Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Risiken bei Signa-Kredit ignoriert
Auch Credit Suisse vergab 100 Millionen Franken an Benko

(FILES) Austrian real estate, media and retail investor and founder of the Signa Holding Rene Benko is seen prior to the Formula One Austrian Grand Prix at the Red Bull race track in Spielberg, Austria on July 2, 2023. Rene Benko, one of Austria's richest people, with a net worth of $6 billion according to Forbes, has grown his Signa group into a real estate giant since founding it in 2000. But as the sector is hit by higher borrowing costs and surging material prices, a growing number of developers are filing for bankruptcy.
Several Signa projects, including the construction of a landmark high-rise in Germany, have ground to a halt, making investors jittery about their money. (Photo by GEORG HOCHMUTH / APA / AFP) / Austria OUT
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Während das Firmenimperium des Self-made-Milliardärs René Benko langsam, aber sicher in sich zusammenfällt, steht auf dem Schweizer Finanzplatz eine Frage ganz vorne: Welche Schweizer Banken haben dem charismatischen Milliardär und seiner Signa-Gruppe Geld geliehen? Und wer hat die Risiken kommen sehen?

Zu Benkos Geldgebern gehörte nicht nur Julius Bär, die das zumindest indirekt bestätigt hat, sondern offenbar auch die Credit Suisse. Laut Insidern hat die Bank im Jahr 2020 Firmen von Benko rund 100 Millionen Franken Kredit gegeben. Später hat die CS dies allerdings wieder reduziert. Heute liegt der Kredit offenbar in einem mittleren, zweistelligen Millionenbetrag. Das ist zwar deutlich weniger Geld, als Julius Bär sprach. Dennoch hat auch die CS gleich mehrere Warnsignale missachtet, als sie dieses Darlehen gewährte.

Eine ganze Serie von Warnsignalen

Zunächst floss das Geld der Bank ausgerechnet im Pandemiejahr 2020, als die Geschäftsaussichten für ein Warenhausimperium nicht gut aussahen. Zu dieser Zeit boomte aber eher der Onlinehandel. Banker, die Anfragen von Benko damals ablehnten, weisen aber darauf hin, dass es nicht nur Geschäftsrisiken gab, sondern auch eine ganze Serie von internen Risiken in Benkos Firmengeflecht, die auch die CS hätte sehen können.

So stehen an der Spitze von Benkos Imperium eine Reihe von Stiftungen, bei denen nicht immer klar ist, wer der Begünstigte ist. In einigen ist offenbar nicht Benko selbst der wirtschaftlich Begünstigte, sondern Mitglieder seiner Familie. Dies erhöht das Risiko, dass Benko am Schluss nicht selbst für Kredite geradestehen muss.

Keine grossen Wirtschaftsprüfer involviert

Neben dieser Intransparenz fehlte es laut Insidern auch an professioneller Kontrolle. So hätten wichtige Firmen in Benkos Imperium keine der vier grossen Revisionsfirmen gehabt, also PricewaterhouseCoopers, KPMG, Deloitte oder Ernst & Young, sondern kleinere Prüfgesellschaften. Dies ist ungewöhnlich für ein Firmennetz, in dem letztlich Milliarden steckten. Hier braucht es in der Regel eine Gesamtrevision von einer der vier grossen Wirtschaftsprüfern.

Auch seien grosse, professionelle Investoren aus dem Private-Equity-Bereich, die auf risikoreiche Investoren spezialisiert seien, zu wenig involviert gewesen. Das sei ebenfalls ein Zeichen, dass womöglich unerkannte Risiken in den Geschäften steckten. Die Signa-Gruppe hat sich auf Anfrage nicht zum Kredit der Credit Suisse und zu ihren Geschäftsrisiken geäussert.

UBS Chairman Colm Kelleher addresses a press conference after talks over UBS taking over its rival Swiss bank Credit Suisse in Bern on March 19, 2023. - UBS has agreed to take over its troubled Swiss rival Credit Suisse, the president of Switzerland announced on March 19, 2023, following urgent talks aimed at sparing the embattled bank from a bloodbath when the markets reopen. (Photo by Fabrice COFFRINI / AFP)

Die UBS selber hat damals offenbar auf ein Darlehen an Benko oder seine Firmen verzichtet. Julius Bär schätzte die Lage bekanntlich anders ein und sprach über 600 Millionen Franken. Die Credit Suisse tat dies also wohl in einem wesentlich geringeren Umfang und hat die Darlehen auch noch rechtzeitig reduziert. Allerdings handelt es sich in ihrem Fall offenbar um sehr wackelige Kredite.

Denn das CS-Darlehen ist laut Insidern nicht genügend mit Immobilien hinterlegt, sondern zu einem signifikanten Teil mit anderen Wertschriften, die gerade rapide an Wert verlieren. Wenn das zutrifft, dann erhöht dies die Gefahr, dass diese Darlehen nun teilweise abgeschrieben werden müssen.

UBS erkannte das Hochrisikogeschäft

Das reduzierte Darlehen der Credit Suisse ist jedenfalls heute ironischerweise doch noch in den Büchern der UBS gelandet, obwohl die Bank Darlehen an Benko zuvor abgelehnt hatte. Nach der Übernahme der CS wurde der Kredit dem Vernehmen nach in der internen «Bad Bank» der UBS verbucht. Mit anderen Worten, die Bank sah es als Hochrisikogeschäft an, bei dem es unsicher ist, ob sie ihr Geld je wiedersehen wird.

Angesichts der Grösse der UBS sind einige Dutzend Millionen Franken allerdings ein kleiner Posten. So erstaunt es nicht, dass Verwaltungsrats­präsident Colm Kelleher abwinkte auf die Frage, ob die Bank im Zusammenhang mit den Benko-Firmen signifikante Risiken trage. «Das ist ein Engagement, über das ich mir nicht einmal Sorgen mache», erklärte Kelleher öffentlich. Auf Einzelheiten des Kredits der Credit Suisse wollte die Bank auf Anfrage aber nicht eingehen.