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Analyse zum Chaos bei Open AI
Altman ist zurück – und alle fühlen sich als Gewinner

SAN FRANCISCO, CALIFORNIA - NOVEMBER 06: OpenAI CEO Sam Altman speaks to members of the media during the OpenAI DevDay event on November 06, 2023 in San Francisco, California. Altman delivered the keynote address at the first ever Open AI DevDay conference.   Justin Sullivan/Getty Images/AFP (Photo by JUSTIN SULLIVAN / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)
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Sam Altman, der alte Chef von Open AI, ist auch der neue. Das ist die Schlusspointe der fünf wildesten Tage der jüngeren Tech-Geschichte, die mit Altmans Rauswurf letzten Freitag begannen. Fast stündlich änderte sich die Nachrichtenlage, selbst Insider verloren den Überblick, wer gerade mit wem aus welchen Gründen gegen wen agitierte im Ringen um die Führung des wichtigsten KI-Unternehmens der Welt.

Auch wenn vieles unklar bleibt, stehen ein paar Dinge fest. Neben Altman kehrt sein Mitgründer Greg Brockman zurück zu Open AI. Er hatte am Freitag aus Solidarität mit Altman gekündigt. Aus dem alten Verwaltungsrat, der Altman gefeuert hatte, bleibt nur der KI-Unternehmer Adam D’Angelo. Eine unabhängige Anwaltskanzlei soll die Vorgänge aufarbeiten, die zu Altmans Rauswurf führten.

Was Microsoft-Chef Nadella nur implizit sagt: Die bisherige Machtbalance ist gescheitert.

Microsoft-Chef Satya Nadella nahm in den vergangenen Tagen eine Schlüsselrolle ein. Sein Konzern hat insgesamt 13 Milliarden Dollar in Open AI investiert und stellt einen Grossteil der dringend benötigten Rechenleistung für die KI-Entwicklung zur Verfügung. Wie fast alle Beteiligten wurde Nadella von den Entwicklungen überrumpelt. «Überraschungen sind schlecht», sagte er am Montag. Jetzt arbeitet er offenbar darauf hin, keine Überraschungen mehr erleben zu müssen.

«Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir mit Blick auf den Schaden auf derselben Seite stehen.»

Aus einer E-Mail von Sam Altman

Nach allem, was bislang bekannt ist, verschärfte die ungewöhnliche Unternehmensstruktur die internen Konflikte. Open AI wurde 2015 als nicht kommerzielles Forschungslabor gegründet. Doch KI-Entwicklung ist teuer und lässt sich nicht allein mit Spenden finanzieren. Deshalb folgte vier Jahre später ein gewinnorientierter Ableger, der Investoren anwerben und kommerzielle Produkte entwickeln darf. Über allem stand der Aufsichtsrat, dessen Aufgabe es war, das ursprüngliche Gründungsziel von Open AI zu gewährleisten: die Entwicklung einer mächtigen KI, die der gesamten Menschheit dient. Um die Interessen von Investoren sollte sich das Gremium nicht kümmern.

In den vergangenen Jahren teilte sich Open AI in zwei Lager. Auf der einen Seite standen Optimisten um Altman, die vor allem die Chancen von KI sehen und Kommerzialisierung für nötig halten, um ihr Potenzial auszuschöpfen. Auf der anderen Seite warnten Skeptiker um Forschungschef Ilya Sutskever vor den Gefahren einer angeblich möglichen Superintelligenz. Sie sollen versucht haben, die Entwicklung zugunsten der Sicherheit zu verlangsamen. Altman überstimmte die Mahner mehrfach, veröffentlichte vor einem Jahr Chat-GPT früher als geplant und kündigte Anfang November viele neue Produkte an.

Damit brachte er Sutskever wohl endgültig gegen sich auf. Neben Altman und Brockman war er einer der drei Open-AI-Mitarbeiter im Verwaltungsrat. Die übrigen drei Mitglieder teilten Sutskevers Bedenken, allen voran die Forscherin Helen Toner, mit der Altman bereits kurz zuvor aneinandergeraten war, nachdem sie Open AI in einem wissenschaftlichen Paper kritisiert hatte.

Mehr als 95 Prozent der Belegschaft hatten einen Brief unterzeichnet, der den Aufsichtsrat zum Rücktritt auffordert.

Mit solcher Kritik wird sich Altman künftig nicht mehr beschäftigen müssen. Toner und die Unternehmerin Tasha McCauley räumen ihre Posten, der Druck von Investoren um Microsoft und den eigenen Angestellten war zu gross geworden. Mehr als 95 Prozent der rund 770 Mitarbeiter von Open AI hatten einen Brief unterzeichnet, der den Aufsichtsrat zum Rücktritt auffordert. Am Montag wechselte auch Sutskever überraschend die Seite und schrieb, er bedauere seine Beteiligung am Rauswurf.

Ohnehin sehen sich die meisten Beteiligten offenbar als Gewinner des Dramas. Altman und Brockman kehren zurück, werden von begeisterten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern empfangen und sind die kritischen Mitglieder des Aufsichtsrats los. Microsoft vergrössert seinen Einfluss auf das wohl wichtigste KI-Labor im Silicon Valley. Investoren sind erleichtert, dass ihre Anteile nicht massiv an Wert verlieren, wie am Wochenende zu befürchten war.