Skistar im KriechgangOdermatt-Rivale Marco Schwarz verpasst Grossteil der Saison
Der Österreicher schien von einer schweren Knieverletzung genesen – dann meldete sich der Rücken. Die Rückkehr wird zur Geduldsprobe.
- Marco Schwarz leidet an einem Bandscheibenvorfall und verpasst den Saisonstart.
- Eine erneute Operation war unvermeidlich.
- Der Österreicher wird erst Ende Oktober erstmals wieder auf Ski stehen.
Er war auf dem Weg zurück, das Knie so weit genesen, dass Marco Schwarz sich wieder auf Schnee traute und auf das Trainingscamp in Chile freute. «Die Koffer waren schon gepackt», sagt der österreichische Skistar an diesem Donnerstag in einem Videointerview.
Doch dann folgte das, was er in seinem breiten Kärntner Dialekt als «gscheiter Dämpfer» bezeichnet – als groben Rückschlag also. Der Rücken, den er im Sommer immer wieder leicht spürte, was ihn aber nicht weiter beunruhigte, meldete sich immer mehr, die Schmerzen wurden immer grösser. Einen «Nervenzug» habe er gespürt, «vom unteren Rücken bis in die Kniekehle». Diagnose: Bandscheibenvorfall.
Die Teamkollegen reisten ohne ihren Allrounder nach Südamerika. Dieser plante, die Verletzung konservativ zu therapieren, doch sein Zustand verschlechterte sich. «Der Zug wurde mehr», sagt Schwarz, «bald zog es bis hinunter zum Unterschenkel, es kribbelte gar in den Zehenspitzen.» Eine weitere Operation, bei der entfernt wurde, was aus der Bandscheibe ausgelaufen war, wurde unumgänglich für den Mann, der sämtliche Disziplinen fährt und als grösster Herausforderer von Marco Odermatt im Gesamtweltcup gilt.
Im vergangenen Winter hatte die Skiwelt auf dieses Duell gehofft. Doch nach ziemlich fulminantem Start mit vier Podestplätzen wurde die Punktejagd von «Blacky», wie er in der Szene genannt wird, jäh gestoppt. Bei der Abfahrt in Bormio Ende Dezember stürzte der Alleskönner und erlitt einen Kreuzbandriss, einen Einriss des Innenmeniskus und einen Knorpelschaden im rechten Knie. Ende August also folgte der nächste «gscheite Dämpfer» – inklusive dreier Wochen Nichtstun auf dem Sofa.
Skischule statt Wettkampf
Ende Oktober, wenn die Konkurrenz auf dem Rettenbachgletscher in Sölden ihren ersten Riesenslalom der Saison austrägt, wird sich Schwarz langsam an den Schnee herantasten. «Skischule fahren», nennt er es. Geplant ist, dass er just zu dieser Zeit seine ersten Schwünge zieht, frei fährt, ohne Tore, ohne Zeitmessung.
Wann er wieder rennmässig im Einsatz stehen wird, lässt der 29-Jährige offen. Es dürfte aber kaum noch in diesem Jahr passieren. «Ich muss das jetzt ausheilen lassen und langsam einen guten Aufbau machen. Vom Rennfahren bin ich sehr weit weg. Ich lasse mich auch nicht stressen», sagt Schwarz. Freilich würde er sehr gerne bei der Heim-WM im Februar in Saalbach am Start stehen, «die ist im Hinterkopf». Dann präzisiert er: «Sehr weit im Hinterkopf.»
Wenn, dann wolle er an der WM nicht nur dabei, sondern auch in Form sein. «Klar ist die WM ein grosses Ziel, aber ich will noch einige Jahre fahren, mein Körper ist mir zu wichtig, als dass ich die Gesundheit aufs Spiel setzen würde.»
Weshalb die Probleme mit dem Rücken auftauchten, weiss Schwarz nicht mit Sicherheit. «Ich habe mich über acht Monate lang mit meinem Knie beschäftigt, bei gewissen Übungen oder auch im Alltag bin ich vielleicht entsprechend ausgewichen», sagt er. Sprich: Knie entlastet, Rücken belastet.
Auch ist er der einzige Mann, der sämtliche Disziplinen fährt, die Belastung ist entsprechend hoch. «Im Leben lernt man immer dazu», sagt Schwarz, «in gewissen Phasen werde ich künftig den Fokus mehr auf die Regeneration legen.» Er plant aber weiterhin mit Einsätzen in Abfahrt, Super-G, Riesenslalom und Slalom. Schliesslich will er Odermatt, dem Dominator der letzten Jahre, bald wieder gefährlich werden. «Will ich mit ihm mithalten und um den Sieg im Gesamtweltcup kämpfen, muss ich in drei Disziplinen um Podestplätze kämpfen können. Und in einer vierten Disziplin Punkte sammeln, um ihm voraus zu sein.»
Dass er in der jüngeren Vergangenheit ein derart üppiges Programm absolvierte, hat also direkt mit Odermatt zu tun, der in Abfahrten, Super-G und Riesenslaloms gewinnen kann und einzig die Slaloms auslässt. Dass sich dieser derzeit bester Gesundheit erfreut, beschäftige ihn nicht, sagt Schwarz auch noch. «Ich freue mich für jeden, dem es gut geht. Ich muss jetzt geduldig bleiben, auf mich schauen – und dann wieder angreifen.»
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