Mamablog: Tipps für Teenager-ElternEin Handbuch für Teenies gefällig?
Die zwei neuen Mitarbeitenden, äh… Teenager, stellen den Familienbetrieb unserer Autorin auf den Kopf. Ein Einblick in ihr überarbeitetes Regelwerk.
Unser Familienbetrieb hat zwei neue Mitarbeitende bekommen. Na gut, von Arbeitenden kann nicht die Rede sein. Sagen wir, unser Familienbetrieb hat zwei neue Gegenarbeiter bekommen. Man nennt sie neudeutsch auch Teenager. Die beiden Geschäftsführer sind in die Jahre gekommen und im Betrieb ist Sand im Getriebe. Es harzt und läuft nicht mehr wie früher. Einfach anders als es die Geschäftsphilosophie vorgibt. Folglich hat sich die Geschäftsleitung beraten und beschlossen, Umstrukturierungen vorzunehmen.
Den bisherigen Angestellten wird mehr Verantwortung aufgetragen. Ausserdem erhalten sie neue Rechte und Pflichten. Sie unterstehen einem Kündigungsschutz, bis sie mindestens das 18. Lebensjahr erreicht haben. Es gilt, das alte Familienmodell neu zu überarbeiten. Mit Sanktionen ist zu rechnen. Ziel ist es, einen angenehmen Umgang zu pflegen, die Produktivität in Schule und Haushalt zu steigern, neue Lösungsstrategien in Konfliktsituationen zu finden und die Kooperation der Belegschaft zu verbessern.
Neu ins Handbuch des Familienbetriebes gehören:
Im Gespräch bleiben, in limitierten Zeitfenstern
Es ist Pflicht der Geschäftsleitung sicherzustellen, dass Gespräche jederzeit möglich und auch nötig sind. Der Kontakt und die Nähe im Kollegium ist von hoher Wichtigkeit, steht zuweilen jedoch im Widerspruch zum Drang zur Selbstständigkeit und Abkapselung der neuen Arbeitnehmenden. Die Vorgesetzten sollen jederzeit vom Instrument des Fingerspitzengefühls Gebrauch machen, das heisst, es sollte jeweils herausgespürt werden, wann und wie lange die Mitarbeitenden gesprächsbereit sind. Schnelligkeit zahlt sich an dieser Stelle aus, da die Aufmerksamkeitsspanne meist auf 10 Minuten beschränkt ist. Die Auszubildenden wünschen sich klare und knappe Ansagen.
Neue Rahmenbedingungen flexibel anpassen
Wie sich herausgestellt hat, sind gewisse Abkommen hinfällig geworden. Beispielsweise sind die neuen Teammitglieder wetterresistent geworden. Das heisst, Regen- und Kältemassnahmen wie dicke Jacken, Handschuhe und Regenhosen können gestrichen werden. Es bleibt Aufgabe der Geschäftsleitung, in den Verhandlungen einen Mittelweg zu finden zwischen Laisser-faire und Verboten. Dieser Mittelweg kann fix festgelegt werden. Jedoch zeigt die Erfahrung, dass sich hier Flexibilität auszahlt, da Mittelwege situationsbedingt unterschiedlich beschritten werden sollten. Leider sind die neuen Betriebsanleitungen noch nicht geliefert worden. Somit ist gesunder Menschenverstand gefragt.
Betriebskultur: Sich neu kennen lernen
Die Belegschaft beklagt eine allgemeine menschliche Veränderung bei Chef und Chefin. Sie würden sich neuerdings seltsam kleiden, eigenartig essen/kauen, sich befremdlich bewegen, äussern, lachen und atmen. Dasselbe gilt umgekehrt. Ziel ist es, sich wieder neu kennen zu lernen, sodass man sich ein neues Bild des andern erschaffen kann. Achtung, dieses Bild kann sich von Woche zu Woche wieder ändern und unterliegt einem Prozess.
Teenagisch lernen!
Die Chefs sind dazu angehalten, eine neue Sprache zu erlernen – Teenagisch. Dabei soll die Sprache nur verstanden, aber unter keinen Umständen selbst gesprochen werden. Sie soll lediglich der besseren, internen Verständigung dienen. Umgekehrt wird den Lernenden empfohlen, gewisses Vokabular der alten Sprache wieder aufzufrischen, um Anleitungen besser zu verstehen.
Interessenkonflikte minimieren – neue gemeinsamen Interessen festlegen!
Die Erfahrung hat gezeigt, dass gewisse Interessen zwischen Geschäftsführenden und Arbeitnehmenden diametral auseinanderklaffen. Für die Leitung ist Bildung, Lehrstelle, vernünftige Ernährung, Reduktion von Medienkonsum und eine sinnvolle Beschäftigung wichtig. Die Azubis umschiffen diese Themen jedoch nach ihren Möglichkeiten und zeigen Aufmerksamkeit in anderen Bereichen wie: Abhängen mit Kolleginnen und Kollegen, Alkohol, Rauchen, Kleidung, Verliebtsein, Insta, Snapchat, Tik Tok und anderen Scheinwelten. Es wird empfohlen, mittels Brainstorming zu erörtern, wie und wo man sich wieder neu als Familie finden kann. Ziel ist es, eine Schnittmenge zu erkennen, die für beide Seiten akzeptabel ist.
Unser neues Leitbild:
Wir verzichten in der Chefetage auf die drei roten «V»: Vorwürfe, Vorträge und Verhöre.
Stattdessen halten wir uns an die drei grünen «V»: Vorbild, verstehen, vertrauen.
Wir bieten unseren Mitgliedern: Rückhalt, Orientierung, Sicherheit, Geborgenheit und Liebe.
Wir verlangen: Respekt, Anstand, Pünktlichkeit, Ordnung und Verantwortung.
Die Mitarbeitenden verpflichten sich zur Mitarbeit.
Wir helfen uns gegenseitig und sind immer für einander da.
Diese Betriebsanleitung tritt ab sofort und auf unbestimmte Zeit in Kraft.
Wie halten Sie es mit Ihren Teenagern? Mussten auch Sie Ihr Familienmodell den neuen Bedürfnissen anpassen?
Fehler gefunden?Jetzt melden.