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Drohende Nutzerabgänge 
Netflix zögert Verbot des Passwort-Teilens hinaus

Wer sich mit Kollegen ausserhalb des eigenen Haushalts einen Netflix-Account teilt, wird vorerst nicht zur Kasse gebeten: CEO Reed Hastings (l.) und Programmleiter Ted Sarandos.

Netflix-Liebhaberinnen und Serienjunkies hatten keine Freude, als Netflix vergangenes Jahr ankündigte, dem beliebten «password sharing» den Riegel vorzuschieben. Mit der neuen Regelung wollte der grösste US-Streaminganbieter verhindern, dass sich Personen gemeinsam ein Konto teilen, die nicht im selben Haushalt wohnen. Nun können Fans von «Wednesday», «Stranger Things» und Co. aber aufatmen, denn Netflix krebst zurück. Zumindest vorerst. 

Am Dienstag hat das Unternehmen bekannt gegeben, die Einführung in den USA zu verschieben. Grund dafür ist, dass Netflix befürchtet, dass dadurch die Nutzerzahlen schrumpfen würden – und somit auch die Einnahmen des Konzerns. 

100 Millionen Haushalte schauen gratis Netflix

In einem Aktionärsbrief erklärte die Firma, dass der kostenpflichtige Service zum haushaltsübergreifenden Account-Sharing nach ersten Anläufen in einigen Märkten, wie Kanada und Spanien, zu einer «Abbruchaktion» geführt habe. Dies berichtete die «Financial Times».

Laut Netflix wurde das kurzfristige Wachstum der Mitgliederzahlen durch das Verbot beeinträchtigt. Mittelfristig rechnet der Streamingdienst aber mit einem Anstieg der Nutzerzahlen, da viele, die bislang gratis mit dem Passwort der Kollegen Netflix streamten, künftig selbst ein eigenes Abo abschliessen würden. So sei in Kanada die Zahl der bezahlenden Abonnenten und Abonnentinnen jetzt höher als vor dem Start des kostenpflichtigen Sharing Service. 

Gratis-Streamer sind dem Anbieter schon länger ein Dorn im Auge (lesen Sie hier mehr dazu): Demnach geht Netflix davon aus, dass weltweit etwa 100 Millionen Haushalte ihre Konten teilen. Gemäss Schätzungen von Analysten der Investmentbank Morgan Stanley könnte Netflix 20 bis 30 Prozent davon in zahlende Mitglieder umwandeln. «Bei der Account-Sharing-Initiative geht es darum, potenzielle Mitglieder zu gewinnen», so Ted Sarandos, Co-Chef von Netflix. 

Mit dem Verbot will Netflix auch auf die in den in den zuletzt stagnierenden Mitgliederzahlen und die starke Konkurrenz von Amazon Prime und Disney+ reagieren, die Netflix Marktanteile abgerungen haben. 

Letzten April hatte Netflix seine Investoren vor den Kopf gestossen, als bekannt gegeben wurde, dass die Firma zum ersten Mal seit Jahren Abonnentinnen und Abonnenten verloren hatte, anstatt neue zu gewinnen. Als Reaktion daraufhin kündigte man zwei neue Programme an, um die Einnahmen zu steigern:

  • hartes Vorgehen gegen die gemeinsame Nutzung von Passwörtern;

  • Einführung einer günstigeren Abo-Variante mit Werbeunterbrüchen. (Lesen Sie hier mehr dazu.)

Die breitere Einführung des kostenpflichtigen Sharing Service in den USA und weiteren Märkten wurde nun auf das zweite Quartal dieses Jahres verschoben. Trotz der Verzögerungen bei der Markteinführung sei Netflix zuversichtlich, die Gewinnziele für das Gesamtjahr zu erreichen.

Schlechtere Zahlen als prognostiziert

Netflix hat im ersten Quartal weltweit 1,7 Millionen neue Abonnentinnen und Abonnenten gewonnen und liegt damit stark unter der Prognose von Analystinnen und Analysten der Wallstreet, die von mehr als 2 Millionen Neuabschlüssen ausgegangen waren. Die Einnahmen stiegen um 4 Prozent auf rund 8 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn hingegen sank von 1,6 Milliarden auf 1,3 Milliarden Dollar.  

Für das zweite Quartal prognostiziert Netflix leicht tiefere Einnahmen, als die Analysten erwartet hatten. Die Netflix-Aktie verlor daher zuerst deutlich, bevor sie sich erholte und die Verluste wieder wettmachte.

Neben der Verzögerung des Passwort-Sharing-Verbots kündigte das Unternehmen mit Hauptsitz in der kalifornischen Wüstenstadt Los Gatos weiter an, das DVD-Verleihprogramm per September einzustellen.

Das ist für die Firma ein historischer Schritt, denn mit dem Dienst ist Netflix vor 25 Jahren in den USA gestartet – um später als Streaminganbieter zum globalen Anbieter zu werden.