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Streamingdienst greift durch
Netflix schiebt dem beliebten Passwort-Teilen einen Riegel vor

Lange hat Netflix das Teilen von Konten nicht nur geduldet, sondern sogar befürwortet.

Unter Jugendlichen ist es eine beliebte Art, sich einen Zugang zu Netflix zu leisten: Sie teilen sich ein einziges Benutzerkonto mit Passwort und zahlen entsprechend nur einen Anteil der monatlichen Abonnementkosten. Hierzulande ist das günstigste Monatsabo für knapp 12 Franken erhältlich.

Bislang tolerierte der Streaminganbieter dieses Verhalten seiner Kundschaft. Doch damit ist es nun vorbei. Wie Netflix am Dienstag gegenüber den Aktionären ankündigte, soll ab Anfang 2023 weltweit das Teilen von Benutzerkonten kostenpflichtig werden. Damit sind auch Kundinnen und Kunden in der Schweiz von dieser neuen Geschäftspraxis betroffen.

Und so funktioniert es: Die Plattform merkt, wenn von verschiedenen Orten aus auf ein und dasselbe Konto zugegriffen wird. Wollen Kunden den Zugang mit anderen Personen ausserhalb der eigenen vier Wände weiterhin teilen, müssen sie dazu neu ein Zusatzkonto erstellen. Dafür fallen aber weitere Gebühren an.

Wie das neue Preismodell genau aussieht, teilte Netflix nicht mit. Tests in Südamerika zeigen jedoch, in welche Richtung es gehen könnte: Dort verlangte der Anbieter 2,99 Dollar für jeden zusätzlichen Zugang. Umgerechnet sind das 3 Franken.

Mit einem speziellen Anreiz will Netflix den Wechsel von einem geteilten Konto zu einem regulären Abonnement schmackhaft machen. Ab sofort schaltet der Anbieter schrittweise eine neue Funktion auf, mit der sich einzelne Nutzerprofile zu einem anderen Konto übertragen lassen. Damit lassen sich bereits gesehene Filme und Serien, Vorlieben, Bewertungen, Merkliste und der zuletzt gestoppte Zeitpunkt einer Folge sichern.

Netflix verweist auf Kundenbedürfnis

Offiziell gibt Netflix an, mit der neuen Funktion einem Kundenbedürfnis nachzukommen. «Menschen ziehen um. Familien wachsen. Beziehungen enden. Aber während dieser Veränderungen im Leben sollte Ihr Netflix-Erlebnis dasselbe bleiben», heisst es dazu im öffentlichen Firmenblog des Streamingdienstes. Inoffiziell geht es darum, Hürden für den reibungslosen Übergang zu einem teureren Angebot zu senken.

Lange hat Netflix das Teilen von Konten nicht nur geduldet, sondern sogar befürwortet. So hiess es noch im März 2017 auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: «Liebe bedeutet, ein Passwort zu teilen.»

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Diese Liebe erlosch jedoch spätestens im April dieses Jahres: Erstmals in der 15-jährigen Firmengeschichte musste Netflix einen Rückgang der Zahl der Abonnenten hinnehmen. Damals schätzte das Management um Gründer und Co-Firmenchef Reed Hastings, dass 100 Millionen Haushalte Inhalte beziehen, ohne dafür zu bezahlen.

Doch auch Mitbewerber wie Disney+ setzen sich mit dem Thema auseinander. Im vergangenen Mai führte der Anbieter in Spanien eine Umfrage zum Nutzerverhalten durch, wie auf Twitter bekannt wurde. Unter anderem fragte der Streamingdienst von Disney die Kunden, ob sie ihre Passwörter mit Leuten ausserhalb des eigenen Haushalts teilen. Denn laut den Vertragsbedingungen von Disney+ ist das Teilen der Zugangsdaten nicht erlaubt. 

Angesichts der wachsenden Konkurrenz kann es sich auch Netflix nicht mehr leisten, das Problem zu ignorieren. Vor allem Amazon und Disney+ erweisen sich als erbitterte Konkurrenten. Netflix konzentriert sich nun darauf, neue zahlungswillige Kunden zu gewinnen und mehr Geld mit den bereits vorhandenen Abonnenten zu verdienen.

Dazu bricht das Unternehmen ein weiteres Tabu und bietet in Deutschland und elf weiteren Ländern ab November ein billigeres Angebot an, das aber mit Werbeblöcken finanziert ist. Die Schweiz gehört nicht dazu, wie vergangene Woche bekannt wurde.

Wieder mehr Neukunden im dritten Quartal

Aktuelle Kundenzahlen zum dritten Quartal deuten darauf hin, dass es wieder aufwärtsgeht. Demnach sind von Juli bis September weltweit 2,41 Millionen neue Kunden hinzugekommen. Der Löwenanteil – 1,43 Millionen neue Nutzer – kommt aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Neue Serien wie «Dahmer» sowie neue Staffeln von Erfolgsserien wie «Stranger Things» und «Cobra Kai» trieben das Wachstum an.

Insgesamt zählte das Unternehmen zum Quartalsende etwas mehr als 223 Millionen Abonnements auf der ganzen Welt. Nach dem deutlichen Rückgang der Abozahlen im ersten Halbjahr hatten Investoren befürchtet, dass der Pionier der Streamingdienste weiterhin zahlende Kunden an die Mitbewerber verliert.