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Meinung

Geheimweg ins Gehirn
Diese Lieder machen glücklich

Szene aus dem Film ’Susan... verzweifelt gesucht’ (1984) mit Madonna, die auf einem Bett liegt und eine Zigarette raucht.
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Muss man Arthur Schopenhauer vorstellen? Wahrscheinlich schon. Der deutsche Starphilosoph des 19. Jahrhunderts ist bekannt für seine pessimistische Weltanschauung und die Idee, dass der «Wille» das zentrale Prinzip des Daseins ist.

Schopenhauer behauptete, unsere Wahrnehmung sei von Illusionen geprägt, während die eigentliche Realität – das innere Wesen der Welt, eben der «Wille» – unserem direkten Zugang entzogen sei. Doch er glaubte, es gebe ein Mittel, das diese verborgenen Wahrheiten enthüllen könne: die Musik. Sie ermögliche als einzige Kunstform einen einzigartigen Zugang zu einer höheren Bewusstseinsebene.

Ironischerweise hatte Schopenhauer eine extreme Abneigung gegen Lärm. Er verklagte sogar seinen Nachbarn wegen zu lauter Geräusche und nannte Lärm «die grösste aller Belästigungen». Gut, dass er nicht in einer Zeit lebte, in der sich 200-Watt-Boomboxen im öffentlichen Raum ein Duell zwischen «Despacito» und irgendeinem Machwerk von David Guetta liefern.

137 BPM = Glück?

Auch in der modernen Forschung wird die besondere Wirkung von Musik auf unsere Psyche intensiv untersucht. Der sogenannte Mozart-Effekt beschreibt etwa die These, dass das Hören von klassischer Musik, insbesondere von Werken Mozarts, kurzfristig die kognitive Leistungsfähigkeit steigern kann. Obwohl die genauen Mechanismen umstritten sind, zeigt sich immer wieder, dass Musik in vielerlei Hinsicht unsere Stimmung und unser Denken beeinflusst.

Doch welche Musik macht uns am glücklichsten? Der Musikpsychologe Michael Bonshor von der Universität Sheffield hat das fröhlichste Lied aller Zeiten ermittelt: «Good Vibrations» von den Beach Boys. Bonshor fand ausserdem heraus, dass glücklich stimmende Popsongs eine Dur-Tonart, ein Tempo von etwa 137 Schlägen pro Minute sowie eine typische Strophe-Refrain-Struktur aufweisen.

Einspruch, Herr Bonshor! «Happy» von Pharrell Williams und «Walking on Sunshine» von Katrina and the Waves tauchen auch in solchen Listen auf. Wobei manche Menschen, zum Beispiel ich, diese Songs allesamt als zu happy und damit schon wieder nervig empfinden. Und wenn es jemandem richtig schlecht geht, hört diese Person – zum Beispiel ich – gern auch traurige Musik. Als ich mal Liebeskummer hatte, lief «Weisses Papier» von Element of Crime in Dauerschleife: «Nicht mal das Meer darf ich wiedersehen / Wo der Wind deine Haare vermisst / Wo jede Welle ein Seufzer / Und jedes Sandkorn ein Blick von dir ist.»

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Im Normalzustand halte ich dieses todtraurige Lied nicht aus (und belächle die kitschigen Zeilen). Im Trauerzustand jedoch wird es zu Poesie und lässt einen die eigenen Gefühle besser verstehen. Es vermittelt das Gefühl, mit dem Schmerz nicht allein zu sein, und das allein kann bereits heilsam wirken und einen weniger unglücklich machen.

Die Wissenschaft, unromantisch, wie sie nun mal ist, hat dafür eine simple Erklärung: Musik wirkt direkt auf das limbische System, das für unsere emotionalen Reaktionen zuständig ist. Sie stellt auch eine Verbindung zum Hippocampus her, dem Gedächtniszentrum im Gehirn. Deshalb kann Musik starke Erinnerungen hervorrufen. Und deshalb überkommt mich bei Madonnas «Papa Don’t Preach» stets ein pubertäres Verliebtheitsgefühl. Auch wenn ich gerade im Berufsverkehr stecke.

Welche Musik oder Lieder machen Sie glücklich? Diskutieren Sie in der Kommentarspalte mit!