Papablog: Schulstart in der PandemieWie viel Schutz vor Corona brauchen Schulkinder?
Instruktionen, obligatorische Tests und rigorose Kontrolltage: Blogger Tschannen berichtet vom Testregime seiner Schule.
Nach den Ferien steigen die Fallzahlen, das ist bekannt. Die Kinder müssen wieder zur Schule und natürlich sollen sie vor einer Übertragung via Klassengspänli geschützt werden. Reine Verhaltensregeln, wie Abstand halten, sind eine faule Lösung. Sie nehmen einseitig die Kinder in die Pflicht.
Wie ernst es den Verantwortlichen ist, ein Cluster mit vielen Ansteckungen zu verhindern, zeigt sich an anderen Massnahmen: zum Beispiel am Testregime. Ich bin beeindruckt, mit welcher Konsequenz das an unserer Schule umgesetzt wird.
Das Kind darf das Schulgelände erst wieder betreten, wenn es symptomfrei und erneut getestet ist.
Am ersten Schultag nach den Ferien erhalten die Eltern ein Schreiben mit detaillierten Instruktionen und Informationen. Unter anderem werden sie aufgefordert, Ihre Kinder zu Hause selbst zu testen. Material gibt es bei Bedarf von der Schule. Gleichzeitig weist das Schreiben auf den baldigen Kontrolltag hin. Der erneute Test an der Schule ist für alle Kinder obligatorisch – auch für die Kindergartenkinder. Es gibt keine Möglichkeit, sich dispensieren zu lassen.
Wer am Kontrolltag krank ist, wird individuell nachgetestet. Mehr noch: Jüngere Geschwister und solche, die an anderen Schulen sind, sollen ebenfalls vorbeikommen, um gleich mitgetestet zu werden. Ist ein Kind infiziert, wird es sofort nach Hause geschickt. Es darf das Schulgelände erst wieder betreten, wenn es symptomfrei und erneut getestet ist.
Freiwillig oder obligatorisch testen?
Die Tests werden nicht den Lehrpersonen aufgebürdet: Am Kontrolltag stehen ein Dutzend Eltern als freiwillige Helfer im Einsatz. Ich bin einer davon. Koordiniert und überwacht werden alle Massnahmen von einer Person, die die Gemeinde extra für diese Funktion angestellt und weitergebildet hat.
So viel zur Lauskontrolle an unserer Schule. Ich wünschte mir, der Umgang mit dem Coronavirus wäre ähnlich konsequent. Neben der Lauskontrolle sind auch die schulärztliche Reihenuntersuchung und der Schwimmunterricht obligatorisch. Der wöchentliche Corona-Test hingegen nicht. Es gilt nicht einmal die Widerspruchslösung. Nein, getestet wird nur, wenn die Eltern explizit ihr Okay gegeben haben. Die Kindergartenkinder – also die Hälfte der Kinder in den Basisstufenklassen – werden grundsätzlich nicht getestet. Warum diese Zurückhaltung bei einem harmlosen Spucktest mitten in der Pandemie?
Bitzli Schutz auf dünner Datenlage
Und warum sind Luftfilter in den Schulzimmern kein Thema, obwohl kaum jemand ihre Wirksamkeit bestreitet? Die Schutzkonzepte für die Volksschulen wirken halbherzig.
Das ist nur ein Eindruck. Mein Gefühl. Wie genau sollen die Corona-Massnahmen an den Schulen aussehen? Es fehlt mir schwer, mir eine Meinung zu bilden in diesem breiten Spektrum an bestehenden Meinungen. Manche glauben, Corona existiere nicht, andere unterstellen der Politik, die Kinder böswillig durchseuchen zu wollen. Irgendwo dazwischen läge eine vernünftige Haltung.
Was, wenn es plötzlich die Jüngeren trifft?
Leider helfen Statistiken und Studien nur begrenzt. Wie stark sich das Virus unter Kindern verbreitet, welcher Prozentsatz von Long Covid betroffen ist, darüber kursieren selbst eineinhalb Jahre nach Pandemiebeginn noch enorm widersprüchliche Zahlen.
Immerhin: Zu den Risikogruppen gehören Kindern bei Sars-CoV-2 in der Regel nicht. Dafür sollten wir dankbar sein. Aber was, wenn es bei einer künftigen Virusvariante oder einer neuen Pandemie anders aussieht? Was, wenn es plötzlich die Jüngeren trifft? Werden wir dann die Kinder so konsequent vor dem Virus schützen wie vor Kopfläusen?
Wie seht Ihr das, liebe Leserinnen und Leser? Wie gehen Eure Schulen mit den steigenden Fallzahlen um und wie geht es Euch damit?
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