Papablog: 8 Motivationstricks«Papa. Sag mir nicht, wie ich schlagen soll!»
Schweigen, Stockhiebe und merkwürdige Besucher: Papablogger Tschannen verrät, wie er den Nachwuchs zum Schlagzeugüben motiviert.
Verächtlich spuckte der Brecht am Schnuppertag der Musikschule auf Geige, Oboe, Klavier und Fagott – nachzulesen im Elternblog Ihres Vertrauens. Nur ein Instrument war seiner Aufmerksamkeit würdig. Hi-Hat, Snare, Bass Drum, Becken, Toms, zwei Schläger und ein Brecht; das alles gehört zu einem vollwertigen Schlagzeug.
«Papa, kannst du mich anmelden? Biiitte», lag er mir lauter in den Ohren als Taylor Hawkins, Meg White, Charlie Watts, Nandi Bushell, Dave Grohl, Viola Smith und Ringo zusammen. Also meldete ich ihn an und seit diesem Sommer geht mein Kind in den Musikunterricht. Keine besondere Leistung, und doch erfüllt es mich mit väterlichem Stolz. Das mag auch daran liegen, dass mich meine Blockflötenlehrerin damals nach wenigen Wochen unehrenhaft aus dem Unterricht warf.
Dieses Schicksal dürfte dem Brecht erspart bleiben. Sein Schlagzeuglehrer ist zufrieden und das Kind geht bis an die Zähne motiviert in den Unterricht. Zu Hause sieht es anders aus. Der Vater sagt: «Üben!» Das Kind sagt: «Mäh, später vielleicht» und meint damit den 29. Februar 2023.
Ich bin Anfänger, aber ein paar einfache Melodien kann ich auf der breiten Klaviatur der Übungsmotivation bereits spielen:
Maul halten
Zuerst wollte ich Tipps geben – immerhin habe ich an der renommierten University of Youtube in nur vier Wochen den Bachelor in Musikwissenschaften erworben. Doch der Brecht wurde nur wütend. Fachlich gilt für ihn einzig das Wort des Schlagzeuglehrers.
Nicht verärgern
Der Brecht spielt wütend nicht besser, sondern nur lauter.
Klare Abmachungen
Wir legen schon am Morgen fest, dass der Brecht spätestens um 17:00 Uhr übt. Wenn er sich dann um 19:00 Uhr endlich ans Schlagzeug setzt, hat er bereits ein Erfolgserlebnis: 2 Stunden Zeit rausgeschunden.
Freunde einladen
Alleine musizieren? Langweilig. Papa etwas vorspielen? Nervig. Deshalb lade ich jetzt ständig Leute ein und sage: Hey, willst du deiner Patentante / Grossmutter / dieser fremden Person von der Strasse nicht mal zeigen, wie gut du schon Schlagzeug spielen kannst? Und tatsächlich antwortet der Brecht regelmässig mit «au ja» und nur manchmal mit «äh, wer ist das?»
Stockhiebe androhen
Wenn der Brecht gar nicht üben will, nehme ich meine eigenen Schläger und sage: «Hey, ich habe eine Idee. Wir könnten gemeinsam Schlagzeug spielen.» Mit angewidertem Gesicht setzt sich das Kind ans Schlagzeug und brummt: «Schon gut, ich spiele ja.»
Selber spielen
Auch Väter können Schlagzeug spielen – immerhin ist die Lernkurve so steil wie der Hundschopf. In Brechts Nähe trommelnd, kommentiere ich meine Fortschritte: «Wow, das macht Spass» und «ha, das konnte ich gestern noch nicht» oder «das ist die beste Zeit meines Lebens!» Plötzlich steht der Brecht mit seinen Schlägern neben mir: «Darf ich jetzt?». Wie süss; er will, dass ich den Mund halte.
Sich freuen
Das Schlagzeug klingt selbst in den Händen eines Anfängers ganz okay. Wenn der Brecht aus dem Rhythmus gerät, stelle ich mir jeweils vor, wie Nachbars Maximilian-Jason neben seinen weinenden Eltern mit dem Bogen über das hilflose Cello kratzt.
Strom verbrauchen
Das E-Schlagzeug war eine gute Anschaffung. Allein der Lautstärkeregler und der Kopfhöreranschluss sind den ganzen Kaufpreis wert. Nur Stückelbergers nebenan wünschen sich, der Brecht würde ihren Maximilian-Jason übertönen.
Kennen Sie weitere Übungsmotivationen, liebe Leserinnen und Leser? Teilen Sie sie mit uns in der Kommentarspalte.
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