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Mamablog: So klappt das mit dem Mithelfen
Alli mini Ämtli

Mamas Tagtraum? Nein, offenbar können Kinder mehr, als wir meinen  – wenn sie die Notwendigkeit erkennen.
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Wie viel sollen die Kinder im Haushalt helfen? Bei uns ist das so eine ewig ungeklärte Sache. Beide wollen, dass sich der Nachwuchs an der Hausarbeit beteiligt. Beide neigen zu Inkonsequenz, das fängt schon beim eigenen Verhalten an. Wie sollen Eltern den Ämtliplan der Kinder durchsetzen, wenn sie schon an ihrer eigenen To-do-Liste scheitern, weil Fail-Dienstag auf Watson, Sport-Liveticker oder Instagram? Ausserdem sind Elternteile doch selten aus dem gleichen Holz geschnitzt. Mama will es so gemacht haben. Papa findet, man kann auch so. Oder umgekehrt. Die Kinder finden grundsätzlich Fussball und Skaten wichtiger als alles andere.

Äussere Ordnung, um Chaos zu ertragen

Ich persönlich brauche äussere Ordnung, um das Chaos in meinem Innern ertragen zu können. Bei meinen Kids habe ich manchmal den Eindruck, es sei genau umgekehrt. Als müssten sie Chaos und Streit produzieren, um die innere Trägheit aufzulösen. Eine schwierige Kombination.

Wie auch immer – ich habe mir im vergangenen Jahr am ersten Tag der Herbstferien den Fuss gebrochen. Glaubt ihm nicht, wenn ein Kind behauptet, von einer Plattform auf ein Luftkissen zu springen sei total ungefährlich. Die «Generation Freestylepark» ist nicht ganz bei Trost. Mein Mann, der mit seinem Salto-Köpfler-Ränzler-Mix einen kurzen Herzstillstand bei mir auslöste, blieb natürlich unversehrt. Ich hätte einfach sagen können, ich will nicht. Ist aber etwas viel verlangt von einer Frau, die sich gerade in der Midlife-Crisis-Gefahrenzone befindet. Sie neigt eher dazu, sich und anderen beweisen zu wollen, dass sie noch knackig und für jeden Seich zu haben ist.

Von einem Tag auf den anderen wurde Staub gesaugt, die Küche gemacht und das Zimmer aufgeräumt, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

Der Unfall war nicht nur schmerzhaft, blödsinnig und franchisetechnisch denkbar schlecht im Jahr platziert. Er war auch augenöffnend: Meine Kinder erkennen eine Notsituation und reagieren darauf. Sie können Arbeit, die aus Prinzip getan werden soll – damit wir uns als Erziehende auf die Schulter klopfen können – von solcher unterscheiden, bei der es offensichtlich ihrer Hilfe bedarf.

Plötzlich geschah ein Wunder

Nachdem ich über Jahre die schönsten Ämtlipläne geschrieben, einen nach dem anderen wieder verworfen, abwechslungsweise mit fragwürdigen Belohnungs- und Bestrafungssystemen gearbeitet und immer wieder an meinen Erziehungsfähigkeiten gezweifelt habe, geschah plötzlich ein Wunder. Das Wunder offensichtlicher Notwendigkeit. Von einem Tag auf den anderen wurde Staub gesaugt, die Küche gemacht, das Zimmer aufgeräumt, WC geputzt und der stinkende Kompost runtergebracht, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Sechs wunderbare Wochen konnte ich mit hochgelagertem Gipsfuss auf der Couch liegend delegieren und es hat funktioniert.

Ich besteche die Kids wieder mit Bildschirmzeit und drohe Konsequenzen an.

Für mich hat sich einmal mehr bestätigt: Wir erziehen unsere Kinder vor allem für die Aussenwelt, den Ernstfall und die Zukunft. Es ist doch beruhigend zu wissen, dass sie auswärts schön essen, höflich sind und mithelfen, wenn Not am Mensch ist. Stellt euch vor, sie wären es nur zu Hause! Wir sind unterdessen «back to normal». Ich ändere wieder verzweifelt jede Woche den Plan und die Regeln. Ich besteche die Kids mit Bildschirmzeit und drohe Konsequenzen an, die ich dann nicht durchsetze.

Am ersten Tag, an dem ich einmal ohne Krücken quer durch die Wohnung gehumpelt bin, war Schluss mit der Hilfsbereitschaft. Aber es stresst mich nicht mehr so sehr wie vorher. Ich weiss jetzt, dass sie es können. Und dass es nicht an unserer Erziehung liegt, sondern nur daran, dass sie – wie die meisten von uns – einen Sinn in ihrer Arbeit sehen möchten und ihnen ein «Einfach, weil ich es sage!» nicht als Antwort reicht.

Wie läuft das bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser? Nutzen Sie Ämtlipläne? Und funktionieren sie? Diskutieren Sie mit.