Ciao RagusaAusgerechnet Lara Gut-Behrami steht ohne Kopfsponsor da
Nach 12 Jahren trennen sich die Tessinerin und der Schokoladenhersteller auf einmal. Die beste Skifahrerin des letzten Winters verliert damit auch viel Geld.
Es ist Donnerstagnachmittag in Sölden, Pressekonferenz von Ski-Ausrüster Head. Und irgendetwas ist anders als in all den Jahren zuvor bei diesem Anlass. Was, das fällt erst auf den zweiten Blick auf.
Während alle Athleten und Athletinnen Kopfbedeckungen tragen, sind Lara Gut-Behramis blonde Haare auf einmal gut zu sehen, sie hängen unbedeckt vom Kopf. Das ist durchaus bemerkenswert für eine Skifahrerin, bei der gewöhnlich jede freie Fläche genutzt wird, um mit irgendwelchen Logos für irgendwelche Firmen und Produkte zu werben. Noch viel bemerkenswerter ist es in diesem Fall, ist Lara Gut-Behrami doch die Gesamtweltcupsiegerin des letzten Winters, die beste Riesenslalom- und Super-G-Fahrerin. Kurz: die wohl wirkungsvollste Litfasssäule des Ski-Weltcups.
Vor zwölf Jahren gab sie die Zusammenarbeit mit der Schokoladenmarke Camille Bloch bekannt, seither warb sie für Ragusa, den Riegel mit den Nüssen. Sie trug in all den Jahren mitunter spektakuläre Mützen, oftmals glitzerte es in goldener Farbe von ihrem Kopf – oder in allen möglichen (und unmöglichen) Farben. Gut-Behrami und Ragusa: Das passte. Zumal es von der Tessinerin hiess, dass sie gerade während schwieriger Phasen in der Saison zu Süssigkeiten greife.
Doch nun ist alles vorbei, ist Ragusa plötzlich nicht mehr an der Seite der 33-Jährigen. Und das, obwohl es nicht mehr allzu weit sein dürfte bis zu ihrer Pensionierung als Skifahrerin.
Die Stellungnahme von Camille Bloch
Nachfrage bei Camille Bloch: Wieso kam es so weit? Am Freitagmorgen meldet sich die Pressesprecherin des Unternehmens aus dem Berner Jura. Sie hätten keine Einigung mehr gefunden, sagt sie. «Wir hatten in der Vergangenheit sehr schöne Momente, eine gute Zeit, auch schöne Anlässe», so sagt sie es am Telefon. Die Betonung liegt auf Vergangenheit.
Doch nun also steht Gut-Behrami ohne Kopfsponsor da. Es ist ein Schicksal, das normalerweise nur die weniger guten Sportler und Sportlerinnen ereilt. Die finanzielle Einbusse dürfte ziemlich gross sein für sie. Die 50 Quadratzentimeter auf dem Helm sind die wichtigste Vermarktungsfläche und Einnahmequelle für die Ski-Profis. Athletinnen und Athleten, die es regelmässig auf das Podest schaffen, bekommen üblicherweise bereits einen mittleren sechsstelligen Betrag pro Saison. Die Besten knacken auch einmal die Millionengrenze. Und Lara Gut-Behrami war im letzten Winter eben die beste Skifahrerin überhaupt. Die 50 Quadratzentimeter dürften entsprechend viel kosten.
Am Freitagmittag meldet sich die Athletin selbst zu Wort: «Ich danke Ragusa für all die tollen gemeinsamen Jahre. Während dieser Partnerschaft habe ich eine aussergewöhnliche und unvergessliche sportliche Reise mit vielen Karrierehöhepunkten und einigen Rückschlägen erlebt, wobei ich immer auf die Unterstützung von Ragusa zählen konnte. Manchmal gehen grossartige Geschichten zu Ende.» Und Gut-Behrami bestätigt: «Derzeit habe ich keinen neuen Sponsor auf meinem Helm.»
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