Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Turbulenzen an Finanzmärkten
Börsencrash in Tokio hat globale Folgen

TOKYO, JAPAN - AUGUST 05: Pedestrians walk in front of monitors displaying the Nikkei 225 Stock Average figure outside a securities firm on August 05, 2024 in Tokyo, Japan. The Nikkei 225 index in Tokyo experienced a significant decline, plunging nearly 7% on August 4, 2024, as it fell to around 33,488.08 points shortly after the market opened. This drop, which came close to being a historic sell-off, is part of a broader global sell-off driven by concerns over the U.S. economy's stability amid high interest rates and disappointing hiring data, which has erased earlier gains that brought the Nikkei to all-time highs earlier this year. (Photo by Tomohiro Ohsumi/Getty Images)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Anlegerinnen und Anleger brauchten am Montag starke Nerven. Begonnen haben die starken Verluste in Japan. Die Börse in Tokio erlebte einen regelrechten schwarzen Montag: Der Nikkei-Index fiel mehr als 12 Prozent. Auch die Börsen in Korea und Singapur wurden mit minus 9 beziehungsweise 4 Prozent in Mitleidenschaft gezogen.

Der Crash in Fernost zog die europäischen und amerikanischen Börsen mit ins Minus. Kein Sektor konnte sich dem Ausverkauf entziehen. Es wird gefürchtet, dass die amerikanische Wirtschaft in eine Rezession abgleiten könnte. Zudem verkauften Investorinnen und Investoren ihre Tech-Titel, da sie die kurzfristigen Erträge von KI-Aktien weniger hoch einschätzen.

Der Schweizer Leitindex SMI büsste am Montagmorgen kurz nach Handelsbeginn um 9 Uhr rund 2,8 Prozent ein. Am frühen Nachmittag gab er weiter nach und notierte bei minus 3,3 Prozent. Am stärksten litten die Werte von Roche, Swiss Re, Lonza, Swiss Life und Holcim mit Verlusten von mehr als 3 Prozent. Bei Börsenschluss betrug das Minus 2,8 Prozent. Dieses folgt auf Einbussen von 3,6 Prozent am letzten Freitag.

Auch die Indizes an den wichtigsten europäischen Börsen gaben im frühen Handel nach. Die Börsen in Frankfurt (DAX) und Paris (Cac-40) verloren zwischen zwischen 2,5 und 3 Prozent. Der Index Stoxx Europe 600, der die Kurse der 600 grössten Unternehmen abbildet, war zu Börsenbeginn um 2 Prozent gesunken. In ähnlichem Mass verlor der britische FTSE 100: Der Index sank auf unter 8000 Punkte – rund 2,5 Prozent tiefer als am Freitagabend. Bis zum Abend konnten sich die Börsen in Europa leicht erholen.

Der S&P-500-Index mit den wichtigsten Unternehmen der USA schloss rund 3 Prozent im Minus – der grösste Tagesverlust seit September 2022. Ähnlich hoch waren die Verluste beim Nasdaq. Der Tech-Index hat am Montag 907 Milliarden Dollar Marktwert verloren.

Anlegerinnen und Anleger trennten sich von Aktien mit einem starken Fokus auf KI, wie Nvidia oder Microsoft. Apple verlor dagegen 4,8 Prozent, weil Investment-Legende Warren Buffet ein grosses Aktien-Paket des iPhone-Herstellers verkauft hatte. Weniger schlimm erwischte es den Industrieindex Dow Jones Industrial, der 2,6 Prozent einbüsste.

Ökonomen ordnen Börsenturbulenzen ein

Die Milliardenverluste an der Tokioter Börse haben laut dem Anlagechef der Luzerner Kantonalbank, Björn Eberhardt, ihren Hauptgrund im Risikoabbau. Er sieht einen «Ausverkauf unter Händlern, die sich in japanischer Währung verschuldet hatten» (siehe Interview auf dieser Seite). Nach der Zinserhöhung der japanischen Zentralbank in der vergangenen Woche, müssen sie nun mehr für ihre Schulden bezahlen. Darum verkaufen sie ihre Wertpapiere.  

Gemäss dem Zürcher Analysten Klaus Wellershoff gefährde «die extrem starke Währungsbewegung im Yen» die internationale Finanzstabilität. Doch in den davon weltweit ausgelösten Börsenturbulenzen spiegle sich auch die zunehmende Wahrscheinlichkeit einer globalen Rezession. Der Ausblick der Industrieunternehmen sei seit Juli spürbar eingetrübt, die Abschwächung am Arbeitsmarkt habe sich weiter verfestigt. 

Dazu kommt die Angst der Anlegerinnen und Anleger vor einer Rezession in den USA. Am vergangenen Freitag hatte die US-Regierung schlechtere Zahlen zum Arbeitsmarkt als erwartet veröffentlicht. Gleichentags publizierten die Börsenriesen Amazon und Intel schrumpfende Gewinne und schlechtere Prognosen, mit der Begründung, dass die KI-Revolution zuerst mal höhere Kosten und weniger Gewinn zeitigen würde. Zudem verdeutlichen die jüngsten Konjunkturdaten laut Klaus Wellershof, dass die Wachstumsschwäche in Europa und China noch eine Weile anhalten dürfte.

Die Märkte in Frankfurt, Paris, London und Zürich hatten bereits Ende letzter Woche stark gelitten. Der Schweizer Leitindex SMI verlor am vergangenen Freitag mehr als 400 Punkte und sackte um 3,6 Prozent auf knapp 11’876 Punkte ab.

Angst vor Rezession erhöht Druck auf US-Notenbank

Auch der Konflikt im Nahen Osten lässt Anlegerinnen und Anleger vorsichtiger werden. Die Situation erhöht den Druck auf amerikansiche Notenbank. 

Am Freitag zitierten die «New York Times» und das «Wall Street Journal» Ökonomen, die von einer vorgezogenen Zinssenkung der US-Notenbank sprachen. Sie versprechen sich davon höhere Investitionen und eine Stimulierung der US-Wirtschaft. Bisher wurde mit einer Zinssenkung durch die Zentralbank Fed erst im September gerechnet.

Fakt ist, dass die letzten Konjunkturdaten schwächer waren als erwartet: Die Arbeitslosenzahlen stiegen auf einen fast einjährigen Höchststand, die Produktionsaktivität ist stark gesunken. Dennoch schrieb die Grossbank UBS am Freitag in einem Bericht zum Börsenabsturz, sie sehe die Rezessionsängste «im Augenblick als verfrüht an».

Auch Mark Haefle, der Anlagechef der UBS-Vermögensverwaltung äusserte Befürchtungen, dass die Fed die Zinssenkungen zu lange hinausgezögert und damit eine Rezession riskiert haben könnte: «Wir rechnen nun mit Zinssenkungen in Höhe von 100 Basispunkten in diesem Jahr, während wir zuvor von 50 Basispunkten ausgegangen waren.» 

Die Schweizer Währung ist gefragt

An den Devisenmärkten ging im Laufe des Montags die Flucht in sichere Häfen wie den Schweizer Franken weiter. Am Vormittag sank der Wert zeitweise bis auf 0,934 Franken ab. So tief notierte das Währungspaar letztmals zum Jahresbeginn. 

Zwischenzeitlich lag der Wert eines Euros bei 0,9210 Franken, was den tiefsten Stand seit neun Jahren bedeutete. Gegenüber dem Dollar erstarkte der Franken ebenfalls: Er kostete noch 85 Rappen – nur einen Rappen mehr als im Allzeittief Ende Dezember 2023.

Der Wert des Bitcoin ist gesunken

Auch der Bitcoin verliert heute Montag wegen der zunehmenden Risikoscheu an den Finanzmärkten kräftig an Boden. Der Kurs der bekanntesten Kryptowährung sackte kurzfristig auf unter 50’000 Dollar ab. Das sind rund 9000 Dollar oder fast 14 Prozent weniger als am späten Freitagabend.

Bereits in der vergangenen Woche hatte der Bitcoin kräftig nachgegeben. Mit dem Minus am Montag fiel der Bitcoin-Kurs zudem auf das Niveau von Ende Februar zurück, nachdem er Mitte März noch auf das Rekordhoch von fast 74’000 Dollar geklettert war.