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Favorit im Riesenslalom
Nach dem «schwärzesten Tag» plant Odermatt den Triumph

Der grosse Exploit gelang ihm in der WM-Abfahrt, nun ist er im Riesenslalom der absolute Topfavorit: Marco Odermatt.
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Wer Marco Odermatt zuhört in diesen Tagen, der versteht eines: Der Nidwaldner mag der beste Skifahrer der Gegenwart sein, Favorit, wo er auch am Start steht, bestechend schnell und nicht selten unschlagbar – und doch befindet er sich in einem Prozess, der wohl nie endet.

Ob ihm bei seinem Lauf zu Abfahrts-Gold die perfekte Fahrt gelungen sei, wird er nach seinem Coup am Sonntag gefragt. «Gut möglich, dass es das beste Rennen von mir überhaupt war», sagt Odermatt. Aber perfekt? In dem Sport, bei dem so viel zusammenpassen muss, dass eigentlich gar nie alles stimmen kann?

Lara Gut-Behrami sagte es 2016, im Winter nach ihrem Sieg im Gesamtweltcup, so: «Von meiner letzten Saison sagen manche, sie sei perfekt gewesen. Dabei habe ich oft nach schlechten Rennen geweint, weil ich nicht wusste, woran ich arbeiten und was ich machen soll. Ich habe letztes Jahr gelernt, dass es Perfektion im Sport nicht gibt.» So ist das auch bei Odermatt – gerade in den vergangenen Wochen hatte er wieder einiges zu verarbeiten und zu lernen.

Bei seinen zwei Super-G-Siegen in Cortina d’Ampezzo direkt nach seiner Knieverletzung von Kitzbühel merkte er: Er kann Rennen auch gewinnen, wenn er das Risiko nicht voll auslotet. Und dann? Im Super-G der WM? Dass solche Fahrten an Titelkämpfen nicht unbedingt reichen müssen. Odermatt hatte als grosser Favorit viel zu verlieren, andere wie Sieger James Crawford nichts. Der Schweizer fuhr solid, nicht am Limit – er landete neben dem Podest. Zum ersten Mal überhaupt in diesem Winter in dieser Disziplin.

Alle Scheinwerfer voll auf Odermatt gerichtet

Nun zeichnet diesen grandiosen Skifahrer eben aus, dass er Erkenntnisse blitzschnell ziehen und umsetzen kann. Er bewies es mit seiner Traumfahrt in der Abfahrt: vom Tief in die höchsten Höhen in nur wenigen Tagen.

Nun steht der Riesenslalom an, sind alle Scheinwerfer erst recht auf den 25-Jährigen aus Buochs gerichtet. Damit kann er umgehen. Odermatt kennt es aus Adelboden, wo er trotz Drucksituationen, die ihm auch schon die Tränen in die Augen trieben, zweimal gewann. Er kennt es von den Olympischen Spielen in Peking, wo er nach dem Ausfall im Super-G unter Zugzwang stand – und Riesenslalom-Gold holte. Seither hat er wieder einige Lernprozesse durchlaufen, gerade in diesen letzten eineinhalb Wochen in den französischen Alpen.

Er weiss, welche Mischung es braucht zwischen Sicherheit und Risiko, um auch in seiner liebsten Disziplin zu gewinnen. Der Blick auf die Resultate in diesem Winter lässt vor allem einen Schluss zu: Odermatt kann sich eigentlich nur selbst schlagen. Vier von fünf Riesenslaloms hat er gewonnen. Wird er auch noch Weltmeister, gehört er zu einem exklusiven Mini-Zirkel an Skifahrern, die an derselben WM Riesenslalom und Abfahrt gewonnen haben. Seit der Einführung des Weltcups 1967 gelang das nur Jean-Claude Killy 1968 in Grenoble und Aksel Svindal 2007 in Are. Überhaupt wäre Gold im Riesenslalom für die Ski-Schweiz eine ziemlich grosse Sache. Seit dem Weltmeistertitel von Carlo Janka 2009 gab es keine einzige Medaille mehr für das Schweizer Männerteam in der Basisdisziplin.

Noch vor zwei Jahren war die Enttäuschung riesig bei Odermatt nach seinem Ausfall im WM-Rennen, er redete vom «schwärzesten Tag meiner Karriere». Er wird auch daraus seine Schlüsse gezogen haben.