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Emotionen an der Sicherheitskonferenz
Stehende Ovationen für Nawalnys Witwe

16.02.2024, Bayern, München: Julia Nawalnaja, Ehefrau von Alexej Nawalny, nimmt an der Sicherheitskonferenz teil. Zur 60. Münchner Sicherheitskonferenz im Hotel Bayerischer Hof werden von Freitag bis Sonntag rund 50 Staats- und Regierungschefs sowie mehr als 100 Minister aus aller Welt erwartet. Foto: Sven Hoppe/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Sven Hoppe)
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Der russische Kremlkritiker Alexei Nawalny ist tot. Er sei nach einem Spaziergang in russischer Haft verstorben. Der 47-Jährige habe sich am Freitag unwohl gefühlt und das Bewusstsein verloren. Das teilte die Gefängnisverwaltung am Freitag mit. Eine Krankenwagenbesatzung habe vergeblich versucht, ihn wiederzubeleben. «Die Notärzte bestätigten den Tod des Häftlings», so die Strafvollzugsbehörde.

Ob diese Angaben stimmen, lässt sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Nur wenige Stunden nach der Nachricht über Nawalnys Tod hielt seine Frau, Julia Nawalnaya, eine kurzfristig anberaumte Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Mit Tränen in den Augen, um Fassung ringend und gleichzeitig entschlossen forderte Nawalnaya: «Wir sollten heute gegen dieses schreckliche Regime in Russland kämpfen.» Putin müsse «persönlich für alle Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen werden».

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Sie habe darüber nachgedacht, die Konferenz zu verlassen und zu ihren Kindern zurückzukehren, sagte Nawalnaya in München. Dann aber habe sie sich gefragt, was ihr Mann an ihrer Stelle getan hätte: «Und ich bin sicher: Er hätte hier auf dieser Bühne gestanden.» Von den Gästen der Konferenz wurde Nawalnaya mit stehenden Ovationen bedacht.

Mitarbeiter: Nawalny «höchstwahrscheinlich» tot

Alexei Nawalny starb nach Angaben der russischen Behörden in einer Strafkolonie in der russischen Polarregion, in der er mit härtesten Haftbedingungen gepeinigt wurde.

Nawalnys Familie hat den Tod des Kremlgegners noch nicht bestätigt. Sein Anwalt sei gemeinsam mit Familienangehörigen auf dem Weg zum Straflager. Sie würden dort aber voraussichtlich erst am Samstagmorgen eintreffen.

«Bis zu diesem Moment können wir keine Bestätigung bekommen. Deshalb können wir die Berichte all der Kreml-Nachrichtenagenturen darüber, dass Nawalny tot ist, offiziell nicht bestätigen oder dementieren», sagte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmisch am Freitagabend während einer Liveschalte auf Youtube.

Mitarbeiter des Kremlgegners stuften die Berichte über dessen Tod jedoch als sehr glaubwürdig ein. «Wir verstehen, dass es höchstwahrscheinlich so passiert ist, dass Alexei Nawalny getötet wurde. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit», sagte der im Exil lebende Direktor von Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung, Iwan Schdanow.

Menschen in Russland gedenken Nawalnys

Nach der Nachricht über Nawalnys Tod haben sich in mehreren russischen Städten Menschen versammelt und des berühmten Oppositionspolitikers gedacht. Trotz eines hohen Polizeiaufgebots standen etwa im Moskauer Stadtzentrum am Freitag Menschen Schlange, um Blumen an einer Gedenkstelle für Opfer politischer Repression abzulegen. Auch aus St. Petersburg, Jekaterinburg, Nischni Nowgorod und mehreren anderen Städten gab es ähnliche Bilder. Manche Leute brachten Fotos von Nawalny mit, einige weinten und lagen sich in den Armen.

People gather at a makeshift memorial for late Russian opposition leader Alexei Navalny organized at the monument to the victims of political repressions in Saint Petersburg on February 16, 2024, following Navalny's death in his Arctic prison. (Photo by Olga MALTSEVA / AFP)

Die letzte Nachricht an seine Frau

Nawalnys Frau soll am Valentinstag die letzte Nachricht von ihm erhalten haben, wie ein «Guardian»-Reporter auf X schreibt: «Tausende Kilometer zwischen uns. Aber ich spüre, dass du jede Sekunde bei mir bist, und ich liebe dich immer mehr.»

In den vergangenen Wochen war über den Gesundheitszustand Nawalnys spekuliert worden, nachdem tagelang kein Lebenszeichen von ihm durchgedrungen war. Zu Beginn des Monats hatte er sich dann mit einer Aufforderung zum Protest gegen die Wiederwahl Putins zurückgemeldet.

19 Jahre Lagerhaft

Erst Ende Dezember war bekannt geworden, dass der 47-Jährige in das entlegene Straflager Polarwolf in der Jamal-Region weitab vom Machtzentrum Moskau verlegt worden war.

Zuvor hatten seine Unterstützer wochenlang nach ihm gesucht, weil das russische Strafvollzugssystem ihnen keine Auskunft über Nawalnys Verbleib gab.

Seine Angehörigen reagierten damals zwar erleichtert auf das erste Lebenszeichen – zugleich betonten sie aber, dass der Machtapparat von Präsident Wladimir Putin den Kremlgegner in dem als besonders brutal geltenden Lager wohl noch mehr isolieren wolle. (Lesen Sie hier mehr über Nawalnys tödlichen Kampf gegen Putin.)

FILE - Russian opposition leader Alexei Navalny appears via a video link from the Arctic penal colony where he is serving a 19-year sentence, provided by the Russian Federal Penitentiary Service during a hearing of Russia's Supreme Court, in Moscow, Russia, Thursday, Jan. 11, 2024. Russia's prison agency says that imprisoned opposition leader Alexei Navalny has died. He was 47. The Federal Prison Service said in a statement that Navalny felt unwell after a walk on Friday Feb. 16, 2024 and lost consciousness. (AP Photo/Alexander Zemlianichenko, File)

Nawalny war einer der grössten und hartnäckigsten Kritiker Wladimir Putins. Er ist unter anderem wegen angeblichem «Extremismus» zu insgesamt 19 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. International jedoch wird der Politiker, der 2020 nur knapp einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok überlebte, als politischer Gefangener eingestuft. Menschenrechtsorganisationen forderten seit langem Nawalnys Freilassung.

AFP