Kommentar zur Signa-PleiteDie Folgen der Gutgläubigkeit sind fatal
Investoren und Banken liessen sich vom Erfolg des Jungunternehmers René Benko blenden – und stellten anscheinend zu wenig Fragen.
Im Nachhinein haben viele schon immer gewusst, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis passieren musste, was am Mittwoch eintraf: Die Signa Holding des österreichischen Immobilienmilliardärs René Benko ist zahlungsunfähig und muss Insolvenz anmelden. Ob noch weitere Signa-Töchter Insolvenz anmelden, ist bisher unklar – überraschen würde es aber nicht. René Benkos Kartenhaus fällt in sich zusammen.
Doch viele, die sich jetzt von ihm distanzieren, sei es öffentlich oder hinter vorgehaltener Hand, haben vorher gutes Geld mit ihm verdient. Investoren und Wegbegleitern kann man Gutgläubigkeit vorwerfen. Gegenüber Benko, aber auch gegenüber den anderen Investoren, die sich bei Signa einkauften, um vom Aufstieg des österreichischen Unternehmers zu profitieren.
Der Aufbau eines Immobilienimperiums in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Übersee klang so verlockend, dass nicht nur Wirtschaftsgrössen wie Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne oder Schokoladenkönig Ernst Tanner ihren Geldbeutel öffneten, sondern auch grosse und kleine Banken bereitwillig Kredite in Millionenhöhe an Benko vergaben.
Die Rechnung zahlen Banken und Arbeitnehmende, wenn die unvermeidlichen Restrukturierungen folgen.
Sie alle liessen sich vom Erfolg des Jungunternehmers blenden – und stellten anscheinend zu wenig Fragen. Auch der Einstieg bekannter Namen wie Kühne oder Peugeot war Grund genug, nicht misstrauisch zu werden. Jeder vertraute wohl darauf, dass jene, die vor ihm investierten, Signa einer ordentlichen Prüfung unterzogen hatten.
Sicher profitierte Benko von den tiefen Zinsen, doch soll er auch den Wert vieler Liegenschaften nach dem Kauf nach oben korrigiert haben. Eine risikoreiche Strategie, die so lange gut ging, bis die Zinsen stiegen, Signa war ein Schönwetterkonstrukt. Und selbst dann war Misstrauen Fehlanzeige: Nachdem die Europäische Zentralbank im Juli 2022 erstmals den Leitzins erhöht hatte, baute Klaus-Michael Kühne noch im August 2022 seinen Anteil an der Immobiliengesellschaft Signa Prime auf 10 Prozent aus und wurde dadurch dort zum zweitgrössten Aktionär.
Der Fall Signa zeigt, wie Charisma, Erfolg und Macht alle Zweifel hinwegfegen können. Die Rechnung dafür zahlen die Banken und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, wenn die unvermeidlichen Restrukturierungen folgen.
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