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Meinung

Kommentar zu Roche
Forschung nur noch zu lukrativsten Krankheits­gebieten

Blick auf den Rhein und auf Basel mit den Roche-Tuermen von der Kraftwerkinsel aus in Birsfelden, am Montag, 18. Juli 2022. (KEYSTONE/Georgios Kefalas).
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Die Pharmaindustrie leidet unter einem paradoxen Problem: Die neuen Abnehmmedikamente sind so erfolgreich, dass sie der Branche schaden. Der Markt für die Fettwegtherapien wird auf bis zu 150 Milliarden Dollar geschätzt. Dies setzt alle Pharmakonzerne unter Druck, so auch Roche.

Die klassischen Bestseller mit einem Umsatz ab einer Milliarde Dollar genügen der Börse nicht mehr, sie verlangt jetzt weitaus höhere Erlöse für ein einzelnes Medikament.

Darauf reagiert Roche-Chef Thomas Schinecker. Der Konzern gibt sich eine neue Strategie, mit der er sich erstmals auf vordefinierte Krankheitsfelder beschränkt. Bislang war Roche dafür bekannt, allein der Freiheit seiner Forschenden und der Wissenschaft zu folgen.

Nun investiert Roche mit Blick auf seinen schwachen Börsenkurs nur noch in die grössten und lukrativsten Krankheitsgebiete, wozu auch Herz-Kreislauf- und Stoffwechselprobleme (Fettleibigkeit!) zählen.

Megamilliarden-Medikamente verändern den Markt

Der Konzern verteidigt seine Entscheidung mit der steigenden Zahl an Erkrankten, denen er mit seiner fokussierten Forschung helfen werde. Das stimmt. Doch wesentliche Medikamente lässt er damit einfach kategorisch aussen vor. Vernachlässigt wird nun etwa, um nur ein Beispiel zu nennen, die Forschung für an Long Covid Erkrankte.

Nur die Antibiotika-Forschung bei Roche hat Glück, sie läuft in einem Sonderprogramm weiter. Der Konzern könnte schon bald die ersten zwei neuartigen Medikamente seit 50 Jahren auf den Markt bringen, die gegen Resistenzen wie die berüchtigten Spitalinfektionen helfen sollen. Finanziell lohnt sich das für Roche genauso wenig, wie sich beim japanischen Konzern Eisai Medikamente gegen eine Pilzinfektion auszahlen, die durch Barfusslaufen entsteht und bei armen Menschen im Sudan oder in Mexiko zu Amputationen führt.

Megamilliarden-Medikamente wie die Abnehmspritze teilen den Pharmamarkt zurzeit weiter auf: in einen Hauptmarkt für hyperlukrative Massenmedikamente. Und in ein Nebengleis, das auf Sonderprogramme hoffen muss.