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Papablog: Musizierende Kinder
Und warum spielt Ihr Kind eigentlich ein Instrument?

Die Freude am Instrument ist nicht alles: Im Musikunterricht geht es in einem gesunden Mass auch um Disziplin und Zuverlässigkeit.
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Ich hatte Glück. Meine Eltern haben mir früher stets auf die Finger geschaut – beim Klavierspielen. Damals mochte ich diesen «Hast-du-schon-geklimpert?»-Wahn freilich nicht. Aber: Es sei eben wichtig, ein Instrument zu beherrschen, lautete der unumstössliche elterliche Tenor. Nun gut, so spielte ich halt in der Stube für Adeline, statt mit den Kumpels auf dem Rasen für Inter Mailand. Clayderman statt Klinsmann. Ballade statt Ballkontakt. Selbstverständlich durfte ich danach wieder kicken. Aber wie das so ist: In jungen Jahren fühlt sich eine Viertelstunde des Übens – durch die Anschiss-optimierte Betrachtungsweise eines Halbwüchsigen – augenblicklich wie fünf Stunden an. Heute bin ich dafür dankbar.

Kleiner grosser Rocker

Mein Junior spielt seit letztem Sommer Schlagzeug. Und der kleine Racker haut schon auf die Kübel wie ein grosser Rocker. Warum? Er hat Glück. Der Alte schaut ihm auf die Trommel. Es klingt für Sie nun wohl verdächtig nach einem fetten Selbstbeweihräucherungsballon, den der Autor hier steigen lässt. Stimmt. Denn anstatt mich als Vater nonstop zu hinterfragen – und das kommt oft genug vor –, klopfe ich mir und meinem Buben in diesem spezifischen Fall lieber auf die Schultern. Wir rocken – mal mehr, mal weniger freiwillig.

Wie sieht es bei Ihnen aus, spielt Ihr Kind auch ein Instrument? Wenn ja, warum eigentlich? Ich frage für mehrere Kollegen. Denn grundsätzlich geht es in diesen Zeilen nämlich noch um etwas anderes: um den Alltag der Musiklehrerschaft. Ich kenne einige, die ihre Brötchen mit Zupfen, Klimpern oder Trommeln verdienen. Und das Lied, dass viele von ihnen «off-the-record» anstimmen, klingt nach einem Song mit ziemlich vielen schiefen Tönen.

«Ob das Kind übt, geht vielen Eltern rechts und links gleichzeitig am heiligen Amadeus vorbei», sagt beispielsweise Gitarrenlehrer Marco. «Dieses Desinteresse zeigt sich meist auch in den Leistungen der Kids – dabei wären zehn Minuten Üben pro Tag oft schon ausreichend.» Chris, Leiter einer Trompetenschule, bläst den Blues ins gleiche Horn: «Ich hatte schon Schüler, die nach einem Jahr immer noch nicht wussten, wie man das Instrument korrekt in die Hand nimmt.» Klartext: Da gibt es Kinder, die nach monatelangem Unterricht nicht schlüssig beantworten können, in welches Ende man bei einer Trompete reinsabbern muss. Warum? «Weil es die Eltern wohl auch nicht wissen.» Zu guter Letzt hat mir Schlagzeuglehrer Tom bereits vor Jahren erzählt, dass er ganz bewusst auf eine Stange Geld verzichtet und faule, unzuverlässige, unpünktliche, unmotivierte kleine Kundinnen und Kunden ganz einfach rausschmeisst. «Ich spreche dann mit den Eltern, gebe eine letzte Chance und wenn diese nicht genutzt wird, handle ich.»

Eine Musikschule ist kein Hort

Die Moral dieser wahren Geschichte – ok, Namen wurden geändert und Statements leicht zugespitzt – ist die folgende: Eine Musikschule ist kein Hort und keine Kita. Auch eine Musikschule ist eine Schule. Ein Musiklehrer ist eine Lehrkraft. Und im Musikunterricht geht es in einem gesunden Mass auch um Disziplin und Zuverlässigkeit, um Interesse und Wille. Und selbstverständlich geht es in erster Linie um die Freude am Instrument, die im Optimalfall sämtliche Beteiligten erreicht. Die Eltern, weil ihr Nachwuchs ein sinnvolles Hobby hat. Den Tubalehrer, weil ihm die Kids nicht mehr ins falsche Loch rotzen. Und natürlich profitiert auch das Kind. Es lernt nicht nur ein Instrument, nein, durch den steten Fortschritt gewinnt es zusätzlich an Selbstvertrauen, Sicherheit und Selbstachtung. Es rockt.