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Meinung

Mamablog: Ab ins feuchte Reich
Überlebensstrategien für die Hallenbadsaison

Das Schönwetterargument der hallenbadhassenden Mutter funktioniert nicht mehr – zur Freude der Kleinen.
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Bald ist sie wieder da, die Hallenbadsaison. Dieses Jahr konnte ich sie mit dem Schönwetterargument lange hinausschieben, aber der Herbst kommt und danach ein langer Winter und dann kann ich mich nicht mehr drücken. Ich bin eine vehemente Hallenbadhasserin. Aber wenn schon ein Ort existiert, an dem unsere drei Wasserratten gleichermassen happy sind, wären wir doch blöd, diesen zu meiden.

Knifflige Umkleidesituation

Die Challenge beginnt schon bei der Umkleide. Familienkabinen gehen bei uns nicht mehr, da momentan schon ein Zipfel der Unterhose zu viel Offenbarung ist. In den Hasenstallkabinen setzen aber irgendwie automatisch die Kinderhirne aus. Während ich mich mühsam aus den vielen Kleidern (es ist ja mindestens Herbst und im Normalfall regnet es) in meine Badehose kämpfe, versuche ich, die Grossen aus der Ferne daran zu erinnern, dass wir imfall nicht allein hier sind. Derweil mein Kabinengenosse unaufhörlich diese Tür öffnet, die immer auf beiden Seiten gleichzeitig aufgeht. Natürlich habe ich nie einen Zweifränkler dabei. Falls ich mutig bin, gehe ich noch trocken auf das pflotschnasse Klo, bei dem man nicht weiss, was jetzt Hallenbadwasser ist und was nicht.

Das besagte Wasser ist aus Prinzip ein paar Grad zu kalt. Gerade so, dass ein ausgewachsener Mensch chronisch friert, aber gerade warm genug, dass Kinder es problemlos drei bis vier Stunden aushalten können. Als würde man Eltern absichtlich aber nicht ganz offensichtlich foltern wollen. Es gibt keine bequemen Sitzmöglichkeiten und sowieso ist es zu nass und zu laut, um sich zu entspannen oder zu lesen. Die knalligen 90er-Jahre-Designs hingegen sind schon fast wieder Kult.

Lolli-Saugglocken, die in Plastik-WCs mit saurem Pulver getunkt werden. Warum?!

Das Schwimmbecken, in dem man sich warm schwimmen könnte, ist mit Sicherheit gerade für einen Schwimmkurs gesperrt. Die armen Eltern tummeln sich im Babybecken. Die offensichtliche Überzahl lässt vermuten, dass es sich nicht nur um die Betreuungspersonen spielender Kleinkinder handelt. Alle wissen, das Wasser ist voll Bisi, aber es ist ihnen egal. Hauptsache warm.

Wie halt ich das aus?

Zwischendurch zwinge ich mich den Kindern zuliebe auf die Rutschbahn oder zum Sprungturm. Ich könnte sogar Gefallen daran finden, wenn ich nur nicht so frieren würde und nicht in diesen Ja-nicht-bewegen-Zustand gefallen wäre, in dem alle Körperteile möglichst nah beieinanderbleiben müssen.

Es hilft nur eins: Sich regelmässig aufs Klo zu entschuldigen und lange und so richtig heiss duschen zu gehen, um den Wärmetank für die nächste Etappe aufzufüllen. Ja ich weiss, umwelttechnisch ist das total daneben und ja, ich habe Gewissensbisse. Aber dieses Duschen ist wie eine Sucht. Nur noch einmal drücken. Das Hallenbad ist an sich schon Umweltsünde im höchsten Grad und Strategien sind überlebenswichtig. Wie die Schoggi im Putzschrank.

Das Schönste an diesen Ausflügen ist, dass ich nur einmal vom Fünfmeter springen muss, um die Heldin des Tages zu sein und meinen Phlegmatismus wieder gutzumachen. Weniger schön ist, dass der unausweichliche Kiosk das ganze Sortiment an überteuerten, überplastifizierten Schleckwaren führt, welche mich wieder zur Nicht-Heldin machen, weil ich mich weigere, sie zu kaufen. Sprays, mit denen man sich Karies in den Mund sprüht, Zuckerwasser-Roll-Ons und Lolli-Saugglocken, die in Plastik-WCs mit saurem Pulver getunkt werden. Warum?! Gummisäckli und Carambar waren doch super. Lasst uns eine Petition gegen diesen Unsinn starten. Es wäre günstiger und nachhaltiger, die Kinder puren Sirup aus der Flasche trinken zu lassen. Im Nachhinein bereue ich den Ausflug nie. Eine Kindheit ohne Hallenbad ist nun mal keine, also Körperöffnungen zu und durch.