Start in den Ski-WeltcupZehn Österreicherinnen sind weg, eine Mutter ist zurück – das gibt vor der Saison zu reden
In Sölden beginnt an diesem Wochenende der Winter für die Ski-Asse. Es gibt spektakuläre Comebacks, prominente Abwesende – und einen neuen Plan mit Zermatt.
Der Kalender: Die Speedfahrer sind im Nachteil
Seit Jahren soll es sie geben, die Ausgewogenheit im Weltcupkalender. Gleich viele Abfahrten wie Super-G, Riesenslaloms und Slaloms. Nur: Gelingen will es den Verantwortlichen eigentlich nie.
2024/25 sind bei den Männern zwölf Slaloms, aber nur acht Super-G geplant. Abfahrten stehen neun im Programm, wobei Absagen in der Königsdisziplin quasi garantiert sind – letzte Saison konnten von dreizehn Abfahrten lediglich acht stattfinden. Im Kampf um den Gesamtweltcup sind die Techniker also im Vorteil, was da und dort für Kritik sorgt.
Erneut macht der Tross zweimal in Nordamerika halt (Dezember und März), was aufgrund der Reiserei Angriffsfläche bietet. Reagiert hat der Weltverband FIS zumindest auf die vielen Verletzungen im letzten Winter – Doppelabfahrten gibt es nur noch bei den Frauen in Kvitfjell.
Verletzte: Viele prominente Abwesende
Der vergangene Winter war eine Seuchensaison. Es gab Verletzungen zuhauf, betroffen waren auffallend oft auch die Stars der Szene. Während Athletinnen wie Wendy Holdener zurückkehren und gleich zu Beginn in Sölden wieder mittun können, fallen andere länger aus.
So gab Aleksander Kilde vor dem Auftakt am Wochenende bekannt, dass er diesen Winter keine Rennen bestreiten wird. Der Norweger war in Wengen schwer gestürzt. Während die tiefe Schnittwunde verheilt ist, macht die Schulter weiter Probleme.
Zumindest Teile der Saison verpassen auch Marco Schwarz (Rückenoperation), Alexis Pinturault (Kreuzbandriss), Petra Vlhova (Kreuzbandriss), Jasmine Flury (Knorpelschaden), Corinne Suter (Kreuzbandriss) oder Sofia Goggia (Schienbeinbruch), um nur ein paar prominente Abwesende zu nennen.
Dafür wird es das Jahr der spektakulären Comebacks: Neben Lucas Pinheiro Braathen und Marcel Hirscher soll sogar die 40-jährige Lindsey Vonn mit einer Rückkehr liebäugeln. Ihr Skipartner Head hat ihr jedenfalls schon einmal einen eigenen Servicemann zur Seite gestellt, während sie in Sölden trainierte.
WM 2025: Es droht die nächste Farce
Bei der FIS scheint ein grosses Mass an Lernresistenz vorhanden zu sein. Anders ist kaum zu erklären, was der Skiverband für die WM im Februar in Saalbach plant. Dort will er eine alpine Team-Kombination durchführen. Zwei Athleten beziehungsweise Athletinnen einer Nation werden je einen Slalom und eine Abfahrt bestreiten. Das Team mit der schnellsten addierten Zeit gewinnt.
Es ist eine Neuerung, die im Weltcup bis zum Startschuss in Saalbach nie getestet worden sein wird. Das ruft ungute Erinnerungen hervor: 2021 verkamen die Parallelrennen in Cortina d’Ampezzo, die nun ebenso wie die herkömmliche Kombination aus dem Programm gestrichen wurden, zur Farce. Der eine Kurs war viel schneller als der andere. Der Modus machte es möglich, dass derjenige im Vorteil war, der zuerst auf der langsameren Piste fuhr. Dies, weil für den ersten Lauf ein Maximalrückstand von einer halben Sekunde festgesetzt wurde. Im zweiten galten dann die realen Zeiten.
Die Rücktrittswelle: Minus zehn bei Österreich
1600 Punkte. So gross war die Reserve der Schweizer im Nationencup auf den Erzrivalen Österreich. Den begehrten Pokal, der aussieht wie ein Schirmständer, holte Swiss-Ski im März zum vierten Mal innert fünf Jahren. Das Verdikt wäre noch deutlicher ausgefallen, hätten Österreichs Frauen die Schweizerinnen nicht überflügelt.
Nun aber ist es bei Ski Austria zur Rücktrittswelle gekommen. Und wenngleich Rosina Schneeberger, Christine Scheyer oder Chiara Mair selten für Schlagzeilen gesorgt haben, ist Substanzverlust vorhanden – gleich zehn Athletinnen der zweiten Garde haben aufgehört. Dennoch will Österreich wieder die Skination Nummer 1 sein, alles andere wird als Schande empfunden.
In den Kadern sind neue Fitnesskriterien eingeführt worden, der interne Druck wird erhöht. Der sportliche Leiter Herbert Mandl sagte unlängst: «Andere Länder haben aufgeholt. Wir sind träge geworden.»
Gesamtweltcup: Ein Schweizer Duell bahnt sich an
Gäbe es Kristallkugeln für erhaltene Komplimente, Loïc Meillard hätte daheim kaum mehr Platz dafür. Doch bislang hat der Neuenburger erst eine Wertung für sich entschieden: in der Saison 2019/20 diejenige des Parallelweltcups. Es ist eigentlich viel zu wenig für die Anlagen, die der 27-Jährige mitbringt.
Technisch sei er der beste Skifahrer überhaupt, besser noch als Marco Odermatt, so heisst es von den Trainern auch vor diesem Winter über ihn. Im Training stellt er den Dominator oft in den Schatten. Meillard hat den Übernamen Skilehrer bekommen, weil er so sauber fährt. Meistens aber ist es nicht nur schön anzusehen, sondern er ist auch sehr schnell. Gegen Ende des letzten Winters gewann Meillard einen Slalom und einen Riesenslalom, stand bei einem Super-G auf dem Podest, glänzte mit Konstanz ganz vorne. Kann er wieder dort ansetzen, könnte er zumindest eine Zeit lang ein ernsthafter Herausforderer für Odermatt sein.
Der Standort Zermatt: Ein neuer Plan
Rennen der Superlative hätten es werden sollen, die ersten Zwei-Länder-Abfahrten mit Start in der Schweiz und Ziel in Italien. Doch wegen Wetterkapriolen konnte in den letzten zwei Jahren keiner der geplanten acht Wettbewerbe am Matterhorn stattfinden – und so wurde die Destination trotz weiterlaufendem Fünfjahresvertrag mit der FIS aus dem Programm gestrichen.
Bereits aber existiert ein neues Projekt: Bis 2027 wird für den Tourismus eine neue Piste zur Verfügung stehen. Die oberen zwei Drittel werden neu gebaut, die Bewilligungen liegen vor. Der untere Teil entspricht der Strecke, auf der bis 1967 die legendäre Gornergrat-Abfahrt stattfand. Die FIS ist mit der konkreten Idee an die Walliser herangetreten, künftig Ende März auf jener Piste Weltcup-Abfahrten auszutragen.
Gewiss tat sie das mit der Hoffnung, dass das Sommertrainingsverbot für die Profis auf dem Gletscher wieder aufgehoben wird. Eine Inspektion des Weltverbandes vor Ort hat bereits stattgefunden, im Verlauf des Winters ist ein weiterer Besuch geplant. Die Zermatter erwarten nun definitive Vorschläge. Der Ball liegt bei der FIS.
Die Ausnahme: Eine Mutter im Weltcup
Sie ist wieder zurück. Und zwar nicht alleine. Mit dabei ist Tochter Mia, die ihren ersten Geburtstag gefeiert hat. Tamara Tippler ist die einzige Mutter im Weltcup. Die Letzte vor ihr war Sarah Schleper, 2011 hielt die Amerikanerin Sohn Lasse bei ihrer Abschiedsfahrt im Miniröckchen auf dem Arm und gab später ein Comeback für Mexiko. Aber Schleper fuhr Slaloms. Keine Abfahrten.
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Tippler ihrerseits ist Speedfahrerin, je fünfmal Zweite und Dritte ist sie in ihrer ersten Karriere geworden. Und macht nun das Tabu zur Realität. Die Österreicherin sagt: «Es gibt einige, die es nicht cool finden, dass ich mich eine Abfahrt hinunterstürze. Ich habe ja ein Baby daheim.» Tippler aber will ihre Träume verwirklichen, auch wenn die Tochter Priorität geniesst. Geplant ist, dass Mia die Rennen nicht im Zielraum verfolgen wird.
Airbag: Das neue Muss
Bislang war das Tragen des Airbags freiwillig. Während Athleten wie Marco Odermatt das Sicherheitsutensil seit Jahren tragen, empfinden es manche wie etwa Dominik Paris als störend. Ab dieser Saison aber müssen den Airbag alle tragen. Schnittfeste Unterwäsche ist derweil nur empfohlen, ab der Saison 2025/26 soll auch sie obligatorisch sein.
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