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Wegen Ukraine-Krieg
Russlands Honorarkonsul für die Schweiz erbittet seinen Rücktritt

Frederik Paulsen hat als russischer Honorarkonsul in Lausanne in den letzten Jahren die schweizerisch-russischen Beziehungen gepflegt.
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Brücken bauen, Beziehungen pflegen: Als russischer Honorarkonsul in Lausanne hat Frederik Paulsen in den letzten Jahren einiges in den schweizerisch-russischen Austausch investiert. Hüben wie drüben trat der Pharmaunternehmer und Multimilliardär als Mäzen auf. 

In Russland baute er etwa Fruchtbarkeitskliniken und finanzierte spektakuläre Untersee-Expeditionen. Am Genfersee wiederum liess er Tänzerinnen und Tänzer des Bolschoi-Balletts, russische Militärkapellen und Klosterchöre auftreten und sorgte schweizweit für Aufsehen, als er vor Jahren gar ein Mini-U-Boot im Genfersee wasserte. In wenigen Tagen bringt die Lausanner Oper Tschaikowskys Meisterwerk «Eugen Onegin» auf die Bühne, finanziell unterstützt von Frederik Paulsen. 

Sein Engagement brachte Paulsen auch in Russland Meriten. Von Präsident Wladimir Putin bekam er einen Freundschaftsorden. Der Unternehmer durfte zudem im Kuratorium der Russischen Geographischen Gesellschaft Einsitz nehmen, dem neben Staatschef Putin auch Armeechef Sergey Shoigu angehört.

«Alle notwendigen Formalitäten und Verfahren bezüglich der Befreiung des Honorargeneralkonsuls von seinen Funktionen sind im Gang.»

Mitteilung russisches Honorarkonsulat in Lausanne

Doch nun hat Frederik Paulsen offenbar entschieden, zu Russland auf Distanz zu gehen. Wenige Tage nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine arbeitet Frederik Paulsen daran, sich von den Aufgaben als russischer Honorarkonsul in Lausanne entbinden zu lassen. «Alle notwendigen Formalitäten und Verfahren bezüglich der Befreiung des Honorargeneralkonsuls von seinen Funktionen sind im Gang», steht seit Freitag auf der Website des russischen Honorarkonsulats.

Bereits Anfang Woche schrieb das Konsulat: «Aufgrund der Tatsache der aussergewöhnlichen und dramatischen Ereignisse in der Ukraine, die sich ausserhalb unseres Machtbereichs befinden, hat Frederik Paulsen beschlossen, das Honorarkonsulat per sofort zu schliessen und seine Aktivitäten bis auf weiteres zu unterbrechen.»

Hat er sich mit Moskau überworfen?

Es stellen sich Fragen: Ist Frederik Paulsen auch persönlich unter Druck geraten? Hat er sich mit dem Regime in Moskau überworfen? Paulsens Sprecher Thierry Meyer schreibt: «Herr Paulsen hat von sich aus entschieden, seine ehrenamtliche konsularische Tätigkeit zu beenden.» Weitere Kommentare gebe er keine ab.

Über Putin sagte Paulsen 2018 der Zeitung «Le Temps»: «Ich habe Putin vielleicht ein paar Mal getroffen und kaum zehn Worte mit ihm gewechselt. Bin ich deshalb sein Freund? Ich wurde auch von der dänischen Königin, dem deutschen Präsidenten, Königin Elisabeth und sogar von Putins schlimmstem Feind, dem ehemaligen georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili, ausgezeichnet. Ausserdem wurde Putin demokratisch gewählt.» Wegen Berichten, die unter anderem sein Verhältnis zu Putin und seine Rolle als russischer Honorarkonsul betrafen, steht er mit Tamedia, die auch diese Zeitung herausgibt, seit 2019 in einem Rechtsstreit.

Es ist davon auszugehen, dass Präsident Wladimir Putin mit dem Einmarsch des russischen Militärs in die Ukraine wohl auch für den 71-jährigen Russlandfreund eine rote Linie überschritten hat. Frederik Paulsens Eltern waren einst vor den Nationalsozialisten vom Nordfriesland ins schwedische Malmö geflohen und hatten dort in den 1950er-Jahren die auf Hormonforschung spezialisierte Pharmafirma Ferring gegründet, die ihr Sohn noch heute besitzt. Der tragischen Geschichte seiner Eltern ist Frederik Paulsen, der die schwedische Staatsbürgerschaft besitzt, immer verbunden geblieben.