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Meinung

Mamablog: Gerechtigkeit im Familienalltag
Kompromisse stinken!

Angry little kids fighting over a remote control while watching TV on sofa at home.
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Würde es eine Art zehn Gebote für das Zusammenleben als Familie geben, stünden Kompromisse wahrscheinlich weit oben auf der Gebotsliste. Lustigerweise sind wir sonst im Leben der Meinung, es nicht allen recht machen zu müssen (obwohl wir das eigentlich sehr fest wollen, aber niemand gibt es zu). Nicht so in der Familie. Da reissen wir uns lieber grad zwei Beine aus, damit alle zufrieden sind. Jedenfalls kenne ich das von mir. Ich mag es nicht, meine Kinder und meinen Mann zu enttäuschen. Ich möchte sie sogar am liebsten nach Strich und Faden verwöhnen. Schliesslich macht ihre Zufriedenheit auch mein Leben (vorübergehend) leichter und diese Motivation ist nicht zu unterschätzen. 

Präventives Trostpflaster

Das ist im Job, in der Nachbarschaft, an der Migroskasse und im Zug weniger komplex. Ein hässiges Gesicht oder Kopfschütteln ist auszuhalten. Vor der Nachbarin kann ich flüchten und hinter mir die Haustür zumachen. Aber enttäuschte Kinder müssen wir nicht nur aushalten, sondern uns auch noch mit ihnen auseinandersetzen. Grauslig. Dann doch lieber das präventive Trostpflaster, also den Kompromiss. Es wollen alle einen anderen Film schauen? Ja dann müssen wir einen Kompromiss finden. Wir wollen alle an verschiedenen Orten Urlaub machen? Her mit dem Kompromiss. Beide wollen in den Ausgang, aber es gibt keinen Babysitter? Kompromi-hiss!! Nach vielmaliger Anwendung dieses Gebots, bin ich jetzt zum Schluss gekommen: Kompromisse sind oft einfach nur Scheisse. 

Der andere hat immer dunkleren Sirup und ein grösseres Eigelb im Spiegelei.

Letztendlich schaut man Filme, an denen niemand wirklich Freude hat, oder die einfach nur schlecht sind. (Bemerkung am Rande: So wie es einen Grund gibt, warum gewisse Dinge gratis zum Mitnehmen sind, gibt es auch einen Grund, warum gewisse Filme niemand kennt.) Oder man geht dort in die Ferien, wo der eine zwar surfen kann, die Wellen aber nichts taugen, weil die andere nicht zu weit fahren wollte. Wenigstens ist es für den dritten da nicht zu heiss, aber leider nicht so weit im Norden, dass es für alle anderen plausibel wäre, im August Fasi und Mütze zu tragen. Sie ist zwar am Meer, aber wird nicht braun. Er hat zwar seine Stadt in der Nähe, aber die ist bei Regen auch nicht so schön. In den Ausgang dürfen beide, je eineinhalb Stunden. Sie kann es nicht richtig geniessen, weil sie ständig auf die Uhr schauen muss und ihre Freundinnen kommen 40 Minuten zu spät. Er schläft derzeit zu Hause auf der Couch ein und schleppt sich dem Kompromiss zuliebe noch in die Kneipe, obwohl er lieber liegenbleiben würde. Beide haben verloren. Kompromisse sind der Kitt, der die Familie zusammenhält? Ich glaube das längst nicht mehr. 

Lieber ein glückliches Kind als drei gleichgültige

Unterm Strich ist es befriedigender, klare Entscheidungen zu treffen. Einmal zu verzichten und dafür ein anderes Mal richtig zum Zug zu kommen. Ein glückliches Kind ist mehr wert als drei gleichgültige oder gar lustlose. Die Benachteiligten bekommen dafür die Gelegenheit, zu lernen, sich für andere zu freuen. Für unsere Kinder gilt die Grundregel: Dasselbe immer drei Mal. Alles muss fair sein und natürlich ist es das nie, egal wie viel Mühe wir uns geben. Der andere hat immer dunkleren Sirup und ein grösseres Eigelb im Spiegelei. Wenn der ein Glacé durfte, während ich bei meinem Freund war, darf ich jetzt auch noch eins. Obwohl ich schon im Bett bin. Dann putze ich halt nochmal die Zähne. Und wenn der bei seinem Freund gamen durfte, darf ich das auch noch, und zwar auf die Sekunde gleich lang.

Gerechtigkeit ist ein Riesenthema in der Familie und seien wir mal ehrlich; man kann in der Umsetzung nur versagen. Sparen wir uns besser die Mühe und finden uns heute damit ab.