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Kampf um WM-Startplätze
Abfahrer Rogentin kritisiert Trainer­entscheid – ein Teamkollege kontert

Stefan Rogentin beim Ski Alpin Training von SwissSki am 28.11.2024 in Copper Mountain, mit Helm und Skibrille, im roten Ski-Outfit.
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Es ist ziemlich kurios, das muss man sagen. Aber Weltmeister zu werden, ist im Skisport etwas einfacher, als ein normales Weltcuprennen zu gewinnen.

Im Weltcup stehen den besten Ländern grundsätzlich acht Startplätze zur Verfügung, an der WM hingegen sind es nur deren vier. Ein exquisites Feld also, wobei das Ganze einen Haken hat: Bei besonders starken Teams wird hin und wieder jemand aussen vor gelassen, der am Grossanlass an und für sich dabei sein müsste – so ist das jetzt bei den Schweizern.

Im Super-G vom Freitag erhält Alexis Monney als vierter Athlet den Vorzug gegenüber Justin Murisier, seinerseits immerhin die Nummer 13 in der Disziplinenwertung. Bei allen anderen Nationen würde einer wie er wohl mit der Sänfte an den Start getragen, um auf Medaillenjagd gehen zu können.

Für die Abfahrt zwei Tage später wird derweil eine Qualifikation um den letzten Startplatz ausgetragen, mit Stefan Rogentin muss der 13. der Abfahrtswertung ins teaminterne Stechen.

In der Königsdisziplin dürfen fünf Schweizer antreten

In Saalbach werden die Schweizer Speedfahrer gerade Opfer ihrer wunderbaren Saison. Sieben Abfahrer haben die WM-Selektionsnorm erfüllt, immerhin fünf dürfen in der Königsdisziplin antreten, weil Marco Odermatt als Titelverteidiger das Kontingent nicht belastet. Neben dem Gesamtweltcupsieger sind auch Franjo von Allmen, Monney und Murisier gesetzt; Rogentin sowie die Berner Marco Kohler und Lars Rösti machen den letzten Platz unter sich aus. Die Qualifikation findet am Donnerstag im Rahmen des zweiten Abfahrtstrainings statt – was Rogentin nicht eben erfreut.

Denn: Es stört seine Vorbereitung auf den Super-G vom Freitag, in dem er zum engsten Favoritenkreis zählt. Daher wünschte er sich, dass die Swiss-Ski-Trainer die Qualifikation am Samstag ansetzen würden, wobei es unüblich ist, die Tickets erst 24 Stunden vor dem Rennen zu vergeben.

Murisier kontert die Kritik des Teamkollegen

«Ich kann den Entscheid nicht verstehen und halte ihn für einen strategischen Fehler», kritisiert der etwas genervte Rogentin, aber er müsse das Vorgehen der Betreuer akzeptieren. Für ihn bedeute das nun mehr Belastung vor dem Rennen, was sicher nicht ideal sei, sagt der Bündner. «Man möchte ja total frisch in ein Rennen steigen.»

Justin Murisier hingegen findet, dass sich sein Teamkollege nicht beschweren dürfe. «Er sollte nicht jammern. Denn wäre Marco nicht Titelverteidiger, hätten wir nicht fünf Startplätze – und er könnte nicht einmal die Qualifikation bestreiten.»

Rogentin wiederum hadert mit dem WM-Modus des Weltskiverbandes FIS: «Zumindest die besten 30 einer Disziplin müssten doch gesetzt sein», hält er fest. Mit seiner Meinung steht er nicht allein da, auch Kitzbühel-Sieger James Crawford äussert sich dahin gehend. Und selbst Murisier, der den Super-G verpasst, sagt: «Es bleiben vielleicht Leute auf der Strecke, die Medaillenchancen haben.»

Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann sagte derweil unlängst im «Blick», dass er sich selbst in Zeiten, als Österreich die klar stärkste Alpin-Nation war, stets dafür ausgesprochen habe, dass zumindest die Top 15 einer Disziplin bei Titelkämpfen gesetzt sind. «Leider wurden meine Worte nicht erhört.»

«Sonst könnte Unruhe aufkommen»

Stichwort Österreicher: Um die Jahrtausendwende war das Gerangel bei ihnen noch weitaus grösser, als es derzeit in der Swiss-Ski-Belegschaft ist. An der WM 1999 in Vail mussten Andreas Schifferer und Christian Mayer im Super-G zuschauen, die Nummern 3 und 4 der Weltrangliste. Vier Jahre Später in St. Moritz fand die Abfahrt ohne ein österreichisches Quartett statt, das im Disziplinenweltcup unter den Top 15 figurierte. Selbst Hermann Maier und Stephan Eberharter kamen nicht um interne Qualifikationen herum, Letzterer scheiterte einmal sogar.

Hermann Maier beim Skirennen in Åre, Schweden, 2007.

Diesem Druck aussetzen musste sich einst auch Hannes Reichelt, der vor zehn Jahren Super-G-Weltmeister wurde. Der Salzburger sagt, die Schweizer Trainer seien nun gefordert, sie müssten ihre Entscheidungen bezüglich der Startplatzvergabe gut begründen. «Sonst könnte in der Mannschaft Unruhe aufkommen und der Teamgeist Schaden davontragen.»

1989 in Vail übrigens scheiterte im überragenden Schweizer Team selbst Franz Heinzer in der Qualifikation. Weltmeister wurde Hansjörg Tauscher, der davor und danach nie im Weltcup gewonnen hat. Der Deutsche sagt: «So komisch es auch klingt, aber an der WM ist die Konkurrenz etwas kleiner als sonst.»