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Neue Partner in den Postfilialen
Zur Briefmarke gibt es gleich noch einen Termin für die Fahrzeugkontrolle

Seit dem Jahr 2010 hat die Post landesweit mehr als 1000 eigene Filialen geschlossen.
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Postchef Roberto Cirillo will für mehr Leben in den Postfilialen sorgen. Dafür holt er Banken und Versicherungen in die Geschäftsstellen. Seine Strategie ist aber intern umstritten. Gerade Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tochtergesellschaft Postfinance wundern sich darüber, dass sich der Bundesbetrieb mit der Migros-Bank und neuerdings auch mit der Tessiner Cornèr Bank die direkte Konkurrenz ins Haus holt. Der Vorwurf: Cirillo stärkt damit vielleicht die Filialen, er schwächt aber auch die eigene Bank.

Mit solchen Bedenken konfrontiert, verweist Cirillo auf die Ausgangslage der Post. Weil viele Standorte nicht mehr rentieren, hat der gelbe Riese in den vergangenen zwölf Jahren landesweit mehr als 1000 eigene Filialen geschlossen. Ein Grund ist die Digitalisierung: E-Mail und E-Banking führen dazu, dass der Versand von Briefen und die Einzahlungen an den Schaltern rückläufig sind.

Indem die Post nun aussenstehende Firmen in ihre 800 eigenbetriebenen Filialen lässt, will sie wieder mehr Leute anlocken und so das Netz stabilisieren. Einzige Bedingung der Eidgenossenschaft als Eignerin: Es darf keinen exklusiven Zugang zum Postnetz geben, es steht allen offen. «Davon profitiert auch Postfinance, wenn es in den Filialen wieder zu mehr Kundenkontakten kommt», sagte Cirillo am Dienstag in Lugano, wo er die Partnerschaft mit der Cornèr Bank besiegelte.

Ab kommender Woche können Konsumentinnen und Konsumenten schweizweit in 154 Postfilialen Cornèrcard-Prepaidkarten kaufen und aufladen. Ab Mitte November ist der Vertrieb von Kreditkarten in 20 Postfilialen geplant, wie die Post und Cornèr Bank weiter bekannt gaben. «In einer Welt, in der die Digitalisierung dominiert, gibt es immer noch Personen, die den persönlichen Kontakt schätzen», sagt Cornèr-Chef Vittorio Cornaro. Diese Möglichkeit wolle die Bank zusammen mit der Post anbieten.

Die Zusammenarbeit mit der Migros-Bank gestaltet sich anders. Hier sollen die Postmitarbeiter in den Filialen nicht nur Beratungstermine für den Mitbewerber vermitteln, sondern auch für die Postfinance selbst.

Zwei Pilotprojekte mit Behörden

Doch auch Behörden wagen sich ins Filialnetz der Post – wenn auch zaghaft. Im Kanton Jura gewährt das Unternehmen im Rahmen eines Pilotprojekts der Bevölkerung an drei Standorten Zugang zu Onlinedienstleistungen der Kantonsverwaltung. An speziellen Terminals kann die Kundschaft auf den «Guichet virtuel cantonal» zugreifen.

Ein extra dafür geschultes Postpersonal unterstützt und berät die Bürger dabei. An den Terminals kann beispielsweise das Fischerpatent bestellt oder ein Termin für die Motorfahrzeugkontrolle vereinbart werden.

Im Kanton Basel-Landschaft können Postkunden voraussichtlich ab Mitte November in drei Filialen sich für Einträge im Handelsregister identifizieren zu lassen oder auch um Änderungen oder Löschungen vorzunehmen. Den Gang zum Handelsregisteramt können sich Unternehmerinnen und Gewerbler so sparen. Auch hier handelt es sich um ein Pilotprojekt, wie die Redaktion Tamedia in Erfahrung bringen konnte. «Wenn es um den Zugang zu unserem Filialnetz geht, so beobachten wir im privatwirtschaftlichen Umfeld eine höhere Dynamik als bei den Verwaltungen», sagt Poststellennetz-Chef Thomas Baur.

Heisst: Die privaten Firmen wollen eher in die Filialen als die Verwaltungen. 

Bald Gemeindeschalter in der Postfiliale?

Solche Kooperationen sind laut Baur ausbaubar, zumal die Post auch ein Staatsbetrieb sei und somit eine gewisse Schnittstelle zwischen Privatwirtschaft und Behörden bestehe. Ihm schwebt etwa vor, in den Postfilialen kleiner Ortschaften Gemeindeschalter mit Behördenmitarbeitern zu betreiben. «Ab 16 Uhr oder 17 Uhr könnten dann unsere Leute übernehmen und so den Schalter länger offen halten», so Baur.

Die Zusammenarbeit der Post mit direkten Konkurrenten wie der Migros-Bank irritiert Parlamentarier. Der Solothurner FDP-Nationalrat Kurt Fluri kritisiert die Post als «illoyal» gegenüber der eigenen Bank, die Geschäftspolitik von Postchef Cirillo sei «merkwürdig». Offenbar habe Cirillo vor allem im Sinn, die Erträge der Postfilialen zu stärken.

Der Bündner SP-Nationalrat Jon Pult findet es zwar richtig, dass die Post ihre Filialen stärken wolle und Partner hier aufnehme: «Das können auch Banken mit eigenen Schaltern sein», sagt Pult. Aber: «Weniger nachvollziehbar finde ich, wenn Postmitarbeitende künftig Angebote von Konkurrenzbanken wie der Migros-Bank an Postkunden vermitteln sollen.»