Risiken bei Signa-Kredit ignoriertAuch Credit Suisse vergab 100 Millionen Franken an Benko
Laut Insidern ist das Darlehen nicht direkt mit Immobilien gesichert. Die CS hat es aber inzwischen wieder auf einige Dutzend Millionen reduziert. Nun sitzt die UBS auf diesen Schulden.
Während das Firmenimperium des Self-made-Milliardärs René Benko langsam, aber sicher in sich zusammenfällt, steht auf dem Schweizer Finanzplatz eine Frage ganz vorne: Welche Schweizer Banken haben dem charismatischen Milliardär und seiner Signa-Gruppe Geld geliehen? Und wer hat die Risiken kommen sehen?
Zu Benkos Geldgebern gehörte nicht nur Julius Bär, die das zumindest indirekt bestätigt hat, sondern offenbar auch die Credit Suisse. Laut Insidern hat die Bank im Jahr 2020 Firmen von Benko rund 100 Millionen Franken Kredit gegeben. Später hat die CS dies allerdings wieder reduziert. Heute liegt der Kredit offenbar in einem mittleren, zweistelligen Millionenbetrag. Das ist zwar deutlich weniger Geld, als Julius Bär sprach. Dennoch hat auch die CS gleich mehrere Warnsignale missachtet, als sie dieses Darlehen gewährte.
Eine ganze Serie von Warnsignalen
Zunächst floss das Geld der Bank ausgerechnet im Pandemiejahr 2020, als die Geschäftsaussichten für ein Warenhausimperium nicht gut aussahen. Zu dieser Zeit boomte aber eher der Onlinehandel. Banker, die Anfragen von Benko damals ablehnten, weisen aber darauf hin, dass es nicht nur Geschäftsrisiken gab, sondern auch eine ganze Serie von internen Risiken in Benkos Firmengeflecht, die auch die CS hätte sehen können.
So stehen an der Spitze von Benkos Imperium eine Reihe von Stiftungen, bei denen nicht immer klar ist, wer der Begünstigte ist. In einigen ist offenbar nicht Benko selbst der wirtschaftlich Begünstigte, sondern Mitglieder seiner Familie. Dies erhöht das Risiko, dass Benko am Schluss nicht selbst für Kredite geradestehen muss.
Keine grossen Wirtschaftsprüfer involviert
Neben dieser Intransparenz fehlte es laut Insidern auch an professioneller Kontrolle. So hätten wichtige Firmen in Benkos Imperium keine der vier grossen Revisionsfirmen gehabt, also PricewaterhouseCoopers, KPMG, Deloitte oder Ernst & Young, sondern kleinere Prüfgesellschaften. Dies ist ungewöhnlich für ein Firmennetz, in dem letztlich Milliarden steckten. Hier braucht es in der Regel eine Gesamtrevision von einer der vier grossen Wirtschaftsprüfern.
Auch seien grosse, professionelle Investoren aus dem Private-Equity-Bereich, die auf risikoreiche Investoren spezialisiert seien, zu wenig involviert gewesen. Das sei ebenfalls ein Zeichen, dass womöglich unerkannte Risiken in den Geschäften steckten. Die Signa-Gruppe hat sich auf Anfrage nicht zum Kredit der Credit Suisse und zu ihren Geschäftsrisiken geäussert.
Die UBS selber hat damals offenbar auf ein Darlehen an Benko oder seine Firmen verzichtet. Julius Bär schätzte die Lage bekanntlich anders ein und sprach über 600 Millionen Franken. Die Credit Suisse tat dies also wohl in einem wesentlich geringeren Umfang und hat die Darlehen auch noch rechtzeitig reduziert. Allerdings handelt es sich in ihrem Fall offenbar um sehr wackelige Kredite.
Denn das CS-Darlehen ist laut Insidern nicht genügend mit Immobilien hinterlegt, sondern zu einem signifikanten Teil mit anderen Wertschriften, die gerade rapide an Wert verlieren. Wenn das zutrifft, dann erhöht dies die Gefahr, dass diese Darlehen nun teilweise abgeschrieben werden müssen.
UBS erkannte das Hochrisikogeschäft
Das reduzierte Darlehen der Credit Suisse ist jedenfalls heute ironischerweise doch noch in den Büchern der UBS gelandet, obwohl die Bank Darlehen an Benko zuvor abgelehnt hatte. Nach der Übernahme der CS wurde der Kredit dem Vernehmen nach in der internen «Bad Bank» der UBS verbucht. Mit anderen Worten, die Bank sah es als Hochrisikogeschäft an, bei dem es unsicher ist, ob sie ihr Geld je wiedersehen wird.
Angesichts der Grösse der UBS sind einige Dutzend Millionen Franken allerdings ein kleiner Posten. So erstaunt es nicht, dass Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher abwinkte auf die Frage, ob die Bank im Zusammenhang mit den Benko-Firmen signifikante Risiken trage. «Das ist ein Engagement, über das ich mir nicht einmal Sorgen mache», erklärte Kelleher öffentlich. Auf Einzelheiten des Kredits der Credit Suisse wollte die Bank auf Anfrage aber nicht eingehen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.