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Nachruf auf Ian Wilmut
Einer der geistigen Väter des Klonschafs Dolly ist tot

Professor Ian Wilmut of the Roslin Institute pictured Wednesday April 9, 2003, with "Dolly", the world's first cloned sheep, who died on February 14 this year and now on permanent display at Edinburgh's Royal Museum. The birth of Dolly, on July 5, 1996, was heralded as a scientific landmark but triggered heated discussions about the ethics of cloning. Wilmut was the leader of the Roslin Institute team that cloned Dolly. (AP Photo/PA, Maurice McDonald) ** UNITED KINGDOM OUT: MAGAZINES OUT: **

Auf einen Schlag wurde Ian Wilmut im Februar 1997 berühmt: Er gab damals bekannt, dass sein Team am schottischen Roslin Institute erstmals aus einer ausgewachsenen Körperzelle ein Säugetier geklont hatte – ein Schaf, das er mit zweifelhaftem Humor auf den Namen Dolly taufte. Dolly nach der grossbusigen Countrysängerin Dolly Parton. Denn das Klonschaf war aus einer Euterzelle eines anderen Schafs entstanden, dem es nun bis auf die Wolle glich: Beide waren genetisch nahezu identisch, Klone eben.

Wilmut musste damals nicht nur wegen des humorigen Namens heftige Kritik einstecken. International befürchteten andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass sein Team mit der Entwicklung der Klontechnik den Weg zum Klonen auch von Menschen ebnen würde. Doch Wilmut betonte immer wieder, dass ihm selbiges fernliege. Es sei ihm immer nur um den wissenschaftlichen Fortschritt gegangen und um die Möglichkeiten, mithilfe von geklonten Tieren oder Zellen Krankheiten zu heilen.

Nun ist er im Alter von 79 Jahren gestorben, wie seine Forschungsstätte auf ihrer Website mitteilte. Schon viele Jahre hatte Ian Wilmut unter Parkinson gelitten – einer jener Krankheiten, die Wissenschaftler heute mithilfe von Klon- und Stammzelltechniken zu heilen versuchen.

Geburt von Dolly verschwiegen

Monatelang hatten Wilmut und sein Team damals die Geburt von Dolly verschwiegen. Das Schaf war schon im Juli 1996 von einem Leihmutter-Schaf zur Welt gebracht worden, nachdem es im Labor gezeugt worden war: allein aus der Euterzelle seines Klons mitsamt den darin enthaltenen Genen und aus einer Eizelle eines anderen Schafs, aus der der Kern und damit die Gene entfernt worden waren. Männlichen Samen brauchte es nicht.

Die Wissenschaftler wollten zunächst abwarten, ob sich Dolly gut entwickeln würde, bevor sie ihre Geburt verkündeten. Einige Jahre erfreute sich das Tier grosser Beliebtheit und Aufmerksamkeit im wohl einzigen Schafstall der Welt, in dem ein Gästebuch auslag. Erst mit der Zeit zeigten sich verschiedene Krankheiten, die zum Teil auf den seltsamen Prozess von Dollys Entstehung zurückgeführt wurden. Im Alter von sechs Jahren starb das berühmte Schaf schliesslich nach einer Lungenentzündung. Seither steht Dolly ausgestopft in Schottlands Nationalmuseum.

Als Patient nahm Wilmut an Forschungsstudien teil, um neue Behandlungen zu testen.

Ob Ian Wilmut wirklich Dollys «geistiger Vater» war, ist durchaus umstritten. Der federführende Wissenschaftler hinter dem Klonen war jedenfalls Keith Campbell. Als Kopf der Arbeitsgruppe hat aber Wilmut den grössten Ruhm eingeheimst – ebenso die grösste Kritik.

Geboren wurde der streitbare Wissenschaftler im Juli 1944 als Sohn einer Lehrerin und eines Lehrers nahe Stratford-upon-Avon; schon in der Schule interessierte er sich für Biologie. Er studierte Veterinärwissenschaften an der University of Nottingham und machte seinen Doktor in Cambridge, wo er sich mit Reproduktionstechniken wie dem Einfrieren von Samenzellen und Embryonen beschäftigte. In Schottland widmete er sich schliesslich den Klontechniken. Sein Ziel: die Herstellung genetisch veränderter Tiere und schliesslich die Heilung von degenerativen Krankheiten, zu denen neben Parkinson auch Demenzen wie Alzheimer oder die Nervenkrankheit Multiple Sklerose gehören.

Wilmuts Einsatz für die Forschung hörte auch nicht auf, als er selbst schwer erkrankte. Als Patient nahm er an Forschungsstudien teil, um neue Behandlungen zu testen. Ian Wilmut hinterlässt eine Frau, drei Kinder und fünf Enkelkinder.