus, wer genauso wenig Bock auf den Abend hat wie Sie und reihen Sie sich bei diesen Leuten ein. Dann macht auch das Lästern und Tuscheln Spass.
Nicht mit den falschen Leuten diskutieren
Was Sie auf der Strasse vermeiden würden, gilt auch für die erfolgreiche Gestaltung von Elternabenden: Lassen Sie sich nicht auf Streitgespräche mit Corona-Schwurblerinnen, Impfgegnern und sonstigen Querdenkenden ein. In den meisten Fällen stellen diese Leute eine laute, aber kleine Minderheit. Es gibt deshalb keinen Grund, ihre Standpunkte durch Aufmerksamkeit und Redebereitschaft zu validieren.
Proaktiv sein
Alle Jubeljahre wird es einmal vorkommen, dass Sie mit einem Anliegen zum Elternabend erscheinen, das Ihnen wirklich wichtig ist. Versuchen Sie, dieses Anliegen anzusprechen, solange Erzieherinnen, Lehrer und andere Eltern noch aufnahmefähig sind. Das Zeitfenster dafür ist in der Regel sehr klein. Den meisten Anwesenden geht es schließlich wie auch Ihnen selbst: Sie wollen die Sache so schnell und schadlos wie möglich hinter sich bringen. Wer sein Thema erst auf die Agenda setzt, wenn die anderen schon Stühle auf Tische stellen, kann keine Aufmerksamkeit mehr erwarten.
Fragen stellen
Auch diese Empfehlung ist nur scheinbar kontraproduktiv. Jede dämliche Frage, die Sie selbst stellen, kann schliesslich nicht mehr von einem anderen Elternteil gestellt werden. Jede noch so generische Antwort, die Sie kommentarlos abnicken, kann ausserdem vorbeugend gegen weiterführende Fragen wirken. Bonusvorteil: Die Zeit vergeht erwiesenermassen schneller, wenn man sich aktiv am Geschehen beteiligt. Sollten befreundete Eltern anwesend sein, können Sie der Veranstaltung ausserdem einen kurzweiligen Wettbewerbscharakter verleihen. Wem gelingt es, mit ernster Miene die dümmste Frage des Abends zu stellen?
Subtil sein
Elternabende sind Drahtseilakte. Einerseits wollen Sie im Spiel um die dümmste Frage triumphieren, andererseits darf niemand merken, dass Sie möglicherweise nicht mit vollem Ernst bei der Sache sind. Vermeiden Sie es deshalb, im falschen Moment zu lachen. Täuschen Sie lieber Empörung vor, wenn Lehrerinnen oder Erzieher von Kinderstreichen berichten, die Ihnen eigentlich ganz lustig vorkommen.
Opportunistisch sein
Eine weitere sinnvolle Faustregel: Stehen Sie in Fragen, die Ihnen völlig egal sind, auf der Seite der Mehrheit. Damit vermeiden Sie die Vertiefung oder gar Vertagung unwichtiger Themen. Ausserdem verwandt mit dieser Faustregel: Stehen Sie bei Streitpunkten, die Ihnen sinnlos vorkommen, auf der Seite von Lehrerinnen und Erziehern. Das spart Zeit, und am Ende setzen diese sich sowieso durch.
Kein Arschloch sein
Wenn Sie zum Durchschnitt der Mamablog-Leserschaft gehören, besteht eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass Sie Elternabende aus privilegierter Position besuchen. Vergessen Sie nicht, dass in der Regel auch Eltern anwesend sind, für die solche Abende zur Stresssituation werden können, etwa weil sie vor Sprach- und Verständnisproblemen stehen. Seien Sie also geduldig, wiederholen und übersetzen Sie das Gesagte bei Bedarf für diese Eltern, und heben Sie sich Ihren Frust für die Schwurbler auf. Wenigstens dafür sind diese schliesslich zu gebrauchen.
Nachglühen
Der Abend ist ohnehin verloren. Nichts spricht also dagegen, ihn mit einigen befreundeten Eltern und Getränken ausklingen zu lassen.
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