Nein zum Verkauf von AlkoholMigros-Spitze freut sich über das deutliche Ergebnis
Nach der Abstimmung zeigt sich die Geschäftsleitung erleichtert. Ein regionaler Flickenteppich habe verhindert werden können. Ein neues Bier kommt trotzdem ins Sortiment.
Der Abstimmungskampf um die Aufhebung des Alkoholverbotes der Migros hat ein Ende. Mit einer rekordhohen Stimmbeteiligung von 29 Prozent bei den insgesamt 2,3 Millionen Genossenschafterinnen ist der Alkoholverkauf in den Migros-Filialen nun vom Tisch.
Für Migros-Präsidentin Ursula Nold ist das äusserst deutliche Ergebnis nicht überraschend gewesen: «Alle Umfragen haben im Vorfeld auf eine klare Nein-Tendenz hingedeutet, darum hat mich das Resultat nicht erstaunt.» Man sei sehr froh, dass der Entscheid so eindeutig ausgefallen sei und es nun nicht zu einem Flickenteppich bei den Genossenschaften komme. Der einstimmige Entscheid erleichtere das Geschäft. Alkohol auch im Denner oder im Migros-Onlineshop aus dem Sortiment zu nehmen, sei deswegen aber kein Thema.
Die Migros betreibt ein Viertel der gesamten Detailshandelsfläche der Schweiz sowie zahlreiche Restaurants; der Alkoholverkauf hätte eine grosse Ausweitung des Angebots bedeutet.
Kein Marketingcoup?
Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen scheint nicht betrübt über den Ausgang der Abstimmung: «Keineswegs kann von einer Enttäuschung die Rede sein. Das Resultat war zu erwarten.» Was seine persönliche Haltung zur Urabstimmung war, will er jedoch nicht verraten. Er habe sich selbst nie zum Thema geäussert, denn er habe den demokratischen Prozess respektieren wollen. Es sei eine Kampagne mit vielen lebhaften Debatten gewesen: «Es freut mich, zu sehen, dass die Demokratie in der Migros lebt.»
Von einem Marketingcoup will Präsidentin Nold nichts wissen und betont klar: «Das Anliegen kam aus der Delegiertenversammlung und nicht aus dem Management.» Sie sei sich bewusst, dass die Abstimmung sehr grosse Wellen geworfen habe, was auch die Stimmbeteiligung von über 630’000 Genossenschafterinnen gezeigt habe. «Wir wollten möglichst viele Menschen dazu motivieren, von ihrem Mitspracherecht an der Urabstimmung Gebrauch zu machen.»
Es bestünden auch keinerlei Hinweise auf eine Manipulation der Abstimmung, so Nold: «Bei uns finden jedes Jahr Urabstimmungen statt, wo alle Ergebnisse auch von einer externen Revisionsstelle geprüft werden.»
Wie viel die «Oui-Non»-Abstimmung die Migros gekostet hat, ist nicht bekannt. Man habe jedoch «das normale Budget» nicht überstiegen, heisst es.
Starker Mitgliederzuwachs
Ist Migros nicht reformfähig? «Doch», sagt Nold und verweist auf die zweite Urabstimmung über die digitale Ausübung der Mitgliedschaftsrechte. Diese wurde deutlich angenommen. «Sie widerspiegelt die Werte der Genossenschafterinnen: einerseits das Traditionelle zu bewahren und andererseits zu zeigen, wir gehen in die Zukunft.»
Ein Sieg ist die Abstimmung für die grösste Schweizer Arbeitgeberin sowieso, so hat sie mehr als 20’000 Genossenschafterinnen zusätzlich gewonnen. Und das alkoholfreie Migros-Bier «Non» kommt 2023 ins Regal. Es wird das bestehende alkoholfreie Biersortiment ergänzen, es sollten deshalb also keine anderen Produkte weichen müssen.
Bei der Brauerei setzt die Migros – ganz im Sinne von Gründer Gottlieb Duttweiler – auf einen unabhängigen Familienbetrieb mit jahrhundertealter Tradition: die ehemalige Klosterbrauerei Schützengarten in St. Gallen.
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