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Meinung

Mamablog: Supermuttis auf Instagram
Bin ich etwa eine von denen?!

Was ist eigentlich «normal»? Mütter stehen im Zeitalter der Instamoms kann ganz schön unter Druck.
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Ich sitze auf dem Häuschen und bewundere einen straffen Hintern an irgendeinem Strand. Fucking Instagram. Ich sehe schon wieder anderen beim Leben zu, statt mich auf mein eigenes zu konzentrieren. Ein Kind fragt mich etwas. Die Frage prallt an mir ab – ich bin noch in Trauer über meinen eigenen, nicht so straffen Hintern vertieft und in ein Bild, das ein mir fremdes Kind beim Abfalleinsammeln zeigt. #selinakämpftfürsklima #nocutekidsonadeadplanet. Das Girl mit Häkelmütze und Biofilzwolle-Onesie würde vielleicht lieber im Park spielen, statt die Welt zu retten. Vielleicht möchte es sogar lieber frieren, statt in der Biofilzwolle zu schwitzen oder auf dem Spielplatz Freundschaften schliessen, statt die Follower ihrer Mutter zu influenzen. 

Schrei nach Einfachheit

Ein anderes Kind sitzt mit Schoggischnauz und weissen Sneakers auf dem Bänkli vor einem Hipster-Kaffeefenster. Es wurde mit Babyccino im biologisch abbaubaren Becher ruhiggestellt, damit Mama ungestört ihren Flat White mit Hafermilch schlürfen und Inspiration für das Wohnzimmer auf Pinterest finden kann. Diese Mama könnte ich sein.

In letzter Zeit trinke ich wieder öfter Café Crème und leihe mir Bücher aus, die ich auch tatsächlich lese. Etwas in mir schreit nach Einfachheit und Normalität. Nur weiss ich zum Teil nicht mehr, was «normal» ist. Ich weiss nur, dass ich müde bin. Chronisch überfüttert mit Bildern und Informationen. 

Sie tanzt die Nacht durch, geht auf dem Heimweg Gipfeli besorgen und macht dann noch ein Bananenbrot für den Brunch.

Nonstop ploppen Ideen auf und schreien: «Setz mich um!» Und über allem thront die Frage aller Fragen: Wie machen die das bloss? Ich wüsste gerne das Geheimnis der modernen Supermutti. Die einkocht und backt. Die plastikfrei durchs Leben schwebt, als wäre es das einfachste der Welt. Die keine Termine verkackt und trotzdem immer Zeit findet für Kaffeekränzchen und Sport. Die stets ein freundliches Wort auf den rot bemalten Lippen trägt. Deren ungeschminkte Augen leuchten und deren Nägel trotz Kaltwasserschwimmen, Hochtourenwandern, Unkrautjäten, Sandburgenbauen und Teigkneten immer perfekt aussehen. Die «Genusszigis» raucht und nur so viel Bier trinkt, dass ihr am Morgen kein Kater den Weg ins Yoga versperrt.

Muskelkater kriegt sie auch nie, weil sie es sich wert ist und das Training nie schleifen lässt. Sie tanzt die Nacht durch, geht auf dem Heimweg Gipfeli besorgen und macht dann noch ein Bananenbrot für den Brunch. Sie besitzt keinen Plunder. Die geilsten Designersachen findet sie auf Tutti und Ricardo; nachhaltig und günstig. Sie kauft Gemüse und Fleisch (wenn überhaupt) direkt beim Bauern, ihre Kinder tragen ausschliesslich Leinen und werden mit immer schön rasierten Beinen im holländischen «Bakfiets»-Lastenvelo zum Cellounterricht und in den Kinderchor kutschiert. 

Energie zum Abwinken und immer Bock auf Sex

Sowieso hat sie Energie bis zum Abwinken und übrigens auch immer Bock auf Sex. Sie kennt sich selbst so unglaublich gut und deshalb weiss sie, was ihr guttut und dann tut sie das auch noch einfach und strahlt dabei wie ein Honigkuchenpferd. Leck mich. Warum strahle ich nicht? Sie töpfert ihre Tassen selbst, während ich das Gefühl habe, ich hätte nicht mehr alle im Schrank. Und dann trifft es mich wie ein Blitz: Wahrscheinlich denken einige über mich, dass ich eine von ihnen bin. Shit. Ich könnte bewundert werden. Wie peinlich. Und lächerlich. Gut möglich, dass ich irgendwann zusammenbreche und von der Bildfläche verschwinde. Dann müssen das meine Liebsten ausbaden und nicht die Fans auf Instagram. Die suchen sich einfach eine neue Supermutti. Also lieber schnell weg mit dem Handy und ab in die Bibliothek.

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