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Papablog: Work-Life-Balance
«Papa, du musst weniger arbeiten!»

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Kampf meinem Arbeitsmonstrum! Denn nur schon den Kindern zuliebe, sollten Pausen doch drinliegen?
Pausieren kann ich später: Denn als Freiberufler möchte man schliesslich keine Jobgelegenheit verpassen…
.. und auch abseits des freiberuflich zusammengestückelten Vollzeitjobs gibts immer jede Menge zu tun.
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Was Arbeit angeht, bin ich meinen Kindern ein schlechtes Vorbild. Das ist eine harte Erkenntnis, aber daran führt kein Weg vorbei. Es stimmt auch, dass meine Freiberuflerexistenz einige Dinge mit sich bringt, die mich strukturell wie ein schlechtes Vorbild aussehen lassen, obwohl ich nichts dafür kann. Dass selbstständige Arbeit immer noch selbst und ständig bedeutet, liegt nur bedingt an mir. Trotzdem geht das auf meine Kappe.

Als ich kurz vor Corona mit meinen vier Kindern der Lebenskomplizin nachgezogen bin, kam ich aus einer exzessiven Arbeitsphase. Eine Phase, die mir viel zu alternativlos schien und deren Bewältigung mich zu sehr mit Stolz erfüllte. Also nutzte ich die Gelegenheit, meldete mich auf einem Barcamp für Kreative, Selbstständige und Kommunikationsmenschen an und setzte am zweiten Tag etwas zögerlich selbst eine Session an, weil ich von anderen wissen wollte, wie ich besser mit meinem Arbeitsmonstrum klarkomme.

«Ich war erschöpft, wollte, dass sich etwas ändert»

Ich hatte gerade neun Monate lang meine Kinder allein betreut und neben meinem freiberuflich zusammengestückelten Vollzeitjob ein Buch geschrieben. Ich war erschöpft, ich wollte, dass sich etwas ändert. Ausserdem hatte mir meine älteste Tochter eine klare Ansage gemacht: «Papa, das ist zu viel, du musst weniger arbeiten!» Sie hatte natürlich recht. Manchmal, und nicht nur manchmal, hatte sie mich nachmittags inmitten ihrer Geschwister schlafend auf der Couch gefunden, eine Decke über mich geworfen und die Kleinen mit in ihr Zimmer genommen.

Mein Problem ist, dass ich mir einen Zustand permanenter Arbeit angewöhnt habe.

Deshalb hielt ich es für eine gute Idee, andere Menschen mit ähnlichen Berufserfahrungen zu fragen, wie sie das auf die Reihe bekommen. Es stellte sich heraus: nicht wirklich besser. Aber zwei Dinge nahm ich aus dieser Session mit, die bis heute wertvoll für mich sind. Erstens meine Angst vor der Antwort auf die Frage, wie viele Stunden ich in der Woche arbeite. Eine Frage, die ich nicht beantworten kann (weil Arbeit nicht in einem gebündelten Zeitfenster stattfindet) und auch nicht beantworten will (weil mir dann zu klar werden würde, dass ich dringend etwas ändern muss). Und zweitens, dass ich kein Interesse an Optimierungstools habe. Mein Problem ist nicht, dass ich meine Arbeit besser organisieren muss. Mein Problem ist, dass ich mir einen Zustand permanenter Arbeit angewöhnt habe und glaube, ihn jederzeit bewältigen zu können. Das hat etwas mit Kapitalismus zu tun.

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Alles im Laufen erledigen

Aber auch etwas mit einem tatkräftigen Männlichkeitsideal, dem ich mich nach wie vor und gegen meinen Willen verpflichtet fühle. Und nicht zuletzt mit etwas, dass man FOMOCO nennen könnte. Also nicht nur «fear of missing out», sondern spezifischer «fear of missing out career opportunities». Wenn sich mir die Gelegenheit bietet, jedes Jahr mindestens ein Buch zu schreiben, dann ergreife ich die, ohne mir gross Gedanken darüber zu machen, was das an Arbeit bedeutet.

Wenn ich den Eindruck habe, ich hätte gerade einen Lauf, dann bleibe ich nicht stehen und lege eine Pause ein. Dazu habe ich inzwischen bei viel zu vielen Kolleginnen und Kollegen erlebt, wie sehr sie diese Pausen zurückwerfen und wie schwierig es für sie ist, anschliessend wieder ein Momentum für sich zu generieren. Ich laufe einfach weiter und erledige einfach alles im Laufen.

Das hat zur Folge, dass meine Kinder mich eigentlich nur arbeitend oder mich um sie kümmernd kennen (was auch eine Form von Arbeit darstellt), aber nie ruhend. Pausierend. Unbeschäftigt. Und ich hasse den Gedanken, dass das ja auch irgendwie gut sei, den ich leider in mir nie ganz zum Schweigen bringen kann. Ich muss das besser machen. Besser mit mir umgehen. Ein besseres Beispiel für meine Kinder abgeben. Ich weiss noch nicht genau, wie das wird, aber ich habe vor, davon zu berichten. Leider klingt das alles nur auch wieder irgendwie nach Arbeit. Puh.