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Ärgernis für Tochter Postfinance
Post konkurrenziert ihre eigene Bank mithilfe der Migros

Angestellte der Post sollen in Zukunft Kunden an die Migros-Bank vermitteln. 
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Die Schweizerische Post startet ab Oktober eine Kooperation mit der Migros. Konkret zieht die Migros-Bank in sieben Postfilialen in der Deutsch- und der Westschweiz mit eigenen Beratungsboxen ein.  

Darüber hinaus sollen Postmitarbeitende in weiteren 26 Filialen den Kundinnen und Kunden einen Beratungstermin mit der Migros-Bank vermitteln. «Wenn das Serviceangebot auf Nachfrage stösst, werden Post und die Migros-Bank die Anzahl der Standorte in den Folgejahren ausbauen», teilte die Post mit.

Auf die Frage, ob die Post damit nicht ihrer eigenen Banktochter Postfinance Konkurrenz macht, sind von der Post eher ausweichende Antworten zu hören. «Das Angebot der Migros hat nichts mit dem Grundversorgungsauftrag beim Zahlungsverkehr zu tun», so eine Sprecherin der Post. «Die Migros-Bank bietet Alternativen zu den Finanzdienstleistungen von Postfinance in ausgewählten Filialen.» Zudem sei Postfinance nicht in allen Postfilialen mit einem eigenen Beratungsangebot präsent.

Ähnliche Angebote 

Doch abgesehen vom Zahlungsverkehr, wo Postfinance einen Grundversorgungsauftrag erfüllen muss, ähneln sich die Produktangebote der Migros-Bank und von Postfinance sehr: Anlage und Vorsorgeprodukte, Kredite, Hypotheken. Letztgenannte darf Postfinance zwar nicht auf eigene Rechnung vergeben, aber die Posttochter verkauft Hypotheken in Kooperation mit Partnern, wie etwa der Berner Valiant Bank.

Besonders heikel scheint, dass Mitarbeitende der Post künftig Beratungstermine an die Migros-Bank vermitteln. Genau das tun sie heute bereits für Postfinance. Wenn nun ein Postkunde nach einer Anlageberatung fragt, welche wird ihm dann vorgeschlagen? 

«Der Postmitarbeiter soll beide Angebote vorschlagen, und der Kunde soll dann entscheiden», erklärt eine Sprecherin der Migros-Bank. Spannend wird zu sehen sein, was die Pöstler auf die absehbare Kundenfrage antworten werden: «Welches von beiden Angeboten empfehlen Sie mir denn?»

Parlamentarier sind irritiert

Der Interessenkonflikt wird dadurch verschärft, dass sowohl Postfinance als auch die Migros-Bank der Post eine Vermittlungsgebühr dafür zahlen, sollte ein Pöstler mit Erfolg einen Kunden vermitteln. Zahlt die Migros-Bank am Ende höhere Vermittlungsgebühren? Dazu will die Post keine Angaben machen. Eine Sprecherin versichert aber: «Die Kundenberaterinnen und -berater der Post haben keinen finanziellen Anreiz, das Angebot des einen oder anderen Partners anzubieten.» 

Im Parlament gibt die neue Kooperation auf jeden Fall zu reden. FDP-Nationalrat Kurt Fluri kritisiert die Post als «illoyal» gegenüber der eigenen Bank, die Geschäftspolitik von Postchef Roberto Cirillo sei «merkwürdig». Offenbar habe Cirillo vor allem im Sinn, die Erträge der Postfilialen zu stärken. SP-Nationalrat Jon Pult findet zwar richtig, dass die Post ihre Filialen stärken wolle und Partner hier aufnehme: «Das können auch Banken mit eigenen Schaltern sein», sagt Jon Pult. Aber: «Weniger nachvollziehbar finde ich, wenn Postmitarbeitende künftig Angebote von Konkurrenzbanken wie der Migros-Bank an Postkunden vermitteln sollen.» 

Der Bund dagegen hat mit der umstrittenen Kooperation kein Problem, wie das zuständige Departement UVEK mitteilt. So sähen die strategischen Ziele der Post vor, dass diese die Zahl der Poststellen stabilisieren soll. Um das zu finanzieren, solle die Post «allen Markteilnehmenden diskriminierungsfrei» die Mitbenutzung der Poststellen anbieten. Nach der Logik könnte die Post auch anderen Paketzustellern ihre Filialen anbieten. 

Postfinance verfolgt Entwicklung «gespannt»

Die Post mag mit der Migros Bank einen solventen Mitmieter für die teuren Filialen gefunden haben. Dies geht aber zulasten der eigenen Bank-Tochter. Und diese ist eine wichtige Stützte für das Filialnetz: So zahlt Postfinance an die Mutter jedes Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag dafür, dass die Banktochter die Postschalter zur Erfüllung des Grundversorgungsauftrags nutzen darf. In dieser Summe sind zudem Gebühren dafür enthalten, wenn Pöstler weitere Geschäfte an Postfinance vermitteln. 

Harte Zeiten also für die Banktochter der Post: Montagabend scheiterte endgültig das Privatisierungsvorhaben, mit dem auch das Verbot gefallen wäre, dass Postfinance selbst keine Kredite vergeben darf. Und am Dienstag holt die Mutter auch noch Konkurrenz ins Haus. 

Und was sagt Postfinance dazu? «Postfinance bietet an vielen Standorten eine physische Kontaktmöglichkeit und persönliche, kompetente Beratung zu ihren Finanzdienstleistungen. In diesem Sinne scheut Postfinance den Wettbewerb nicht, sieht dies als Chance und wird die Entwicklung gespannt verfolgen.»