Chefwechsel bei NestléIn der Schweiz kommt niemand an Nestlé vorbei
Der Nahrungsmittelkonzern hat in der Wirtschaft eine weitreichende Bedeutung: eine Annäherung in fünf Grafiken.
Den Nespresso-Kaffee zum Frühstück, ein Hirz-Joghurt für zwischendurch und mittags, im italienischen Restaurant, ein San-Pellegrino-Mineralwasser. Für die Nachmittagspause ein Kit Kat, fürs Baby ein Fläschchen mit Beba-Milch, und wenn man abends keine Lust zum Kochen hat: eine Fertigpizza von Buitoni.
Mit seinen vielen Marken ist Nestlé im hiesigen Alltag omnipräsent. Doch der Nahrungsmittelkonzern aus Vevey ist noch viel mehr. Ob für Konsumenten oder für Investorinnen, ob in der Schweiz oder weltweit: Die Firma, die soeben ihren Chef ausgewechselt hat, besitzt weitreichende wirtschaftliche Bedeutung.
Nestlé hat für jeden Bereich ein Produkt
Die Produktpalette von Nestlé vermittelt dafür bloss einen ersten Eindruck. Über 2000 Marken hat die Firma auf der ganzen Welt registriert – für Senf und Mayonnaise, Katzenfutter, Müesliflocken, Glace, Schokodrinks und vieles mehr.
Am meisten Geld verdient der Konzern dabei mit Kaffee – in Kapseln verpackt, zu Pulver verarbeitet oder im Plastikfläschchen verkauft. Der weltweite Markt für diese Produkte umfasst Hunderte von Milliarden Franken und wächst jedes Jahr. Nach eigenen Angaben hält Nestlé daran einen Anteil von 22 Prozent.
Auch bei der Tiernahrung ist Nestlé ein grosser Player. Ungefähr jeder dritte Franken, der weltweit für Katzenfutter oder Hundecracker ausgegeben wird, geht in die Kassen des Konzerns, der vor über 150 Jahren gegründet wurde.
Nestlé ist auf der ganzen Welt tätig
Seinen Hauptsitz hat dieser Lebensmittelgigant in der Schweiz. Doch als Absatzmarkt ist das Land ein Nebenschauplatz. Nur etwas mehr als ein Prozent des gesamten Umsatzes erwirtschaftet Nestlé im Heimmarkt.
Deutlich wichtiger sind die Vereinigten Staaten. Zusammen mit Kanada tragen die USA gut ein Drittel zum Konzernumsatz bei. Europa als Ganzes macht rund ein Viertel aus, der Rest verteilt sich auf die anderen Kontinente.
Das macht Nestlé zu einer Schweiz im Kleinen. Denn ein solches Muster ist typisch für viele hiesige Firmen: Sie sind in der Schweiz domiziliert und produzieren teils auch in der Schweiz – Nestlé stellt etwa Kaffeekapseln in Avenches, Cailler-Schokolade in Broc und Thomy-Senf in Basel her –, nehmen aber den grossen Teil ihres Geldes in Ländern rund um den Globus ein.
Nestlé ist an der Spitze der Rangliste
Mit dem Unterschied, dass Nestlé eben kein Kleinunternehmen, sondern ein Riese ist. Das zeigt sich auch im internationalen Ranking der Firmen, die im Bereich der schnelllebigen Konsumgüter tätig sind – dazu gehört vereinfacht gesagt alles, was es im Supermarkt zu kaufen gibt, nicht aber Möbel oder Autos.
Nestlé führt diese Rangliste an, vor Firmen wie Pepsi, Procter & Gamble oder Unilever. Und das sagt eigentlich alles über den Stellenwert, den die Schweizer Firma auch in der Börsenwelt hat: Man kommt schlicht nicht an ihr vorbei.
Jeder ist in Nestlé investiert
Eine vielsagende Statistik dazu ist das Gewicht, das Nestlé im Swiss Market Index hat, dem Leitindex der Schweizer Börse, der die Kursentwicklung der zwanzig grössten Firmen zusammenfasst (die wiederum ungefähr drei Viertel des Schweizerischen Aktienmarkts ausmachen). Er beträgt aktuell 17 Prozent.
Das bedeutet, dass ungefähr jeder zwölfte Börsenfranken in der Schweiz in Nestlé-Aktien steckt. Kein Wunder, schauen jeweils viele Augen genau hin, wenn dieser Konzern seine Ergebnisse bekannt gibt. Denn ob man es will oder nicht: dass man direkt (als selbstständiger Sparer) oder indirekt (über die Pensionskasse) in Nestlé investiert ist – das ist hierzulande nahezu sicher.
Börsenkurs von Nestlé stagniert
Aus diesem Grund lasten hohe Erwartungen auf dem Konzern. In den langen Jahren seines Bestehens konnte er diese zwar oft erfüllen. So hat Nestlé ¨über die letzten zehn Jahre etwa die Dividende von 2.20 auf 3.00 Franken erhöht – was für einen Titel aus der Nahrungsmittelindustrie besonders wichtig ist.
Doch seit einigen Jahren stagniert der Börsenkurs. Das liegt teils an der wirtschaftlichen Grosswetterlage (die Inflation schmälert das Budget von Konsumentinnen und Konsumenten), teils aber auch an hausgemachten Problemen. Am neuen Chef Laurent Freixe liegt es nun, den Konzern zurück zum Erfolg zu führen.
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