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Papablog: Kita-Freundschaften
Befreundete Eltern, verfeindete Kinder

Den mag ich nicht! Bei manchen Eltern hat der kindliche Wille das Sagen.
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Wer nicht gerade selbst in einschlägigen Kreisen unterwegs ist, lernt seine erste Impfgegnerin womöglich auf dem Kita-Flur kennen. Was vorher meist ein kleiner treuer Kreis aus gleichgesinnten Kinderwagenschiebern war, wird mit Beginn der Fremdbetreuung plötzlich zum schonungslosen Spiegel der Gesellschaft. Andere Kita-Eltern: Die schlimmsten zwei Worte im Alltag des elterlichen Daseins. Es gibt sie als Helikopterversion, die jeden Schritt der eigenen Kinder überwacht und steuert. Es gibt sie mit jenem unbändigem Redebedarf, der Kitaversammlungen zur abendfüllenden Qual macht. Es gibt sie seit einem Jahr als Corona-Leugner. Aber manchmal gibt es sie auch in gut.

«Mein Kind will nicht mit deinem spielen»

Wer unter den anderen Kita-Eltern auf solche stösst, mit denen gute Gespräche über Beziehungen, Musik, Politik und meinetwegen auch Kinder möglich sind, sollte sich diese Eltern warmhalten. Vorausgesetzt, der Nachwuchs spielt mit. Denn leider beginnt mit dem Start ins Kita-Leben nicht nur eine Phase der häufig zermürbenden Konflikte und Kompromissfindungen mit anderen Eltern – auch zuvor weitgehend willenlose Kinder entwickeln plötzlich eigene Vorstellungen und Play-Date-Vorlieben. Und wenn in der Spielecke nebenan ununterbrochen die Fetzen fliegen, nützen einem auch die besten Elterngespräche nichts mehr.

Wie geht man damit um, wenn der Sohn einer sehr netten Mutter nicht mit der eigenen Tochter klarkommt? Die schlechte Nachricht ist: Sympathie unter Kindern lässt sich nicht erzwingen. Wer trotzdem als Verkuppler auf das Feld der arrangierten Freundschaften tritt, wird wahrscheinlich alles nur noch schlimmer machen. Neue Konflikte zwischen Kindern können entstehen oder alte Fronten noch weiter verhärten. Oft auch mit Konsequenzen für das Verhältnis der zugehörigen Erwachsenen. Ein Satz wie «Mein Kind will eben nicht mit deinem spielen» tut nun einmal weh. Auch wenn niemand etwas dafür kann.

Elterliche Unterordnung

Oder vielleicht doch? Eine besonders anstrengende Eigenart mancher Kita-Eltern ist die vollständige Unterordnung unter die Wünsche und Launen ihres Nachwuchses. Der Wille des eigenen Kindes ist unantastbar – ganz egal, wie egoistisch, absurd oder auch verletzend für andere Kinder dieser Wille auch sein mag. Ich habe Spielplatzunterhaltungen geführt, die abrupt zu Ende gingen, weil der Sohn meiner Gesprächspartnerin keine weitere Sekunde mit meinem Sohn im Sandkasten verbringen wollte. Ich war zu Play-Dates verabredet, die kurzfristig ausfallen mussten, weil, wie mir zerknirscht am Telefon gesagt wurde, «unsere Tochter hat heute leider einfach keine Lust auf eure Kleine.»

Dass Kinder manchmal so drauf sind, verstehe ich. Warum ihre Eltern dabei regelmässig mitspielen, leuchtet mir allerdings nicht ein. Zumal es leider nicht nur Anti-Impf-Mütter und Corona-skeptische Väter sind, die die beschriebene Unterwürfigkeit an den Tag legen. Sie ist ebenso unter Kita-Eltern verbreitet, die man eigentlich schätzt. Wer sich ausgiebig über Lieblingsfilme und Fussballspiele unterhalten kann, muss eben noch lange nicht auf derselben erziehungstechnischen Wellenlänge liegen. Aber wenn es doch sonst so gut klappt mit dem Reden: Dann vielleicht auch bei diesem Thema?

Auf ein kinderloses Feierabendbier

Geht so. Ein paar Tage nach der beschriebenen Spielplatzepisode habe ich die Mutter des quengelnden Kindes wieder getroffen und darauf angesprochen, wie merkwürdig mir die Situation vorgekommen war. Sie erklärte mir wortreich, dass die freie Entfaltung ihres Sohnes für sie über allem stehe und sie ihm nicht vorschreiben könne, wen er zu mögen habe. Wir verblieben schliesslich mit einer Verabredung auf ein Feierabendbier, wenn solche Treffen irgendwann mal wieder möglich sein sollten. Ohne Kinder. Es ist wahrscheinlich besser so.