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Meinung

Analyse zu Postbank-Vorschlägen
Postfinance ist die Falsche, um der Megabank Konkurrenz zu machen

Die Postfinance soll die Megabank konkurrenzieren: So der Wunsch von Cédric Wermuth, Co-Präsident der SP Schweiz.
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Die neue Megabank macht Angst. Das XXL-Institut aus UBS und Credit Suisse ist zu gross für die Schweiz, und sie verzerrt den Wettbewerb. Die Idee von Cédric Wermuth wirkt da auf den ersten Blick einleuchtend: Die Schweiz müsse sich als Volkswirtschaft unabhängiger machen von der UBS. Sie solle deshalb die Postfinance zur Schweizer Kantonalbank ausbauen, «zu einer KMU-Bank – mit öffentlicher Staatsgarantie». Das sagte der Co-Präsident der SP gegenüber CH Media.

Die Idee hat nicht nur in linken Parteien Anhänger. Gegenüber der «SonntagsZeitung» liess Mitte-Präsident Gerhard Pfister durchblicken, dass die Postfinance eine Rolle spielen könnte, um die Monopolstellung der UBS zu vermeiden. Das Kreditverbot für die Postfinance soll fallen und sie mit dem Staat im Rücken zur echten Konkurrenz für die neue Megabank anwachsen.

In welchem Bereich wird durch den Zusammenschluss von UBS und Credit Suisse der Wettbewerb kleiner? Kleinkunden erleiden durch den Wegfall der Credit Suisse kaum einen Nachteil. Bei Hypotheken oder Sparkontos gibt es zahlreiche Konkurrenten. Hier besteht ein anderes Problem: Trotz der vielen Anbieter gibt es schon lange Kritik daran, dass sie sich nicht wirklich wehtun. Beispielsweise, wenn es darum geht, die steigenden Zinsen an die Sparerinnen und Sparer weiterzugeben. (Lesen Sie hier mehr dazu)

Grösser ist die Sorge bei Firmen, die Geschäfte im Ausland abwickeln. Bei der sogenannten Handelsfinanzierung gelten die UBS und bislang auch die Credit Suisse als die ersten Ansprechpartner. Nur fällt die zweitgrösste Bank bald weg.

Die Postfinance würde Jahre brauchen

Könnte die Postfinance diese Lücke schliessen? Sie weibelt seit Jahren für ein Ende des Kreditverbots; schnell würde sie das dennoch nicht schaffen. Sie hat heute die nötigen Kompetenzen dafür nicht. Wer sich in der Finanzbranche umhört, erhält keine verlässliche Angabe dazu, wie lange die Postbank dafür brauchen würde. Es ist aber davon auszugehen, dass es Monate, wenn nicht sogar Jahre ginge, um ein entsprechendes Team aufzubauen.

Sollte die Postfinance dafür einfach ein Team anwerben, müsste sie wohl ihr Lohngefüge sprengen.

Das dürfte teuer werden. Sollte die Postfinance dafür einfach ein Team anwerben, müsste sie wohl ihr Lohngefüge sprengen. Denn im Vergleich zu den meisten anderen Banken zahlt die gelbe Bank bescheidene Löhne: im Schnitt 115’000 Franken Lohn pro Kopf. Nur schon im Vergleich zur Zürcher Kantonalbank hat sie hier einen Nachteil. Diese zahlt im Schnitt mehr als 220’000 Franken pro Person.

Nun lässt sich einwenden, Banker verdienten ohnehin zu viel. Der Ökonom Adriel Jost bringt ein, dass Banken eigentlich als Staatsbetriebe angesehen werden müssen, die im Auftrag des Bundes die Geld- und Finanzinfrastruktur betreiben. Wenn sie in Schieflage geraten, müssen sie entsprechend vom Bund gerettet werden. Banken seien daher bei den Löhnen von Führungskräften wie andere staatsnahe Betriebe zu behandeln. Oder kurz: Banker sind eigentlich Staatsangestellte, darum sollten sie auch so bezahlt werden.

Nur geht es hier um einen Geschäftsbereich, in dem es einen internationalen Wettbewerb gibt und in dem entsprechende Löhne bezahlt werden. Die Deutsche Bank, die britische HSBC oder die französische BNP Paribas sind schon lange in der Schweiz tätig. Sie werden auch die Ersten sein, die vom Wegfall der Credit Suisse profitieren.

Das starke Lobbying der Kantonalbanken

Sicher ist auch, dass sich viele Bürgerliche dagegen sperren würden, das Kreditverbot der Postfinance zu lockern. Die Lobby der Kantonalbanken im Ständerat ist stark.

Dafür haben sie gute Argumente. Erst im letzten Jahr wurde die Teilprivatisierung der Postfinance beerdigt. Damals entschied die Politik, dass erst der Grundversorgungsauftrag der Post zu klären sei. Also, was soll die Post überhaupt tun und was nicht. Erst danach komme die Frage nach der Privatisierung und ob sie Kredite vergeben dürfe. Das wird Jahre dauern.

Die Zürcher oder die Waadtländer Kantonalbank sind gut positioniert, um vom Ende der Credit Suisse zu profitieren.

Die Kantonalbanken werden diese Zeit nutzen. Die Zürcher oder die Waadtländer Kantonalbank sind gut positioniert, um vom Ende der Credit Suisse zu profitieren. Am Freitag veröffentlichte die Zürcher Kantonalbank auf ihrer Website einen Blogeintrag mit dem vielsagenden Titel: «Wir sind die Schweizer Alternative für Firmenkunden.» Die Botschaft: Liebe verunsicherte Credit-Suisse-Kundschaft, wir sind schon heute im Geschäft.

Muss die Postfinance da tatenlos zuschauen? Nein, muss sie nicht. Schon heute können bei der Bank Kredite oder Hypotheken bezogen werden. Sie vergibt diese aber nicht selbst, sondern vermittelt diese über Partnerfirmen.

Dieses Modell wäre wohl auch in anderen Geschäftsbereichen denkbar – nur ist es dann nicht der Staat, der Kredite vergibt, sondern eine private Firma.