Mamablog: Weihnachtsvibes und AdventskalendertippsAdvent, Advent!
Weihnachtszauber und Maronitüten: Unsere Autorin entführt uns in den schrägen Zirkus der Vorweihnachtszeit. Mit Einblicken vom Weihnachtsmarkt und originellen Geschenkideen für den Adventskalender.
Es weihnachtet wieder sehr. Lucy hängt funkelnd über Zürich und erfreut sich an den über die Ladentische tanzenden Nötli. In der Winterthurer Altstadt warten dunkle Holzhütten darauf, belebt zu werden. Ich weiss nie so recht, was ich von unserem Weihnachtsmarkt halten soll. Er erinnert mich irgendwie an einen ungefährlichen, halbbesoffenen Mittfünfziger, der sich fragt, ob er noch mal zwanzig Jahre so weitermachen oder mit dem Trinken aufhören soll.
Was machen wir uns auch so verrückt? Es sind schlappe vier Wochen. Anschliessend kommen Januar und Februar vorbei; diese zwei deprimierenden Kumpels, die nie viel zu erzählen haben, aber viel zu lange sitzen bleiben und auf März warten, die das Gefühl hat, sie wäre was Besonderes.
Die Maronifrau lacht sich ins angebrannte Handschuh-Fäustchen. Auch nach dreissig Jahren kann ich nicht an ihr vorbeigehen, ohne eine Tüte zu kaufen. Menschen treffen per Zufall aufeinander und halten einen gestressten Schwatz darüber, wie sehr sie dieses Jahr versuchen werden, sich nicht stressen zu lassen. Wie sie mit zunehmendem Alter den Zirkus bitz lockerer nehmen. Dann rauschen sie «Also mach`s guet gäll»-rufend ins nächste Geschäft, wo sie überteuerte Socken und Gewürze für diejenigen kaufen, welche schwer zu durchschauen und somit schwer zu beschenken sind.
Kranzen, Päcklen und Kerzenziehen
Ich chille in der Weihnachtszeit hart meine Base, wie mein Sohn sagen würde. Auf eine schulterklopfende, grossschwesterliche Art mag ich sogar ihre fragwürdigen Seiten. Was machen wir uns auch so verrückt? Es sind schlappe vier Wochen. Anschliessend kommen Januar und Februar vorbei; diese zwei deprimierenden Kumpels, die nie viel zu erzählen haben, aber viel zu lange sitzen bleiben und auf März warten, die das Gefühl hat, sie wäre was Besonderes. Dabei friert sie sich in ihrem viel zu kurzen Blümchenkleid offensichtlich den Arsch ab und hat nicht mal den Mut, es zuzugeben. Also kommt, lasst und kranzen und glühweilen, guetzlen und päcklen, kerzenziehen, grittibänzlen und auf Schnee hoffen.
Falls es noch Menschen gibt, die klassische Päcklikalender machen, hier gratis (teuer wird’s einewäg) ein paar Tipps von mir:
Knalltüfeli: Kinder lieben sie, weil sie ihnen das Gefühl geben, wild und gefährlich zu sein. Sie sind aber (fast) total ungefährlich, billig und sehr schnell aufgebraucht. Risiken: Kinder könnten auf die Idee kommen, die Minibomben vom Balkon runter auf vorbeigehende Menschen oder fahrende Autos zu werfen. Nebenwirkungen: Es knallt. Aber nur kurz.
Kaugummi-Zigaretten: Die kosten nur einen Stutz und sind cool. Zwar muss man erst einen Kiosk finden, der sie noch führt, denn ja; sie sind moralisch etwas verwerflich. Aber hey, wir gehören zur Generation Eltern, die ihre Kinder mit Reels füttert und iPads mit offenem Youtube-Fenster rumliegen lässt. Risiken: Ihr Kind könnte auf den (sehr kurz anhaltenden) Geschmack kommen und später Raucherin oder Raucher werden. Nebenwirkungen: Krampf im Kiefer.
Dilly Socks: Die etwas teurere Kleinigkeit muss man früher oder später sowieso wieder kaufen, weil Kinder Socken zerstören, wie Hühner Eier legen. Risiken: Es könnte ein falsches Sujet ausgewählt werden, was zur Folge haben könnte, dass das Kind die Socken nie freiwillig anzieht und das Geld somit vergebens investiert wurde. Nebenwirkungen: Lust auf mehr als nötig.
Sackgeld für den Weihnachtsmarkt: Das Geld würden wir dort so oder so liegen lassen. Im vorübergehenden Besitz der Kinder wird es wenigstens kurz wertgeschätzt. Risiken: Kann bei Kindern, die sich schlecht entscheiden können, Stress auslösen und je nach Betrag zu Überzuckerung führen. Nebenwirkungen: Stolz, Vorfreude, fördert Selbstverantwortung.
Hallenbadeintritt: Ob wir wollen oder nicht; irgendwann im Dezember landen wir alle im Hallenbad. Ist also ein geschenktes Päckli, das (fast) allen Beteiligten Freude bereitet. Risiken: Die Kinder könnten sehr lange bleiben wollen. Nebenwirkungen: Ohrenschaden, Fusspilz und Erfrieren (Lektüreempfehlung zum Thema «Überlebensstrategien für die Hallenbadsaison» finden Sie hier).
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