Formel zum Unglück[W+(S-G)] x ZV ÷ M x Ha
Heute, am dritten Montag im Januar, ist der deprimierendste Tag des Jahres. Das besagt die Formel eines Psychologen. Stimmt das?
Kennen Sie Blue Monday? Nein, gemeint ist nicht der absolut grossartige Song von New Order. Der Begriff bezeichnet im englischen Sprachraum den deprimierendsten Tag des Jahres. Und das ist der dritte Montag im Januar – heute!
Ein englischer Psychologe namens Cliff Arnall hat den Tag aus allen 365 Jahrestagen eruiert, und zwar mit dieser Formel:
[W+(S-G)] x ZV ÷ M x Ha
In der Gleichung steht W für das Wetter, S für Schulden, G für das monatliche Gehalt, Z für die Zeit seit Weihnachten, V für die Zeit seit dem Scheitern eines Vorsatzes, M für das Motivationsniveau und Ha für das Handlungsbedürfnis.
Keine Sorge, Sie müssen die Formel nicht durchrechnen. Sie lässt sich so übersetzen: Es ist Januar, es ist Montag, es ist kalt, wir sind nach den Feier- und Ferientagen pleite, die ersten gefassten Neujahrsvorsätze sind bereits bachab, der Dry January hat sich gleich feucht wie der Dezember gestaltet. Kurz: alles beim Alten. Aber ein paar Kilo schwerer und wieder ein Jahr näher beim Grab. Die Zukunft, die mal rosig ausgesehen hat, zeichnet sich bleiern als Hindernislauf ab, gestaffelt in 12 Monaten, die es zu überstehen gilt.
Okay, das war unnötig pessimistisch. Aber wenn schon Blue Monday, dann richtig!
Sie sind heute aber gar nicht deprimiert? Nun, vielleicht ereilt Sie die Niedergeschlagenheit ja noch im Laufe des Tages. Das will ich natürlich nicht hoffen – und deshalb erheitere ich Sie prophylaktisch mit der Entstehungsgeschichte der Blue-Monday-Formel.
Diese geht nämlich auf eine Marketingkampagne der Firma Sky Travel im Jahr 2005 zurück. Diese behauptete, besagte wissenschaftliche Formel habe einen spezifischen Tag als den traurigen Höhepunkt des Jahres identifiziert. In der Hoffnung, dass der Impuls, ein Flugticket in ein sonniges Paradies zu lösen, dann besonders stark sei.
10’000 Lux zum Glück
Natürlich sind die Variablen der Formel weder präzise definiert noch messbar. Und sie ist nur schon Humbug, weil es am besagten Tag auch Menschen gibt, die sich verlieben, ein Kind bekommen, im Lotto gewinnen – oder eine Tantanmen-Suppe essen (mein persönlicher, zu 100 Prozent verlässlicher Glücksboost).
Was wissenschaftlich belegt ist: Der Januar ist die Hochsaison für eine saisonale Depression, die sogenannte Winterdepression. Hauptauslöser sind die kurzen Tage und der damit verbundene Lichtmangel. Dadurch wird mehr Melatonin ausgeschüttet. Das Hormon reguliert den Tag-Nacht-Rhythmus; aus dem Lichtmangel resultiert ein verstärktes Schlafbedürfnis. In Europa leiden rund zwei Prozent der Bevölkerung an einer Winterdepression. Dabei gilt: je nördlicher, desto mehr Betroffene.
Die Symptome einer Winterdepression lassen sich laut Fachleuten durch gezielte Massnahmen lindern. Regelmässige Bewegung, eine Ernährung mit ausreichend Vitamin D sowie der bewusste Kontakt zu Freunden und Familie können die Stimmung verbessern. Und: Besonders wirksam sei die Therapie mit Tageslichtlampen ab 10’000 Lux, die den Lichtmangel ausgleichen und den Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisieren – «setzen Sie sich morgens 20–30 Minuten davor» lautet die psychiatrische Empfehlung.
Das klingt allerdings auch ziemlich deprimierend. Vielleicht tatsächlich einfach verreisen.
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