Reaktionen zu Plänen des StaatsbetriebsPost sorgt mit angekündigten Preiserhöhungen für Irritationen
Konsumentenschutz, Gewerbeverband und Economiesuisse missbilligen die höheren Tarife für Briefe und Pakete. Ihr Ruf nach der Politik wird wieder lauter.
Ab dem kommenden Jahr müssen sich Private und Firmenkunden auf höhere Preise für Briefe und Pakete einstellen. Postchef Roberto Cirillo kündigte am Donnerstag an, die Tarife in Absprache mit dem Preisüberwacher anheben zu wollen. Als Grund nannte er unter anderem die Teuerung, welche die Post an die Konsumenten und Wirtschaft weitergeben will.
Bei den Betroffenen stossen die Pläne der Post auf Kritik. «Wir lehnen eine Preiserhöhung bei Briefen und Paketen ab», sagt André Bähler, Leiter Politik und Wirtschaft der Stiftung für Konsumentenschutz. «Die Preise für die Briefpost wurden bereits letztes Jahr erhöht.»
Höhere Preise bei den Paketen seien fragwürdig, sagt Bähler, da in den kommenden Jahren mit einer Zunahme des Volumens zu rechnen sei. «Die Versandkosten pro Paket müssten also eher sinken als steigen.»
Der Gewerbeverband stehe einer Preiserhöhung für Pakete und Briefe «grundsätzlich kritisch gegenüber», sagt dessen Direktor Hans-Ulrich Bigler. Das Gewerbe erwarte von der Post, dass sie sich auf ihren Kernauftrag konzentriere, nämlich das Erbringen eines kundenorientierten Service public.
Der Unternehmensdachverband Economiesuisse seinerseits zeigt sich «irritiert» über die angekündigten Preiserhöhungen. Firmenkunden sorgten für mehr als 80 Prozent des Postumsatzes im Kerngeschäft, sagt Lukas Federer, stellvertretender Leiter Infrastruktur, Energie und Umwelt. Mit höheren Preisen schwinde das Vertrauen in die Post. «Andere Anbieter in der Schweiz sind sehr konkurrenzfähig», sagt Federer. Der eine oder andere Firmenkunde der Post werde nun bestimmt einen Wechsel prüfen.
Beide Verbände stören sich hauptsächlich an der Begründung für die teureren Tarife. Die Post habe auf den rückläufigen Konzerngewinn verwiesen, sagt Gewerbeverbandsdirektor Bigler. «In dieser Argumentation bleibt aber die offensive Expansionsstrategie der Post mit Zukäufen von Firmen, die ausserhalb des Service public liegen, unberücksichtigt.» Denn deren Kosten seien nicht transparent ausgewiesen.
Economiesuisse hat dieselben Bedenken. «Die Post hat Geld für Übernahmen von Unternehmen, die nicht zum Kerngeschäft beitragen. Gleichzeitig macht sie die hohle Hand bei den Konsumenten und Firmen als wichtigste Kunden», sagt Lukas Federer. Ob sich das für einen Staatsbetrieb gehöre, sei «eine berechtigte Frage».
Economiesuisse fordert Ende des Briefmonopols
Nun sieht Economiesuisse die Politik gefordert. «Wir sollten die Preiserhöhungen zum Anlass nehmen, um über das Restmonopol der Post auf Briefe zu sprechen», sagt er. Dieses sei «endlich aufzuheben». Wettbewerb belebe das Geschäft und sorge für bessere Preise und Qualität.
Bundesbern in die Pflicht nehmen will auch der Konsumentenschutz. Die fortschreitende Digitalisierung stelle die Post vor grosse Herausforderungen, erklärt André Bähler. «Wichtig wäre deshalb, dass Bundesrat und Parlament nun rasch definieren, welchen Grundversorgungsauftrag die Post künftig erfüllen soll und wie dieser finanziert wird.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.