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Papablog: Vollzeit-Hausmann
Haushalten wie Tranquillo Barnetta

Jede Menge Action: Hauptberuflich auf die Kinder aufzupassen, ist ziemlich erfüllend – und nie langweilig.
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Jahrelang habe ich Ihnen vorgeschwärmt, wie meine Frau und ich Haushalt, Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit 50:50 teilen. Jetzt funktioniert dieses Modell für uns plötzlich nicht mehr. Ups.

Zum Glück habe ich genauso regelmässig den Gospel gesungen, jede Familie möge ihr eigenes Modell finden und es laufend ihren Bedürfnissen anpassen. Nun ist bei Tschannens so eine Anpassung fällig: Mir bietet sich die einmalige Karrierechance, die volle Verantwortung für Haushalt und Kinderbetreuung zu übernehmen. Eine wichtige Führungsposition in unserem kleinen Familienunternehmen … hoppla, jetzt habe ich tatsächlich ein wenig in mein Schandmäulchen erbrochen.

Derartige Managementvergleiche finde ich nämlich lächerlich. Als ob eine Kaderstelle in der Wirtschaftswelt der einzig wahre heilige Gral des Erfolges wäre. Nein, nein, die goldene Götzenhyäne des CEO-Postens schnalle ich mir nicht einmal als Betriebswirt um. Lassen Sie es mich anders formulieren: Ich bin ab Ende Februar Vollzeit-Hausmann und -Vater.

Wann ist ein Hausmann ein Hausmann?

«Hausmann und Vater», auch an diesem Begriff könnte ich rumnörgeln, denn meine Vaterschaft hat sich schon bisher wie eine Vollzeitaufgabe angefühlt. Und ab wie wenig Erwerbstätigkeit darf ich mich überhaupt Hausmann nennen? Ich werde Sie nämlich auch weiterhin mit Papablog-Beiträgen erfreuen – oder ärgern.

Aber meine eigentliche Erwerbstätigkeit habe ich gekündigt. Meinen Brotjob. Oder Gipfelijob – es war ja zuletzt lediglich ein Pensum von 50 Prozent. Jetzt beansprucht meine Frau diese 50 Prozent auch noch für ihre Arbeit. Mir kommt das gerade recht. Die Waage zeigt in letzter Zeit ein paar Kilos mehr an. Ein Beweis für die in mir wachsende Lust auf Veränderung.

Als Hausmann trete ich einem noblen Club bei, wie ich letzte Woche aus dem «Migros-Magazin» erfahren durfte. Ebenfalls Mitglied ist nämlich Tranquillo Barnetta, der sich seit Abschluss seiner Fussball-Profikarriere ganz der Brut- und Nestpflege hingibt. Vielleicht treffe ich ihn bald im Wartezimmer der Kinderärztin und wir können uns über Backofenreiniger austauschen. Bestimmt schwört er auch auf Natron und Salz. Das Zeug löst selbst die eingebranntesten Pommfri… äh Pastinakenreste.

Im Haushalt glücklich und berühmt werden

Ich freue mich ehrlich auf meine neue Aufgabe. Warum ich die Arbeit im Haushalt so erfüllend finde, habe ich Ihnen vor fünf Jahren schon einmal vorgetragen. Ganz allgemein lebt es sich mit Kindern abwechslungsreicher. Klar, vor Brechti Geburt war ich ungebunden, flexibel und das Verhältnis von Einkommen zu Ausgaben hat mich nicht jeden Monat kurz weinen lassen. Aber Action habe ich nun mehr – früher bin ich zum Beispiel nie nachts ins Spital gefahren. Dazu kommt, dass auch die externe Welt von uns Eltern immer wieder Flexibilität fordert. Statt uns darüber zu ärgern, arrangieren wir uns. 2022 verbringe ich nun also mit meinen Kindern, der Spülmaschine, dem Staubsauger und im Wartezimmer mit Tranquillo. 2023 sieht vielleicht alles schon wieder ganz anders aus.

Und hier noch ein Grund, warum der Wechsel in den Haushalt ein schlauer Karriereschritt ist: Man erhält als haushaltender Vater von der Öffentlichkeit viel Zuspruch und bleibt erst noch im Gespräch. Ich denke an die Kolumnen von Bänz Friedli, an die Interviews von Tranquillo Barnetta und warte nur darauf, dass morgen das «Migros-Magazin» bei mir anruft. Zur Not würde ich aber auch mit der «Coopzeitung» reden.